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#OutInFootball?

Hitzlsperger: "Gruppen-Outing wie in Kirche könnte ein gutes Modell sein"

Die Kirche als Vorbild für den Profi-Fußball? Laut Thomas Hitzlsperger könnte #OutInChurch die Blaupause für ein Massen-Coming-out in der Bundesliga sein.


Thomas Hitzlsperger hatte sich vor acht Jahren als schwul geoutet (Bild: Screenshot Das Erste)

Der offen schwule Fußball-Manager und Ex-Profi Thomas Hitzlsperger sieht die Initiative #OutInChurch als mögliches Vorbild für ein Coming-out von Fußballern in der Bundesliga: "Ein Gruppen-Outing, wie wir es jetzt in der Kirche gesehen haben, könnte ein gutes Modell sein, um den Druck von dem Einzelnen wegzunehmen", so der Ex-Nationalspieler in einem Bericht des "ARD-Morgenmagazins" vom Dienstag. Einschränkend fügte er an: "Und dennoch darf man nicht unterschätzen, dass die Gruppe am Ende wieder auseinandergeht und man alleine für sich ist." Hitzlsperger hatte sich nach dem Ende seiner Profilaufbahn Anfang 2014 als schwul geoutet (queer.de berichtete).

Der schwule Ex-Fußballer Marcus Urban ergänzte in dem Bericht, dass die Fußballerwelt und die katholische Kirche in ihrem Verhältnis zu Homosexualität recht ähnlich seien: "Es gibt diese gemeinsame Unterdrückung und Ausgrenzung durch ein System, das nicht klarstellt, dass jede Lebensform akzeptiert ist", so Urban.

Der heute 50-Jährige begann seine fußballerische Karriere Ende der Achtzigerjahre als Mittelfeldspieler in der DDR und trat unter anderem für den FC Rot-Weiß Erfurt in der Nachwuchsoberliga an. Später gab der Mittelfeldspieler jedoch auf, weil er seine sexuelle Orientierung und das Fußballerleben nicht unter einen Hut bringen konnte – seine Erfahrungen schrieb er im 2008 erschienen Buch "Versteckspieler" nieder (queer.de berichtete).

Im Zuge der Initiative "#OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst" hatten sich vor einer Woche 122 Beschäftigte der katholischen Kirche als queer geoutet und ein Ende ihrer Diskriminierung gefordert, darunter auch Priester (queer.de berichtete). Die Aktion hat zu einer Debatte um Akzeptanz innerhalb der Kirche geführt, in der selbst Bischöfe Dogmen – wie etwa das Zölibat – in Frage stellten (queer.de berichtete).

Bislang kam es nur zu einem Coming-out eines aktiv europäischen Spitzen-Fußballers, das in einer Katastrophe endete. Der Engländer Justin Fashanu outete sich 1990 auf Druck der Boulevardmedien und musste sich dann mit homophoben Sprechchören in Stadien auseinandersetzen, homophobe "Witze" der Mitspieler anhören und war einer aggressiven Kampagne der nicht zimperlichen englischen Presse ausgesetzt. 1998 nahm sich Fashanu nach nie bewiesenen Missbrauchsvorwürfen das Leben.

Einziger offen schwuler Spieler in einer ersten Liga ist derzeit der Australier Josh Cavallo, der sich im Herbst letzten Jahres geoutet hatte (queer.de berichtete). Letzten Monat schaltete sein Verein nach Morddrohungen gegen den Spieler die Polizei ein (queer.de berichtete). (dk)

#1 RuntAnonym
  • 01.02.2022, 11:29h
  • Wäre sicher eine Option.

    Mich würde interessieren, wie es im Jugendfussball aussieht. Gibt es unterhalb der Bundesliga z.B. in den Regional und Jugendmannschaften genug geoutete Spieler? Das wäre das sicherste Zeichen für eine Veränderung, denn dann würde irgendwann der geoutete Nachwuchs nach oben nachrücken können und in die Rolle reinwachsen. Oder sind wir da noch weit weg von?
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#2 Gnurfel42Anonym
  • 01.02.2022, 13:47h
  • Ich weiß nicht. Das Coming-Out in der Kirche war zwar im Prinzip schon gut. Queere Sichtbarkeit ist IMMER wichtig. Definitiv hat das Coming-Out an sich Respekt verdient.
    Jedoch waren dann die Forderungen, die bei dieser Aktion mitschwangen, ein absoluter Witz. Die Art, WIE sie es taten, war absurd.
    Die meisten queeren Katholiken wollten die Kirche nicht bekämpfen, sondern nur reformieren, und zwar so, dass sich möglichst nichts an den Herrschaftsverhältnissen ändert. Und genau daran liegt der Fehler: Reformen auf diese Weise haben noch NIE funktioniert. Der synodale Weg ist eine reine Beschäftigungstherapie, um zu vermeiden, dass jemand mal die vermeintliche »Autorität« des Papstes in Frage stellt.
    Die Forderungen sind auch super handzahm: Man will lediglich, dass man nicht mehr ganz so sehr wie Scheiße behandelt wird. Von der Gleichberechtigung der Frau oder all den Missbrauchsskandalen finde ich auf der Webseite gar nichts. Niemand stellte die OFFEN monarchistische und patriachale Machtstruktur in Frage.
    Nur ganz wenige, die Teil der Aktion waren, sind auch tatsächlich aus der Kirche ausgetreten. Die meisten wollten bleiben. Ich verstehe es einfach nicht. Wie kann man nur so blind sein? :-(

    Und wenn diese absolut halbgare herrschaftsstützende Aktion jetzt das »Vorbild« für den Fußball sein soll, na dann gute Nacht. :-(

    Gruppen-Coming-Out ja, aber dann sollte auch mal die Systemfrage gestellt werden und auch mal der Finger direkt in die eiternde Wunde gelegt werden. Denn abgesehen davon hat der Profifußball ja noch viele viele andere Probleme ...
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#3 RuntAnonym
  • 01.02.2022, 14:19h
  • Antwort auf #2 von Gnurfel42
  • Ich finde das sehr nachvollziehbare und bedenkenswerte Argumente.

