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Katholische Kirche

Bischof wehrt sich erfolglos gegen "Vorwürfe der Homosexualität"

Altbischof Klaus Küng scheiterte mit einem Vorstoß, dem mutmaßlichen Opfer eines versuchten sexuellen Übergriffs einen Maulkorb zu verpassen.


Klaus Küng war von 1989 bis 2004 Bischof der Diözese Feldkirch und von 2004 bis 2018 Bischof der Diözese St. Pölten

Das Wiener Oberlandesgericht hat eine Klage des ehemaligen St. Pöltener Bischofs Klaus Küng zurückgewiesen, der nicht als homo­sexuell bezeichnet werden wollte. Über das zweitinstanzliche Urteil vom 26. Oktober 2021 berichtete zuerst die "Süddeutsche Zeitung" (Bezahlartikel).

Küng hatte gegen eine Passage im Buch "Missbrauchte Kirche: Eine Abrechnung mit der katholischen Sexualmoral und ihren Verfechtern" (Amazon-Affiliate-Link ) des Münchner Priester Wolfgang F. Rothe geklagt. Rothe hatte in dem Buch Küngs angebliche Homosexualität erwähnt – der emeritierte Bischof erklärte, dadurch werde sein höchstpersönlicher Lebensbereich verletzt und er bloßgestellt. Er müsse sich nicht gefallen lassen, dass vor einem Vierteljahrhundert "gegen mich erhobene Vorwürfe der Homosexualität wieder aufgewärmt und damit ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden", so der 81-Jährige in seiner Klageschrift. Er forderte nach dem österreichischen Mediengesetz eine Entschädigung.

In dem im September 2021 veröffentlichten Buch schreibt Rothe darüber, dass Küng als sein ehemaliger Vorgesetzter versucht habe, ihn sexuell zu missbrauchen. Der Ex-Bischof klagte in diesem Verfahren aber nicht gegen den Missbrauchsvorwurf, sondern lediglich gegen die Behauptung, dass er möglicherweise homo­sexuell sei.

Direktlink | Im ORF-Nachrichtenmagazin "ZiB2" erzählte Rothe bereits vor zwei Jahren von der angeblich versuchten Vergewaltigung durch Küng
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Das Gericht wies die Klage Küngs ab. Schließlich erwähne Rothe die sexuelle Orientierung des Bischofs "ohnehin nur am Rande und vor allem im Zusammenhang mit einem angezeigten Sexualverbrechen". Im Rahmen der vom Autor angestrebten Debatte sei dies vom öffentlichen Interesse. Opfer mutmaßlicher sexueller Übergriffe dürften Argumente "zur Untermauerung der eigenen Tatversion (wie etwa Indizien für die gleich­geschlechtliche Neigung des Verdächtigen, die die Tat 'plausibler' machen)" anführen.

"Bischofs-Outing" von 1995

Hintergrund der Aktion ist ein im Österreich der Neunzigerjahre viel beachtetes "Bischofs-Outing" durch den queeren Aktivisten Kurt Krickler. Er nannte 1995 die Namen von vier angeblich homosexuellen Bischöfen, darunter auch Küng. Anlass war, dass die Politik auf Druck der Kirche an mehreren homosexuellenfeindlichen Gesetzen festhielt. So war etwa zu diesem Zeitpunkt nach Paragraf 220 des österreichischen Strafgesetzbuches "Werbung für Unzucht mit Personen gleichen Geschlechts" verboten.

Direktlink | Die "ZiB2" über das Bischofs-Outing vor 27 Jahren
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Die geouteten Bischöfe klagten damals vor österreichischen Gerichten gegen die Nennung ihrer Namen und bekamen Recht. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nahm sich des Falles nicht an. Erst 2014 folgte der Richtungswechsel: Der Oberste Gerichtshof in Wien entschied, dass das Outing einer Person nicht mehr ehrverletzend sei (queer.de berichtete). Homosexualität sei schließlich keine "verächtliche Eigenschaft".

Klaus Küng hatte sich in der Vergangenheit mit Homosexuellenfeindlichkeit hervorgetan. 2010 warnte er etwa vor "homosexuellen Netzwerken" in Priesterseminaren (queer.de berichtete). (dk)

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#1 PeerAnonym
  • 08.02.2022, 12:54h
  • Nach all den Enthüllungen der letzten Jahre versucht die Kirche ernsthaft immer noch Kindesmissbrauch in ihren Reihen zu vertuschen?

