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Bayern

Flossenbürg: Gedenkstele an homo­sexuelle NS-Opfer eingeweiht

Das von der Nürnberger Szene initiierte Mahnmal in dem ehemaligen Konzentrationslager stand im Mittelpunkt der offiziellen Gedenkstunde des Landtags an Opfer der NS-Verfolgung.


Karl Freller, Bastian Breuwer und Ilse Aigner an der Stele. Auf ihr steht: "Zum Gedenken der Männer die dem §175 zum Opfer fielen und im KZ Flossenbürg interniert wurden" (Bild: Bayerischer Landtag / Rolf Poss)

Eine neue Steinstele in der bayerischen KZ-Gedenkstätte Flossenbürg erinnert künftig an die homo­sexuellen Opfer des NS-Regimes. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) weihte am Mittwoch gemeinsam mit Karl Freller, dem Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, den Gedenkstein ein. Geschaffen hat ihn der Bildhauer und Vorsitzende des CSD Nürnberg, Bastian Breuwer, der bei der live im BR übertragenen Zeremonie in einer Ansprache auch an die Verfolgung in der Nachkriegszeit erinnerte.

Das Denkmal, eine dreieckige Säule, die nach oben hin zu einem Winkel wird, sollte bereits im Oktober 2020 durch die damalige Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Landtagsabgeordnete eingeweiht werden (queer.de berichtete). Die Veranstaltung musste aber aufgrund von Corona abgesagt werden.

Nun standen die Stele und die homo­sexuellen NS-Opfer im Mittelpunkt des jährlichen Gedenkens des bayerischen Landtags und der Gedenkstätten-Stiftung an die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Gedenken legte Aigner auch einen Kranz in der Gedenkstätte in der Oberpfalz nieder.

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"Mit dem diesjährigen Schwerpunkt wollen wir den homo­sexuellen Opfern eine Stimme geben", sagte Aigner. "Das Schweigen zu brechen, ist zentrale Aufgabe des Gedenkens rund um den 27. Januar. Vor 77 Jahren befreiten die Soldaten der Alliierten die deutschen Konzentrationslager. Sie stießen Tore des Schreckens auf und offenbarten der Welt Dimensionen der Unmenschlichkeit, die bis dato unbekannt waren."

Im Konzentrationslager Flossenbürg, das circa auf halber Strecke zwischen Nürnberg und Prag lag und fast 90 Außenlager umfasste, wurden zwischen 1938 und 1945 mindestens 379 Männer von der SS als "Homosexuelle" registriert. Nachweislich 95 von ihnen starben im Lager. Sie waren nicht nur gewalttätigen Übergriffen durch die SS ausgesetzt, sondern wurden auch durch andere Insassen bedroht.

"Wer vergessen will, bahnt der Wiederholung den Weg. Nicht die Geschichte wiederholt sich", sagte Aigner. "Es sind Menschen, die bereit sind, Unmenschlichkeit wieder zuzulassen." Die CSU-Politikerin erinnerte daran, dass Mitglieder der queeren Community weltweit immer noch unter Diskriminierung, Anfeindung und Gesetzgebung gegen sie zu leiden hätten. Im allgemeineren Teil der Rede kritisierte Aigner auch "Spaziergänge" gegen Corona-Maßnahmen: "Wenn rechts und links Extremisten marschieren, wenn sie das Geschehen dominieren oder gar initiiert haben, dürfen Demokratinnen und Demokraten sich nicht gemein machen mit Feinden der freien Gesellschaft". Wer Corona-Maßnahmen mit NS-Verfolgung gleichsetze, den Holocaust verharmlose, habe jedes Maß und jeden Anstand verloren.

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"Aus der Vergangenheit lernen heißt, die Zukunft zu ändern!", betonte Gedenkstätten-Direktor Freller. "Ich möchte in einer Welt der Freiheit und Toleranz leben, und nicht in einer, in der gewaltbereite Demokratie-Gegner fackeltragend durch die Straßen spazieren und Nazi-Parolen skandieren – wie in vielen deutschen Städten derzeit – oder Denkmäler für homosexuelle Opfer der Nazizeit schänden, wie vor wenigen Tagen wieder in Köln geschehen" (queer.de berichtete).

Musikalisch wurde der Gedenkakt von jungen Musikerinnen und Musikern des Hornensembles des Symphonieorchesters der Universität Regensburg gestaltet. Zudem trug Luca Fabièn Dotzler, nicht-binäre*r Künstler*in, "Das lila Lied" vor, die erste Hymne der homosexuellen Bewegung aus dem Jahre 1920. Vier Jugendliche, die sich in besonderer Weise für das Projekt "ReMember – deine Geschichte zählt" engagierten, trugen während des Zugs zur neuen Stele die Kränze.

