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"Lasst es uns besser machen"

Evangelischer Landesbischof entschuldigt sich bei LGBTI-Community

Friedrich Kramer bekennt in einem Gottesdienst, dass sich seine Kirche schuldig gemacht hat – und bittet queere Menschen um Vergebung.


Friedrich Kramer ist seit September 2019 Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (Bild: EKM / Anne Hornemann)
  • 1. Februar 2022, 16:19h 14 3 Min.

Landesbischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat ein Schuldbekenntnis gegenüber der queeren Community abgelegt. Der 57-Jährige entschuldigte sich im Namen seiner Kirche stellvertretend "für all das Leid für Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität, das seitens der Kirche bis heute mit verursacht und toleriert wurde". Das Schuldbekenntnis ist Teil eines aufgezeichneten Gottesdienstes der EKM-Online im Queer History Month, der seit knapp drei Jahrzehnten im Februar begangen wird. Der Gottesdienst kann seit Dienstag als Video abgerufen werden.

"Ich bekenne für unsere Kirche, wir haben uns schuldig gemacht, indem wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung nicht wahrgenommen und wertgeschätzt haben, sondern sie abgewertet haben", so Kramer. Der Bischof entschuldigte sich dafür, dass seine Kirche "zu Leid und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer geschlechtlichen Identität beigetragen und zu Verletzungen und Ermordungen geschwiegen" habe. Bis heute gebe es in Teilen der Kirche Ausgrenzungen. Er bat um Vergebung und rief zu einem Wandel im Denken und Tun auf.

In einem ?GottesDienst on Demand? zum Queer-History-Month legt #EKM-Landesbischof Friedrich Kramer symbolisch ein...

Posted by Evangelische Kirche in Mitteldeutschland on Tuesday, February 1, 2022
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Onlinepfarrerin Jennifer Scherf, die die mit Frau und Kind in Leipzig lebt, gestaltete gemeinsam mit dem Landesbischof den Gottesdienst. Sie betonte, dass sich ihre Landeskirche bereits seit Jahren stark mache "für die Rechte aller Menschen". Dennoch gebe es Landeskirchen und auch viele Gemeinden, die diese Offenheit nicht leben. "Deshalb ist es nötig, an dem Thema dran zu bleiben und den Wandel stetig neu mit anzustoßen", so Scherf. "Die Vergangenheit von Kirche ist schwer belastetet. Dafür gilt es, immer wieder Verantwortung zu übernehmen und zu erinnern, und dafür will Landesbischof Kramer mit seinem Schuldbekenntnis ein symbolisches Zeichen setzen."

"Wir wollen die Vielfalt feiern"

Den Gottesdienst sieht sie auch als Statement der Dankbarkeit dafür, dass die queere Thematik heute kein Tabu-Thema mehr in der Kirche sei. "Wir wollen die Vielfalt feiern und gleichzeitig den Erfahrungen von queeren Menschen Raum geben; wir wollen neue Wege und Errungenschaften feiern und Erinnerung wach halten", so Scherf. Gleichzeitig solle der weitere Wandel angestoßen werden, denn: "Kirche sollte ein sicherer Ort sein für alle Menschen. Es kann nicht sein, dass queere Menschen Angst haben müssen, wenn sie seelsorgerlichen Beistand und spirituelle Gemeinschaft suchen", betonte die Pfarrerin.

Die EKM mit Sitz in Magdeburg ist eine von 20 Gliedkirchen der evangelischen Kirche und hat rund 650.000 Mitglieder. Sie gilt als relativ queerfreundlich. Laut einem Synodalbeschluss vom November 2019 sind Gemeinden angehalten, "vor dem Staat geschlossene Ehen gottesdienstlich zu begleiten". Homophoben Pfarrer*innen wird allerdings laut HUK weiterhin das Recht eingeräumt, gleichgeschlechtlichen Paaren oder Eheleuten wegen ihrer sexuellen Orientierung eine Trauung oder Segnung zu verweigern. (dk)

Das Schuldbekenntnis von Bischof Kramer im Wortlaut

Ich bekenne für unsere Kirche, wir haben uns schuldig gemacht, indem wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung nicht wahrgenommen und wertgeschätzt haben, sondern sie abgewertet haben.

Wir bekennen, dass wir gleichgeschlechtlich Liebende ausgegrenzt und diskriminiert haben und dies auch heute noch an vielen kirchlichen Orten tun.

Wir haben Menschen abgewiesen und ins Abseits gedrängt, ihr Leben psychisch und körperlich zerstört.

Wir haben in der Geschichte zu Leid und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer geschlechtlichen Identität beigetragen und zu Verletzungen und Ermordungen geschwiegen.

Wir sind an Menschen und an Gott schuldig geworden, weil wir uns nicht vom Geist Gottes und der Liebe haben leiten lassen.

Wir bitten um Vergebung und wollen einen stetigen Wandel anstoßen, umkehren und neu beginnen.
Wir haben gelernt und verändert. Aber nicht genug. Nicht genug.

Wir sind Liebe, Anerkennung und Respekt schuldig geblieben und dies tut uns leid. Es tut mir leid.

Für alles, was ich gesagt und getan habe, was verletzend war und zu diesem Klima beigetragen hat, bitte ich um Vergebung.

Lasst es uns besser machen.

Dazu helfe uns Gott.

Amen

#1 LothiAnonym
  • 01.02.2022, 16:27h
  • Kirchenaustritte nehmen rasant zu. Es kommt sogar schon zu Wartezeiten in den Amtsstuben. Gerade gelesen auf Tageschau.de
    Und das ist auch gut so. Anders kann man es besonders der kath. Kirche nämlich nicht zeigen. So verbohrt wie die sind.
  • Direktlink »
#2 MaehAnonym
#3 Meleg29Profil
  • 01.02.2022, 16:59hCelle
  • Antwort auf #2 von Maeh
  • Es sind quasi 500 Jahre, die eine Entwicklung der evangelischen Kirchen unabhängig von Rom ermöglichte. Ein Austritt aus Rom ist kein Austritt aus der evangelischen Kirche! Viele der ev. Kirchen leben, was #OutinChurch fordert!
  • Direktlink »

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