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Katholische Kirche

Synodalversammlung fordert Gleichstellung von Schwulen und Lesben

Keiner Person dürfe die Übernahme von kirchlichen Ämtern sowie der Empfang der Priesterweihe verwehrt werden, weil sie homosexuell sei, beschlossen die Delegierten mit deutlicher Mehrheit.


Flaggen des Synodalen Weges vor dem Congress Centrum Frankfurt (Bild: Synodaler Weg / Max von Lachner)

Zu Update springen: Auch Antrag zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare angenommen

Kirchliche Sexualmoral und die Bewertung von Homosexualität standen am Samstag im Mittelpunkt einer lebhaften Diskussion der Vollversammlung des Synodalen Wegs der deutschen Katholik*innen. Dabei gab es in erster Lesung eine deutliche Mehrheit für einen Text, der Homosexualität als gleichwertige Identität würdigt. Keiner Person dürfe die Übernahme von kirchlichen Ämtern sowie der Empfang der Priesterweihe verwehrt werden, weil sie homosexuell sei, heißt es in dem Text. Bei einer späteren Synodalversammlung muss darüber noch verbindlich in zweiter Lesung abgestimmt werden.

Ebenso wie bei einem Text zu ehelicher Liebe und Sexualität bedeutet das eine lehramtliche Neubewertung, das heißt eine Weiterentwicklung der katholischen Lehre. Sollte der Text beschlossen werden, empfiehlt die Synodalversammlung dem Papst, eine solche lehramtliche Neubewertung vorzunehmen. Wenn der Papst dies tun würde, hätte dies nicht nur Auswirkungen auf den Katholizismus in Deutschland, sondern weltweit.

"Schritt zu einer Kirche ohne Angst"

Manchen Delegierten gingen die Texte zu weit, anderen nicht weit genug: Ein Diskriminierungsverbot dürfe nicht nur für Homosexuelle gelten, sondern für alle sexuellen und Geschlechtsidentitäten, forderten vor allem junge Delegierte. Eine lesbische Religionslehrerin würdigte den Text als ersten "Schritt zu einer Kirche ohne Angst, eine wahre inklusive Kirche".

Auch im Bereich der Sexualität von Ehepaaren sprach sich die Mehrheit der Synodalversammlung für Änderungen der bisherigen Lehre aus, wie sie beispielsweise im Katechismus, dem katholischen Glaubenshandbuch, dargelegt wird. Es müsse eine Grenze gezogen werden, sagte der Priester und Philosoph Eberhard Tiefensee: "In keinem anderen Bereich geht die Kirche so ins Detail wie im Schlafzimmer." Der Münchner Kardinal Reinhard Marx betonte: "Der Katechismus ist nicht der Koran. Er wird immer wieder geändert." (cw/dpa)


 Update  Auch Segnungs-Antrag angenommen

Am Nachmittag stimmte die Synodalversammlung auch für einen Antrag zu Segnungsfeiern, die gleichgeschlechtlichen Paaren offen stehen. Mit 161 Ja-Stimmen bei 34 Nein-Stimmen und 11 Enthaltungen fand er eine leicht kleinere Mehrheit als der Antrag zu einer neuen "lehramtlichen Bewertung von Homosexualität" (174 Ja, 22 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen). Bei der zweiten Lesung, voraussichtlich bei der nächsten Versammlung im September, wäre dann auch eine Zweidreittelmehrheit der Bischöfe notwendig. Im letzten Jahr hatte die Glaubenskongregation des Vatikans ihr Nein zu entsprechenden Segnungen bekräftigt – vor allem in Deutschland führten darauf etliche Gemeinden trotzdem Segens-Gottesdienste durch. Die Aktion #liebegewinnt soll in diesem Mai wiederholt werden (queer.de berichtete).

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 05.02.2022, 15:11h
  • Ich übersetze das mal: Der deutsche Kirchenhochadel bittet den Stellvertreter Gottes, Gottes eigene Schöpfung anzuerkennen und ihr die Würde und Rechte zurück zu geben, die er und seine Nachfolger ihr seit annähernd 2000 Jahren aberkannt haben. Ich verstehe, dass es einen Glauben und Religion braucht, um solche Äußerungen und Forderungen überhaupt erst ernsthaft diskutieren zu können, bei mir als Atheisten, ruft es nur ungläubliges Kopfschütteln und kalte Schauer hervor.
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#2 RRuntEhemaliges Profil
  • 05.02.2022, 16:39h
  • Antwort auf #1 von Atreus
  • "Der deutsche Kirchenhochadel "

    In dem Punkt will ich widersprechen. Der synodale Weg ist schon ein - sehr kleiner - Schritt in Demokratisierung der kirchlichen Entscheidungsprozesse. Dass das so ist, wird auch von vielen Traditionalisten heftigst angegriffen.
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#3 YomenAnonym
#4 AlexAnonym
  • 05.02.2022, 19:07h
  • So lange über "Segnungen" geredet wird (wie üblich mit der Betonung darauf, dass eine Verwechslung mit der Eheschließung unbedingt zu vermeiden sei), steht Gleichstellung überhaupt nicht zur Debatte.