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Das neue Denkmal, das im sogenannten "Tal des Todes" errichtet wird, ist bereits seit vielen Jahren ein aktives Anliegen des queeren Zentrums Fliederlich e.V. aus Nürnberg und der LGBTI-Community der Stadt. Der Verein hatte in den letzten Jahren zahlreiche Spenden für die Realisierung gesammelt sowie den Entwurf und die Gestaltung des Denkmals in Auftrag gegeben.

"Homosexuelle Männer waren eine der wenigen Opfergruppen des NS-Regimes, deren staatliche Verfolgung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Bundesrepublik fortgesetzt wurde", sagte Bildhauer und CSD-Vorstand Bastian Breuwer. "An ein Gedenken an diese Männer oder gar eine Rehabilitierung war Jahrzehnte nicht zu denken – im Gegenteil – dieselben Polizisten verfolgten sie weiter und dieselben Richter sprachen das Unrecht fort. […] Es ist nun an der Zeit, dieser Opfergruppe ein würdiges Gedenken zu schaffen, und ich danke besonders dafür, dass ich meinen Teil dazu beitragen durfte."


Bastian Breuwer bei seiner Rede. Bild: Bayerischer Landtag / Rolf Poss

Der Fliederlich e.V. hatte 2020 bereits mit der Ausstellung "Schwules Leiden im KZ Flossenbürg" den Männern gedacht. Am Nürnberger Magnus-Hirschfeld-Platz erinnert ein steinerner Winkel an die schwulen Opfer und eine Steinkugel an die lesbischen Opfer der NS-Zeit, während eine Tafel die Verfolgung auch in der Nachkriegszeit thematisiert (queer.de berichtete).

Im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltungen von deutschen Parlamenten an NS-Opfer, zeitlich angelehnt an die Befreiung vom KZ Auschwitz am 27. Januar 1945, hatten zuletzt mehrere Landtag schwerpunktmäßig an homosexuelle NS-Opfer gedacht, darunter Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg. Ein entsprechendes Gedenken im Bundestag steht noch aus (queer.de berichtete). An Mahnmalen zu homosexuellen NS-Opfern finden am Donnerstag Gedenkveranstaltungen in Berlin, Köln (online) und Mainz statt. (cw/dpa/pm)

#1 JuriAnonym
  • 26.01.2022, 22:58h
  • Dass ausgerechnet eine von der CSU an diesem Ort ist und Schwulen Opfern gedenkt. Die soll sich lieber mit der Geschichte ihres Sauhaufens Namens CSU/CDU befassen. Da hat sie mit Aufarbeitung mehr als genug zu tun.
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#2 Miguel53deProfil
  • 26.01.2022, 23:09hOttawa
  • "An ein Gedenken an diese Männer oder gar eine Rehabilitierung war Jahrzehnte nicht zu denken im Gegenteil dieselben Polizisten verfolgten sie weiter und dieselben Richter sprachen das Unrecht fort.

    Und die selben Politiker und ihre heutigen, geistigen Erben setzen bis heute das Unrecht fort. Nicht nur, aber eben auch in Deutschland. Und wenn sie gegenüber lesbischen und homosexuellen Menschen nichts mehr machen können, dann nehmen sich eben Transsexuelle und andere Gruppen vor.

    Das Unrecht gegenüber Sinti und Roma setzt sich ohnehin bis heute europaweit fast ungehindert fort. Da helfen nicht einmal Gesetze. Und der Anti-Semitismus wird wieder deutlich lauter und aggressiver.
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#3 AtreusEhemaliges Profil
  • 27.01.2022, 06:40h
  • Die Trauerfeier hat mich tief bewegt und zu Tränen gerührt, da es mir unmöglich ist, KZ ohne die Biografien von Josef Kohout, Rudolf Brazda und Pierre Seel zu denken und erfahren, deren Schilderungen aus den Metropolen des Todes ich nicht vergessen kann und die mich seit ihrer Lektüre begleiten. Leider, und das wurde selbstkritisch erwähnt, ist ihre Erwähnung und die ihrer Leidensgenossen, gestern erstmalig in dieser Form erfolgt und kommt zumindest für die ehemaligen Träger des Rosa Winkel zu spät.

    Die weitere, deutliche Kritik am Fortbestehen des Paragraphen 175 in der BRD, die fortlaufende Ächtung, Verfolgung und Verurteilung durch dieselben Richter und Polizisten, die Benennung der geistigen Nachfolger, die heute auf den Straßen protestieren und die Erkenntnis, dass wir 2022 noch immer nicht am Ziel sind, hat dieser Veranstaltung einen Grad an Aufrichtig-, Glaubwürdig- und Ehrlichkeit verliehen, wie ich es nur selten gesehen und erlebt habe.