    Das "System Fussball" scheint mir allerdings deutlich undurchschaubarer als das klar autoritär-hierarchische System RKK.

    Ich denke auch, dass es bei einem Systemwechsel eine Idee braucht, wie denn die Alternative konkret aussehen soll, sonst ist ein Rückfall in alte Muster wahrscheinlich.

    Wo hakt es denn in Puncto Homosexualität im Fußball systemisch am meisten. Was wären Lösungen? Mehr Breitensport und weniger Business? Transparentere Vereinsstrukturen?
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#4 LothiAnonym
  • 01.02.2022, 16:12h
  • Antwort auf #3 von Runt
  • Leider sehe ich innerhalb des Profi Fußball kaum ein Weiterkommen was den Umgang mit Homosexuallität anbelangt.
    Doch schaue ich von meinem Balkon aus auf den Abenteuerspielplatz mit dazugehörigen Fußballplatz, so kann ich erfreut mitverfolgen wie junge Mädchen und Jungen mit Eifer gemeinsam diesem Spiel nachgehen.
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#5 AyidaProfil
  • 01.02.2022, 16:23hHessen
  • Antwort auf #3 von Runt
  • Das Problem ist toxische Männlichkeit, die sowohl Homophobie als auch Sexismus beinhaltet. Machos und Hooligans wollen "starke Männer" sehen (daher auch die geringe Popularität von Frauenfußball) und Schwule gehören da genauso wenig dazu, wie sensible oder femininere Heteros. Das heißt natürlich nicht, dass alle Fußballer so Voll Machos sind, aber sie stehen unter einem enormen Druck, sich den männlichen Konventionen zu fügen. Erinnerst du dich noch daran, dass viele es so berichtenswert fanden, dass Cristiano Ronaldo sich mehr um sein Äußeres kümmert? Der Typ steht offensichtlich auf Frauen, wurde aber dennoch als schwul betitelt aufgrund von Äußerlichkeiten. Es ist also nicht nur die Ablehnung von Homosexualität, sondern auch die Verachtung von "Weiblichkeit". Die gleichen, die sagen, dass Schwule kein Fußball spielen können, finden auch Frauenfußball doof. Daher gibt es auch mehr geoutete Fußballerinnen, da sie als Frauen in einem männerdominiertem Bereich sowieso schon mit Konventionen brechen. Und da sieht man auch schon die Parallelen zur katholischen Kirche, viele konservative Männer, die Angst vor starken Frauen haben und es auch nicht gerne sehen, wenn man LGBTQ ist.
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#6 SebiAnonym
  • 01.02.2022, 17:10h
  • Das sage ich ja schon seit Jahren.

    Rein statistisch müssten in jedem Bundesligaverein 1-3 schwule Spieler sein.

    Wenn die sich alle gleichzeitig outen würden, wäre es für alle viel einfacher als wenn das nur ein einzelner macht. Und vor allem: dann würde es auch keine Beschimpfungen von Fans geben, denn wenn jeder weiß, dass im eigenen Verein auch Schwule sind, kann man schlecht Spieler anderer Vereine damit beleidigigen. (Mal ganz abgesehen davon, dass das den meisten echten Fans eh egal ist und die Hooligans, die so drauf sind, sollten einem eh egal sein. Die eigene Freiheit und seelische Gesundheit wiegen das tausendfach auf.)
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#7 LothiAnonym
#8 RuntAnonym
  • 01.02.2022, 17:37h
  • Antwort auf #5 von Ayida
  • Ich denke, es gib noch einen anderen Aspekt, der wichtig ist in Hetero-Männergesellschaften, wie ich sie kenne und erlebt habe. Es gibt da ja viel engen Körperkontakt und durchaus auch Zärtlichkeit und emotionale Bindungen. So etwas finde ich auch gar nicht unmännlich oder feminin, denn Hetero-Männer haben ja auch Gefühle und Körperlichkeit.

    Die Grenze zwischen Kameradschaftlichkeit und Homoerotik sind da aber manchmal ziemlich fließend, bzw. nicht so klar deutbar, was für beide Seiten, Homos wie Heteros verwirrend sein kann, wenn man da als Gruppe nicht gelernt hat, da mit Lockerheit und Respekt umzugehen. Es gehört schon Geschick dazu, in einem Team da einen unverkrampften zu finden.
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#9 FinalmSposato
  • 01.02.2022, 17:53h
  • Antwort auf #5 von Ayida
  • Inhaltlich stimme ich dir sehr zu.

    Bloss gefällt mir dieses Wort, toxische Männlichkeit nicht. Ich weiss im Moment zwar auch kein besseres.

    Alles was man übertreibt wird irgendwann wohl toxisch. Also muss es auch toxische Weiblichkeit geben.
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#10 FinalmSposato

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