Die Berliner Anlaufstelle für Islam & Diversity hat sich entsetzt gezeigt über einen erneuten Bericht einer Hinrichtung von zwei Männern wegen Homosexualität im Nordwesten des Irans. Vergangene Woche hatte die Human Rights Activists News Agency (HRANA) gemeldet, dass Mehrdad Karimpou und Farid Mohammadi in einem Gefängnis im Maragha gehängt worden seien (queer.de berichtete). Details zu den Verurteilungen wegen "erzwungenem Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern" wurden nicht bekannt – das iranische Regime verschleiert oft Tötungen wegen Homosexualität mit Vorwürfen sexueller Gewalt, auf die ebenfalls die Todesstrafe steht.
"Die Anlaufstelle für Islam & Diversity fordert die Bundesregierung und die Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, zu einer deutlichen Stellungnahme und zu politischen Konsequenzen auf", erklärte die Initiative der Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee am Montag. Der Schutz der queeren Community müsse auch international gelten.
"Die Kriminalisierung von homosexuellen Handlungen muss endlich mit härteren Sanktionen belegt werden. Staaten wie Deutschland, die für Vielfalt und Minderheitenschutz einstehen, müssen das auch nach außen klar machen – ganz besonders gegenüber despotischen Staaten wie dem Iran", erklärte Tugay Sarac, der Sprecher der Anlaufstelle. "Es ist beschämend, dass in elf Ländern – allesamt islamisch – noch immer die Todesstrafe auf Homosexualität gilt. Wir glauben an einen liebenden und barmherzigen Gott, der die Ermordung unschuldiger Menschen niemals gutheißen würde".
"Menschenrechtsfrage bei allen Verhandlungen auf den Tisch"
Bislang hat sich die Bundesregierung noch nicht zu den Vorfällen geäußert. Frank Schwabe, seit rund 17 Jahren Mitglied der SPD-Bundestagfraktion, forderte nun mehr Engagement in bilateralen Verhandlungen: "Die schreckliche staatliche Ermordung von zwei Männern wegen Homosexualität im #Iran offenbart die Unmenschlichkeit des Regimes. Auch deshalb muss die Menschenrechtsfrage bei allen Verhandlungen auf den Tisch", so der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit.
Auch in Österreich formiert sich Protest. Der offen schwule Parlamentsabgeordnete Yannick Shetty und sein Kollege Helmut Brandstätter, beide Mitglieder der liberalen Partei NEOS, haben einen Offenen Brief an den iranischen Botschafter in Wien verfasst, in dem sie ihre Bestürzung über die Tötung kundtaten. Die beiden forderten, dass im Iran sexuellen Minderheiten ein Leben "ohne Diskriminierung, Folter und Tod" ermöglich werden müsse. (cw)
Unter Muttis Koalition hätte nicht mal ein Lüftchen über der "Angelegenheit" geweht.