    Die Forderung nach gleichgeschlechtlichen Eheschließungen war zunächst Thema des Synodalen Weges, ist aber früh von der Agenda genommen worden. Es steht also jetzt schon fest, dass es in der RKK nicht mal dann Gleichstellung geben wird, wenn - was extrem unwahrscheinlich ist - die progressivsten Forderungen akzeptiert werden würden.
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#5 RRuntEhemaliges Profil
  • 05.02.2022, 19:31h
  • Antwort auf #3 von Yomen
  • Relativ gesehen ist es schon ein Fortschritt, also vor allem für queere Leute, die sich der RKK verbunden fühlen und in ihr aktiv sind, bzw. kirchliche Einrichtungen als Arbeitgeber haben. Die werden mehr Sicherheit und Gestaltungsspielraum bekommen.

    Absolut gesehen hat natürlich so eine Versammlung, die letztlich ein paar Vorschläge an den Papst abfasst, nur sehr begrenzte Wirkung.
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#6 RRuntEhemaliges Profil
  • 05.02.2022, 19:45h
  • Antwort auf #4 von Alex
  • "So lange über "Segnungen" geredet wird (wie üblich mit der Betonung darauf, dass eine Verwechslung mit der Eheschließung unbedingt zu vermeiden sei), steht Gleichstellung überhaupt nicht zur Debatte. "

    Das ist richtig, darüber wurde nicht debattiert. Allerdings haben gerade die Erzkonservativen wie Bischof Voderholzer die - aus ihrer Sicht - "Sorge" geäußert, dass durch die Segnungen die Forderung nach Eheschließung lauter werden wird und dass durch die ähnliche Gestaltung der Segnungs- und Eheschließungsgottesdienste kein Unterschied zwischen Ehe und Segnung mehr wahrgenommen wird.

    Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass es so laufen wird, aber ich vermute, das dauert dann noch mal so an die 150 Jahre.
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#7 AlexAnonym
  • 05.02.2022, 20:38h
  • Antwort auf #6 von RRunt
  • "Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass es so laufen wird, aber ich vermute, das dauert dann noch mal so an die 150 Jahre."

    Ich fürchte, da bist du zu optimistisch. Das wahrscheinlichste Szenario besteht für mich darin, dass dieser gesamte hoffnungsvolle Reformprozess vom Vatikan bald wieder gestoppt wird.

    Wir sollten uns nicht davon blenden lassen, dass da Abstimmungen stattfinden, die Demokratie vorgaukeln. Das vorletzte Wort haben immer noch die deutschen Bischöfe, die jeden Beschluss einfach per Sperrminorität verweigern können, und das letzte Wort liegt ohne jeden scheindemokratischen Firlefanz beim Vatikan.

    Es darf jetzt schon als sicher gelten, dass alle Reformen, die das Regelwerk der Weltkirche betreffen, abgeschmettert werden.

    ___

    "Der Botschafter von Papst Franziskus in Deutschland, Nikola Eterovic, richtete mahnende Worte an die Synodalversammlung. In einer Erklärung vor den Delegierten betonte er die Einheit der katholischen Kirche, die weltweit dieselbe Botschaft verkünde. Dabei sei entscheidend, was der "Heilige Vater" in Rom sage. Eterovic erinnerte daran, dass es weltweit 1,3 Milliarden Katholiken gebe, aber nur 22,6 Millionen davon lebten in Deutschland.
    Eterovic hatte kein einziges Wort der Ermutigung für die Teilnehmer der Synodalversammlung. Eine wahre Synode sei vom Heiligen Geist erfüllt "und nicht ein Parlament oder eine Befragung von Meinungen, wie es die Medien tun können"."

    www.zdf.de/nachrichten/panorama/synodaler-weg-kirchenreform-
    100.html
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#8 RRuntEhemaliges Profil
  • 05.02.2022, 22:57h
  • Antwort auf #7 von Alex
  • "Ich fürchte, da bist du zu optimistisch. Das wahrscheinlichste Szenario besteht für mich darin, dass dieser gesamte hoffnungsvolle Reformprozess vom Vatikan bald wieder gestoppt wird."

    Das kann schon sein.

    Wesentlich wird sicher sein, was außerhalb Deutschlands passiert und es lohnt sich, den Fokus auch immer darauf zu legen. Ob in Deutschland kirchlich gesegnet oder geheiratet wird, ist angesichts der Bedrohung von queeren Menschen an Leib und Leben in anderen Staaten weniger existenziell.

    Und da spricht die Kirche oft mit ganz anderer Stimme als hierzulande, aktuell beispielsweise in Ghana.

    Derjenige, der darauf hingewiesen hat, war bezeichnenderweise einer der Aktivisten aus #outinchurch - und nicht der Nuntius (Botschafter des Papstes) , der mit seiner Mahnung, auf die Weltkirche zu achten, vielleicht etwas anders verstanden hat.
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#9 FinalmSposato
  • 05.02.2022, 23:13h
  • Die katholische Kirche segnet vieles. Tiere zum Beispiel, was ich voll ok finde. Oder Waffen, weniger schön. Nun eben auch Schwule. Damit auf gleicher Höhe wie Tieren, verstehe ich das richtig? Ganz toller Fortschritt, nicht? Wie wäre es mit einer ganz normalen Eheschließung in der Kirche? Genau wie bei heterosexuellen Paaren auch?
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#10 Rabauke76Anonym
  • 06.02.2022, 07:01h
  • Antwort auf #1 von Atreus
  • Dem kann ich mich zu 100% nur anschließen.Hinzu kommt, daß dieser kleine " Kaffeeklatsch Gipfel" von Rom eine blanke Abfuhr bekommen wird. Die schaffen sich lieber selbst ab. Naja, die Kirchenaustritte lassen hoffen. Schönen Sonntag!
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