Ein Mahnmal in Köln erinnert an die queeren Opfer des NS-Regimes
LGBTI-Aktivist*innen erinnern anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Donnerstag daran, dass auch heute noch Minderheiten in Deutschland gefährdet seien. "Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus führt uns vor Augen, was geschehen kann, wenn Hass und Hetze eine Gesellschaft vergiften, wenn eine Mehrheit gleichgültig wird gegenüber dem Leben Anderer, wenn sie Ausgrenzung und Entrechtung zulässt und unterstützt", erklärte etwa LSVD-Bundesvorstandsmitglied Henny Engels.
Menschenfeindliche Ideologien wie Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Transfeindlichkeit seien stark miteinander verwoben, so Engels weiter. Denn sie leugneten, dass alle Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten ausgestattet seien. "Auch heute sind Hass und Hetze weiter auf widerlichste Weise präsent. Das zeigt uns: Um Freiheit, Gleichheit und Respekt muss täglich neu gerungen werden." Deshalb sei auch eine "demokratische Erinnerungskultur an die NS-Verbrechen und an deren Opfer" wichtig.
Engels erinnerte auch daran, dass queere Opfer des Nationalsozialismus "über Jahrzehnte aus der Gedenkkultur ausgeschlossen" worden seien. Daher setze sich der Lesben- und Schwulenverband dafür ein, dass eine der jährlichen Gedenkstunden des Bundestages an die Opfer des Nationalsozialismus auch den Menschen gewidmet wird, die während der NS-Herrschaft wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet worden waren. "Wir sind zuversichtlich, dass dies in der neuen Wahlperiode endlich möglich wird", so Engels.
"Kein Gedenken für Homosexuelle. Das ist eine Schande"
Die Forderung nach Gedenken im Bundestag wird von vielen queeren Organisationen erhoben. Michael Kauch, der Bundesvorsitzende der Liberalen Schwulen und Lesben, erklärte etwa am Donnerstag: "Über Jahre hat der Deutsche Bundestag in seinen Gedenkstunden die in den Konzentrationslagern getöteten, erniedrigten und geschundenen schwulen Männer mit dem Rosa Winkel ignoriert. Auch die mit anderen Mitteln verfolgten weiteren sexuellen Minderheiten wurden totgeschwiegen. Alle anderen Opfergruppen der Konzentrationslager haben im Laufe der Jahre ein angemessenes eigenständiges Gedenken erhalten, nur die Homosexuellen nicht. Das ist eine Schande."
Auch Jürgen Lenders, der LSBTI-politischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, unterstützt diese Forderung – er wolle sich für einen entsprechenden Gedenktag 2023 einsetzen, erklärte der Abgeordnete aus Hessen am Donnerstag: "Ich werde mich in Kürze mit der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und einem ihrer Stellvertreter, meinen Fraktionskollegen, Wolfgang Kubicki, in Verbindung setzen, um das zu thematisieren."
Jahrelang hatte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Erinnerung an queere Opfer der Nazi-Barbarei im deutschen Parlament verhindert (queer.de berichtete). Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat aber für kommendes Jahr einen entsprechenden Schwerpunkt in der Holocaustgedenkstunde des Bundestags in Aussicht gestellt (queer.de berichtete).
Landesparlamente erinnern schon seit längerem an die Gräueltaten der Nazis gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten. So weihte die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) am Mittwoch eine Gedenkstele für diese Gruppe im ehemaligen KZ Flossenbürg ein (queer.de berichtete). In vielen Städten, etwa in Berlin und Köln, finden am Donnerstag an Gedenkstätten für die queeren Nazi-Opfer Kranzniederlegungen oder Schweigeminuten statt.
Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Anlass ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. (dk)
totgeschlagen...totgeschwiegen!
wenn es nicht so traurig wäre einfach nur peinlich...!!