Naila ist eine Stadt in Oberfranken mit rund 7.600 Einwohner*innen, heute habe ich zum ersten Mal von ihr gehört. Denn die Polizei vermeldete eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern in einem Nailaer Wirtshaus, dabei fiel das Wort "schwul". Gegen beide nun wegen Körperverletzung und Beleidigung ermittelt.
Das vermutlich bierselige Gerangel im Frankenwald ist nicht wirklich einen eigenen Bericht auf queer.de wert. Sehr wohl aber die offizielle Polizeimeldung zum Vorfall, die vor Homofeindlichkeit strotzt.
Im Wortlaut heißt es darin:
Am Samstagabend kam es in einer Gaststätte in Naila zu einer verbalen Auseinandersetzung mit Beleidigungen zwischen zwei männlichen Gästen im Alter von 51 und 36 Jahren. Unter anderem fiel eine Beleidung, dass der andre Gast "schwul" sei. Dies missfiel dem Kontrahenten natürlich. Daraufhin packte er sein Gegenüber am Jackenkragen, brachte diesen zu Boden und hier erfolgte ein leichtes Gerangel. Nun wird wegen Körperverletzung und Beleidigung gegen die beiden Herren aus Naila und Hof ermittelt.
Es mag ja sein, dass es noch immer hetero Männer gibt, für die Schwulsein eine ganz schlimme Beleidigung ist, die dann "natürlich" sauer werden und einige sogar handgreiflich. Meinetwegen können die sich gerne im Wirtshaus prügeln und anschließend wegen Körperverletzung verknackt werden, nüchtern im Polizeidienst haben sie aber nichts zu suchen. Welches Opfer homofeindlicher Gewalt erstattet schon gerne Anzeige bei einem Beamten, der beim Wort "schwul" in Panik gerät und beim Verfassen einer Pressemeldung überreagiert wie die Dumpfbacken in der Kneipe?
Bereits 2012 urteilte das Landgericht Tübingen, dass die Bezeichnung als "homosexuell" nicht ehrverletzend ist und als wertneutrale Äußerung keine Beleidigung darstellt – auch dann nicht, wenn die aussprechende Person sie beleidigend meint (queer.de berichtete).
Zehn Jahre später sollte sich das auch auf dem Polizeirevier in Naila herumgesprochen haben.