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Katholische Kirche
Trotz Vatikan-Verbots: ZdK-Präsidentin macht Hoffnung auf Segnung von Homo-Paaren
Die katholischen Laien wollen die Homophobie aus dem Vatikan nicht länger akzeptieren – und sehen eine Mehrheit für eine Rebellion.

Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp ist seit November Chefin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Bild: Christian Pulfrich / wikipedia)
- 3. Februar 2022, 09:56h 2 Min.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat sich optimistisch gezeigt, dass bei der Synodalversammlung in Frankfurt am Main konkrete Reformbeschlüsse für sexuelle Minderheiten gefasst werden. Die reformorientierten Kräfte seien in dieser Runde deutlich in der Mehrheit, sagte Stetter-Karp am Donnerstag im WDR. Die Synodalversammlung tritt inzwischen zum dritten Mal zusammen. Dabei handelt es sich um eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland, die Reformen in den Weg leiten solle ("Synodaler Weg").
Laut Stetter-Karp sei der Grundlagentext für die Segnung homosexueller Paare in erster Lesung mit 84 Prozent der Stimmen angenommen worden. "Das ist ein klares Indiz dafür, dass die große Mehrheit der Delegierten hinter diesem Paradigmenwechsel steht", sagte Stetter-Karp. "Ich hoffe also, dass wir die (nötige) Zwei-Drittel-Mehrheit jetzt in der zweiten Lesung erreichen." Das bedeute, dass gleichgeschlechtliche Paare dann voraussichtlich bald offiziell gesegnet werden könnten, ohne dass dafür besonderer Mut des Pfarrers erforderlich sei.
Im Deutschlandfunk ergänzte Stetter-Karp, dass die Ortskirche in dieser Frage bereits jetzt große Veränderungen anstoßen könne: "Da sollten wir jetzt handeln."
Mit diesen Äußerungen stellt sich Stetter-Karp direkt gegen Papst Franziskus und den Vatikan, denn die Glaubenskongregation hatte erst im vergangenen März das Segnungverbot aufgrund der sexuellen Orientierung bekräftigt (queer.de berichtete). Die Order aus dem Vatikan führte aber insbesondere in Deutschland zu scharfer Kritik und Forderungen nach "Ungehorsam" (queer.de berichtete).
"Sonst haben sie uns als Laien verloren"
Insgesamt zeigte sich Stetter-Karp im Deutschlandfunk hoffnungsvoll, dass es bei der Synodalversammlung zu Einigungen auf Reformen auch in anderen Bereichen kommt: "Ich bin optimistisch, dass wir in dieser Versammlung die notwendigen Grundlagen dafür schaffen, dass die Bischöfe ins Handeln kommen können", sagte sie angesichts des Missbrauchsskandals in der Kirche. Das dürfe nicht erst in ein paar Jahren geschehen, sondern jetzt. "Sonst haben sie uns als Laien verloren."
Dass Gewalt mit Machtmissbrauch, Rollenbildern und mangelnder Partizipation zu tun hat, sei eindeutig, mahnte Stetter-Karp. "Wir können noch so viele Gutachten veröffentlichen, es wird immer wieder die gleichen Muster zeigen." Daher komme es jetzt auf schnelle Veränderungen an.
So wie von allen anderen in den Missbrauchsskandal involvierten Bischöfen erwartet die ZDK-Präsidentin auch von dem emeritierten Papst Benedikt XVI. ein Schuldgeständnis. Es sei bitterschade und ein enormer Schaden an Vertrauen, wenn Joseph Ratzinger nicht zu seiner Verantwortung stehe. (dpa/cw)















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