    Da können die noch so viel Kreide fressen und schön reden. Wie die wirklich ticken, beweisen sie immer wieder.
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#2 LothiAnonym
  • 08.02.2022, 12:56h
  • ..dadurch werde sein höchstpersönlicher Lebensraum verletzt.Ätzt so richtig. Macht mich eher noch wütender über solch ein verlogenen Klemmbruder. Euer Scheinheiligkeit in Person.
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#3 PeerAnonym
  • 08.02.2022, 13:02h
  • Antwort auf #1 von Peer
  • PS: Mein Beitrag bezog sich natürlich nicht auf diesen Fall, sondern auf die allg. Situation.

    Ich finde, die Kirche muss in ihrer jetzigen Lage mit größtmöglicher Offenheit vorangehen.
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#4 SebiAnonym
  • 08.02.2022, 13:05h
  • Meine Güte, wie kann man darum nur so ein Trara machen?

    Entweder der Bischof ist schwul, dann ist das eine Tatsachenbehauptung. Oder er ist es nicht, dann ist das zwar eine falsche Behauptung, aber ist das denn wirklich so dramatisch, wenn einen jemand für schwul hält obwohl man es nicht ist?
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#5 AtreusEhemaliges Profil
  • 08.02.2022, 13:20h
  • Antwort auf #1 von Peer
  • Benedettos Anti-Entschuldigung hat gerade das Licht der Welt erblickt. Hatte es im MSN-Newsfeed.

    Er, also Benedikt, ist "verletzt" und "schamerfüllt" und die Anschuldigungen gegen ihn sind erstunken und erlogen. Ach ja, und er betet viel und intensiv für die Missbrauchten.
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#6 SakanaAnonym
#7 MarcAnonym
  • 08.02.2022, 13:40h
  • Sorry, aber bei allem was die Kirche und deren Funktionäre so anrichten, muss ich in dem Fall mal Herrn Küng beipflichten.

    Ich stimme ganz bestimmt nicht mit seinen Positionen überein, aber wenn jemand ihn als schwul bezeichnet, obwohl er nicht schwul ist, kann ich seine Reaktion verstehen.

    Die Frage ist auch gar nicht, ob das ehrverletzend ist, jemanden für schwul zu halten, sondern eher, ob das wahr ist oder nicht.

    Es ist auch nicht ehrverletzend hetero zu sein, dennoch würde ich nicht wollen, dass jemand rund erzählt, ich sei hetero (und würde mich vielleicht nur als schwul ausgeben, um an Frauen ranzukommen).

    Wenn Transmenschen misgendert werden, regen wir uns (zu Recht!) auf. Da kann man auch sagen, dass es nicht ehrverletzend ist, einem anderen Geschlecht anzugehören, aber wenn es eben nicht der Wahrheit entspricht, ist das nicht OK.

    Und dann müssen wir im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes dasselbe Recht auch anderen zugestehen. Selbst wenn das Leute sind, die uns diese Gleichheit verwehren. Denn ansonsten würden wir uns auf das Niveau der Kirche herablassen und unglaubwürdig werden, weil wir alles so auslegen, wie es uns gerade in den Kram passt.
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#8 AtreusEhemaliges Profil
  • 08.02.2022, 13:47h
  • Antwort auf #6 von Sakana
  • Nein, den Artikel meinte ich nicht, wird aber mit jedem, den ich lese, immer schlimmer. Also danke für den Link. In deinem lese ich 21 Zeilen über ihn selbst, ganze 3, die an die Opfer gerichtet sind. Wow. Das ist genau das Verhältnis, das es beim größten Kirchenbeben der Neuzeit braucht. Auch schön, dass er sich zum Ende mit Jesus Christus vergleicht:

    "In seinem Brief bittet Ratzinger die Gläubigen, für ihn zu beten: Immer mehr verstehe ich die Abscheu und die Angst, die Christus auf dem Ölberg überfielen, als er all das Schreckliche sah, das er nun von innen her überwinden sollte, schreibt er.""

    Ist mir bisher entgangen, muss ich gestehen, dass Jesus eine Organisation geleitet hat, die Kindervergewaltigungen zugelassen, gedeckt und vertuscht hat.
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#9 SakanaAnonym
  • 08.02.2022, 13:53h
  • Antwort auf #8 von Atreus
  • Muss ehrlich gestehen, dass ich selten so angewidert war von einer Papsterklärung wie von derjenigen, die Ratzinger heute veröffentlicht hat. Der Jesus-Vergleich am Ende schlägt dem Faß den Boden aus....wie kann man sich nur so etwas erdreisten zu denken und zu sagen? Kein Mitgefühl für die Betroffenen, keine Übernahme von Verantwortung (Canisius-Kolleg war 2010, also noch während seines Pontifikates) und seine Intention, jetzt zur Dauer-Bet-Maschine werden zu wollen, finde ich einfach nur lächerlich....

    Er ist wie Imperator Palpatine...
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#10 MarcAnonym

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