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Australien
Christliche Schule: Eltern müssen versichern, homophob zu sein
Eine Schule in Australien steht wegen extrem LGBTI-feindlicher Haltung in der Kritik. Laut einer Ex-Schülerin zeigte die Schule früher Kindern sogar Hinrichtungsvideos, um sie vor Homosexualität zu warnen.

1.700 Schülerinnen und Schüler gehen auf das Citipointe Christian College (Bild: Screenshot 7News)
2. Februar 2022, 13:32h 3 Min. Von
Die Menschenrechtskommission des australischen Bundesstaates Queensland wirft der christlichen Schule Citipointe Christian College in Brisbane vor, gegen Antidiskriminierungsrichtlinien zu verstoßen. Grund ist ein am vergangenen Freitag an Eltern von Schüler*innen versandter Vertrag, den sie unterzeichnen müssen – darin müssen die Eltern unter anderem versichern, dass die gesamte Familie Homosexualität und transgeschlechtliche Menschen ablehnt.
In dem Vertrag wird unter anderem auch Homosexualität mit sexuellem Missbrauch von Kindern oder Tieren gleichgesetzt. So heißt es darin: "Wir glauben, dass jede Form von sexueller Unmoral (einschließlich, jedoch nicht begrenzt auf, Ehebruch, Unzucht, homosexuelle Akte, Sodomie, Inzest, Pädophilie und Pornografie) sündig ist, Gott beleidigt und sich zerstörerisch auf menschliche Beziehung und die Gesellschaft auswirkt." Zudem droht allen Schüler*innen, die sich nicht gemäß ihres "biologisches Geschlechtes" verhalten, der Rauswurf.
Die Privatschule, die von einer evangelikalen Pfingstkirche getragen wird, unterrichtet derzeit 1.700 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zwölften Klasse. Sie verlangt hohe Schulgelder – so müssen die Eltern von Oberstufenschüler*innen 12.600 Dollar (8.000 Euro) pro Jahr an die Einrichtung überweisen.
"Das ist gesetzeswidrige Diskriminierung"
Die Menschenrechtskommission Queensland erklärte, die Schule verstoße gegen die Antidiskriminierungsrichtlinien des Bundesstaates, die auch für weltanschauliche Bildungseinrichtungen gelte. Demnach dürfe niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert werden: "Jemanden der Schule zu verweisen, zu maßregeln oder schlecht zu behandeln wegen dieser Charakteristika ist gesetzeswidrige Diskriminierung in Queensland", teilte die Behörde mit. "Schulen können sich nicht ihrer Verpflichtungen gegenüber den Antidiskriminierungsgesetzen freikaufen, indem sie Eltern und Schüler in einem Vertragswerk auffordern, diesen diskriminierenden Regeln zuzustimmen."
Auch Landesbildungsministerin Grace Grace, selbst Mutter eines nichtbinären Kindes, zeigte sich entrüstet über die LGBTI-Feindlichkeit der Schule. In einer Pressekonferenz musste die Sozialdemokratin Tränen zurückhalten, als sie darüber sinnierte, wie ihr eigenes Kind von der Schule behandelt werden würde.
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Vorwurf: Kindern wurden brutale Gewaltvideos als Abschreckung gegen Homosexualität gezeigt
Unterdessen berichten mehrere ehemalige Schüler*innen über LGBTI-Feindlichkeit in der 1978 eröffneten Bildungseinrichtung. Eine Schülerin erinnerte sich gegenüber "7News" etwa daran, dass sie in den Neunzigerjahren im Unterricht als Acht- oder Neuntjährige Videos gezeigt bekam, die Hinrichtungen durch die Guillotine zeigten – damit sollten die Schüler*innen vor Homosexualität gewarnt werden. Ein Schulvertreter nahm laut "7News" auf Anfrage keine Stellung zu diesem Vorwurf.
Die Schule verteidigte ihre Haltung in einer Pressemitteilung: Grundlage seien "die Lehren der Bibel, in der es heißt, dass die Ehe von Gott als Verbindung zwischen Mann und Frau eingerichtet wurde". In der Heiligen Schrift werde auch kein Unterschied "zwischen Gender und biologischem Geschlecht" gemacht. Dieses "christliche Ethos" wolle die Schule aufrecht erhalten. In dem Papier wird ferner behauptet, dass man Schülerinnen und Schüler nicht "auf der Grundlage ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität" bewerte und dass dieser Faktor nicht über eine Anmeldung entscheide.
Unterstützung könnte Citipointe von der konservativen Bundesregierung in Canberra bekommen: Sie arbeitet derzeit an einem Gesetz, das glaubensbasierten Einrichtungen die Diskriminierung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten ausdrücklich erlauben und damit regionale Antidiskriminierungsbestimmungen aushebeln würde (queer.de berichtete).
Über das Verhalten der christlichen Schule haben inzwischen Medien in vielen Ländern berichtet. Eine Petition, in der die Schule aufgefordert wird, sich an die Antidkiskriminierungsrichtlinien zu halten, ist inzwischen von mehr als 150.000 Menschen unterzeichnet worden. Darin heißt es: "Citipointe nutzt religiösen Glauben dazu, um offen queere und trans Schüler zu diskriminieren. […] Unterzeichnen Sie die Petition, um Citipointe zu zeigen, dass wir diese offensichtliche Trans- und Homophobie nicht akzeptieren."