    Meine Hoffnung ruht auf einer Erinnerungskultur 2.0, die die Opfer des NS-Regimes nicht mehr in zwei Klassen teilt, die die gestrige Mahnung als Auftrag versteht und in politische, gesetzgeberische Handlungen überführt und das der Bundestag 2023 ein seit 1949 andauerndes Unrecht endlich beendet und sich selbstkritisch seiner Schuld und Doppelmoral stellt.
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#4 AndreAnonym
  • 27.01.2022, 09:16h
  • Antwort auf #1 von Juri
  • Hier geht es um die Aufstellung einer Stele die an homosexuelle NS-Opfer gedenken soll.

    Und nicht um deine Abneigung gegen Politiker von CDU/CSU. Es wäre anders, wenn die AfD auf dem Foto zu sehen wäre.
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#5 elimAnonym
  • 27.01.2022, 10:11h
  • Zuerst mal herzlichen Dank an alle, die das möglich gemacht haben: Gute und wichtige Arbeit!

    Abgesehen davon: bin ich der Einzige, dem der Satz "Der Verein hatte in den letzten Jahren zahlreiche Spenden für die Realisierung gesammelt" bitter aufstößt? Wir LGBT*IQ bezahlen also selber dafür, daß sich jemand an das Unrecht an unseren, wenn auch nicht unbedingt biologischen, Vorfahren an einer passenden Gedenkstätte erinnern kann? Sagt leider auch viel aus.
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#6 KlardenkerAnonym
  • 27.01.2022, 11:19h
  • Antwort auf #4 von Andre
  • "Nicht die Geschichte wiederholt sich", sagte Aigner. "Es sind Menschen, die bereit sind, Unmenschlichkeit wieder zuzulassen."

    Ob sie damit auch Söder meint, der dem Schwulenhasser Putin - samt den Seinen in Tschetschenien - aktuell wieder mal den Rücken stärkt?
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#7 AndreAnonym
  • 27.01.2022, 15:24h
  • Antwort auf #6 von Klardenker
  • Man muss hier unterscheiden. Ich bin auch kein Freund von Putin, aber nun ist Nord-Stream 2 eben mal da.

    Die mecklenburgische Ministerpräsident Schwesig (SPD), steht eben auch hinter Nord-Stream 2 und wir sind im Gas abhängig von Putin. Wenn Putin die Gasmenge drosselt ist es hart für Deutschland, denn es würde unser Land treffen.

    Was würde passieren wenn Putin doch in die Ukraine einfällt?! Es gibt so viele Fragen die unbeantwortet sind, in der Russlandfrage.
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#8 KlardenkerAnonym
  • 28.01.2022, 13:37h
  • Antwort auf #7 von Andre
  • "Ich bin auch kein Freund von Putin, aber nun ist Nord-Stream 2 eben mal da."
    ---> Nein. Nord-Stream ist noch nicht Realität, das wollen nur Kreml-Freunde so darstellen. Russland hat Fehler bei der Organisation des Ganzen gemacht, die gegen europäisches Recht verstoßen.

    "Die mecklenburgische Ministerpräsident Schwesig (SPD), steht eben auch hinter Nord-Stream 2"
    ---> Klar, sie schaut auf ihre Wirtschaft und außerdem ist ihr großer Parteifreund Schröder Teil von Putins Gang.

    "und wir sind im Gas abhängig von Putin. Wenn Putin die Gasmenge drosselt ist es hart für Deutschland, denn es würde unser Land treffen."
    ---> Punktuell vielleicht. Deshalb will Baerbock diese Abhängigkeit mittelfristig beenden und hat mit ihrer Partei gute Strategien. Ein einfaches "weiter so" hilft in dieser Angelegneheit jedenfalls nicht.

    "Was würde passieren wenn Putin doch in die Ukraine einfällt?!"
    ---> Das haben sowohl Scholz als auch die EU als auch die USA bereits dargelegt.

    "Es gibt so viele Fragen die unbeantwortet sind, in der Russlandfrage."
    ---> Nein, auch dies ist lediglich das Narrativ von Kreml-Freunden, die die bereits dargelegten Konsequenzen für sich offensichtlich extrem fürchten.
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#9 dellbronx51069Anonym
  • 28.01.2022, 17:04h
  • Die Putinversteher sitzen überall in den Parteien, vorallem aber in der SPD. Unsere Politiker haben sich völlig unnötig und unkritisch in seine Hand begeben. Überall nur Austieg aus allen Energieformen gleichzeitig. Der Staat tut nichts i.S. Klima ,die Kosten für all das wird dem Bürger in die Tasche geschoben. Da werden viele in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und das gesellschaftliche Klima wird sich weiter verschlechtern einhergehend mit Spannungen und zunehmender Aggression ,die sich dann zuerst zu unseren Lasten entlädt.
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