Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Elternmagazin "Baby und Familie" ihr Familienbild definiert: "Familie ist auch die traditionelle Ehe oder Partnerschaft mit keinem, einem oder mehreren Kindern, aber sie ist noch viel mehr: Patchwork, Alleinerziehende, Kinderreiche, Gleichgeschlechtliche und viele weitere Konstellationen", so Spiegel. "Wir müssen von der gesellschaftlichen Realität ausgehen: Familie ist Vielfalt."
Familie sei immer dort, "wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen". Diese Formulierung aus dem Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP werde der Vielfalt von Familie in der deutschen Gesellschaft gerecht, sagte die 41-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Mann vier Kinder hat. Bald zieht die Familie von Rheinland-Pfalz nach Berlin.
Es sei wichtig, dass die Politik die Realität der Vielfalt von Familien sichtbar mache und auch wertschätze. "Wir müssen die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen an die Familien im Jahr 2022 anpassen", forderte die Ministerin. Deshalb bringe die Ampelkoalition mehrere Initiativen auf den Weg. Spiegel erläuterte: "Ein Beispiel: Wenn zwei lesbische Mütter ein Kind bekommen, muss eine Mutter im Moment noch sehr kräftezehrende und stigmatisierende Behördengänge hinter sich bringen. Das wollen wir beseitigen. Zukünftig sollen automatisch beide Mütter des Kindes werden. Und wenn der biologische Vater aus dem Freundeskreis beispielsweise sagt 'Ich möchte auch Verantwortung übernehmen und dabei sein, wenn das Kind aufwächst', soll auch er in seinen Rechten gestärkt werden."
Spiegel: Verantwortungsgemeinschaften stärken "alle nicht-klassischen Familien"
In dem Interview verteidigte die Ministerin auch das im Koalitionsvertrag vereinbarte umstrittene Konzept der Verantwortungsgemeinschaften: "Mit dem Begriff Verantwortungsgemeinschaft sind eher keine Liebesbeziehungen gemeint", so Spiegel, die auch hier ein Beispiel nannte: "Zwei Alleinerziehende ziehen zusammen und übernehmen Verantwortung füreinander. Sie kümmern sich zusammen um die Kinder und um einander. Das kann zum Beispiel Folgen haben für das Mietrecht. Es geht aber auch um Fragen wie: Wer darf im Krankenhaus Auskunft erhalten, wenn eine der Frauen krank wird?" Das Konzept stärke das "alle nicht-klassischen Familien".
Das Konzept der Verantwortungsgemeinschaften werden von Union und AfD mit scharfen Worten bekämpft: Günter Krings, der rechtspolitische Sprecher von CDU/CSU, nannte das Projekt "Ehe light" und erklärte, dies würde gegen den besonderen Schutz von Ehe und Familie im Grundgesetz verstoßen (queer.de berichtete). Für die AfD ist dieses Konzept sogar "kriminell" (queer.de berichtete). (dk)
Interessant, mit welcher Selbstverständlichkeit Alleinerziehende als Frauen vorgestellt werden.
Grundsätzlich geht das aber in die richtige Richtung. Weg vom Monopol der Ehe. Richtig beurteilen können wir diese Pläne erst, wenn Details verhandelt werden.