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Jahresbericht von Strong!

Bayern: Zahl der gemeldeten LGBTI-feindliche Vorfälle steigt um über 60 Prozent

Immer mehr queere Menschen zeigten Hassdelikte bei einer LGBTIQ-Fachstelle in München an. Darum fordern die Aktivist*innen, dass Bayern endlich – wie die anderen 15 Bundesländer – einen Aktionsplan gegen LGBTI-Feindlichkeit ins Leben ruft.


Viel Opfer zeigen queerfeindliche Vorfälle nach wie vor nicht an (Bild: Pixabay)

Die Münchner LGBTIQ-Fachstelle Strong! hat im letzten Jahr weit mehr Meldungen über queer­feindliche Delikte erhalten als 2019. Das geht aus ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht (PDF) hervor. "Wer ihn liest, merkt schnell: Es besteht Handlungsbedarf", erklärte die im Münchner Sub angesiedelte Fachstelle in einer Pressemitteilung.

Für das vergangene Jahr erfasste Strong! 165 Vorfälle, davon mehr als die Hälfte aus der Landeshauptstadt (88 Fälle). Sie reichen von Beleidigungen (12) über Bedrohung (29) und Tätlichkeiten (30) bis hin zu sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung (29). Im Vorjahr waren insgesamt nur 101 Vorfälle gemeldet worden.


(Bild: Strong!)

Nur 26 der genannten Fälle seien bei der Polizei angezeigt worden. Grund für die niedrige Rate ist, dass viele Betroffene Angst davor hätten, dass die Täter*­innen sich rächen könnten. Sie fürchteten außerdem, die Polizei nähme derlei Fälle nicht ernst.

Zudem würden sich viele Opfer von Gewalt überhaupt nicht melden: "Wir müssen davon ausgehen, dass unsere Fallzahlen nur die Spitze des Eisbergs darstellen und die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegt", erklärte der Pädagoge Michael Plaß, der gemeinsam mit der Diplom-Psychologin Bettina Glöggler Strong! leitet. Jeder wisse, dass beispielsweise die Anzahl von zwölf Fällen von Beleidigung "mit der Realität nichts zu tun haben" könne. Glöggler erklärte, dass man mit diesem Bericht über die tatsächliche Entwicklung von Homo- und Trans-Feindlichkeit in Bayern keine Aussage treffen könne. Klar sei nur, dass dies ein Thema sei, mit dem man sich befassen müsse.

Aktionsplan gegen LGBTI-Feindlichkeit "muss endlich kommen"

Glöggler und Plaß forderten daher einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie auch in Bayern. "Der muss endlich kommen!", so Plaß. Bayern ist das einzige der 16 Länder, in denen es keinen derartigen Plan gibt. Die aus CSU und Freien Wählern bestehende bayerische Staatsregierung weigert sich bis heute, einen Aktionsplan einzurichten. In der Vergangenheit hatte die Regierung in München schlicht behauptet, dass es im Freistaat "keine Notwendigkeit" für ein derartiges Projekt gebe, da man "bereits auf allen fachlichen Ebenen Homophobie" entgegenwirke (queer.de berichtete).

Die queere Fachstelle setzt auf Hilfe aus Berlin: Es werde "höchste Zeit, dass der Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung und Gender-Identität auf Bundesebene Verfassungsrang bekommt", betonte Glöggler. Die Ampelregierung hatte in ihrem im November vorgestellten Koalitionsvertrag bereits versprochen, Artikel 3 um einen Diskriminierungsschutz wegen "sexueller Identität" zu erweitern (queer.de berichtete). Eine derartige Reform könne auch Signalwirkung für Bayern haben, so das Strong!-Team.

Laut einer Studie der Grünen aus dem Jahr 2020 berichtet die Hälfte der queeren Menschen in Bayern über Diskriminierungserfahrungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität (queer.de berichtete). (dk)

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 09.02.2022, 16:57h
  • Das nennt sich Rollback, liebe Leut. Eben jener, den auch hier vor einiger Zeit noch ein paar unverbesserliche Zwangsoptimisten ins Reich der Phantasie geredet haben. Es gibt ja auch heute noch Menschen, die ein Gesetz wie die Eheöffnung mit der Innerlichkeit einer Gesellschaft verwechseln und meinen, es wäre alles getan. Für eine konstant kritische Masse, die rassistisches, rechtsradikales und queerfeindliches Gedankengut in sich trägt, wirkt alles was "wir" als Fortschritt begreifen wie ein Verstärker ihres Hasses, dem sie neuerdings nur ungeniert und, das ist jetzt wichtig, unbehelligt freien Lauf lassen. Es gibt keine Grenzen mehr, was jedem klar sein dürfte, nachdem der Tagesspiegel mit einer Kolumne an die Öffentlichkeit geht, die das Tragen eines Juden-Impfsterns auf Coronademos von Antisemitismus freispricht. Um mal nur eine kleine, aktuelle Miniatur zu nennen. Frau Flaßpöhler stellt unwidersprochen im ÖRR die These auf, dass Holocaustüberlebende eine "Nichtbetroffenenperspektive brauchen", um sich erhellen zu lassen. Es gibt auch einen Grund, weshalb die AfD schon stärkste Kraft im Osten ist und der heißt nicht Protestwahl.
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#2 Lucas3898Anonym
  • 09.02.2022, 18:24h
  • Antwort auf #1 von Atreus
  • Daher fleißig Anzeige erstatten, damit die Fälle alle in der Statistik landen und die Politik reagieren muss.

    Mit der neuen Regierung sollte da auch endlich mehr passieren als bisher.
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#3 SakanaAnonym
  • 10.02.2022, 13:21h
  • Antwort auf #1 von Atreus
  • Ich nehme eher wahr, dass sich die von anti-queerer Gewalt betroffenen Menschen endlich überhaupt trauen, mit ihren Anzeigen zur Polizei zu gehen und eben nicht mehr verschüchtert im kleinen Kämmerlein sitzen müssen, weil sie Angst haben müssten, nicht ernst genommen zu werden. Wenn der Rollback existierte, dann säßen jetzt UNION und AFD zusammen in einer Regierung und würden Fidesz-und-PiS-Gesetzgebung miteinander aushandeln....stattdessen grenzt sich Friedrich Merz (!) ganz klar von der AFD ab und schmeißt den Otte aus der Partei. Wenn der Rollback da wäre, dann hätte es im Koalitionsvertrag kein eigenes queeres Kapitel mit klarer Zielsetzung gegeben.
    Wenn der Rollback da wäre, dann würde sich die AFD nicht in ihrem dritten Waschgang so weit radikalisieren müssen, um als wahrscheinliches Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes mit einem längerfristigen Parteiverbot rechnen müssen. Wenn der Rollback da wäre, dann würde unser Justizminister nicht von einer Gesetzgebung für eine Verantwortungsgemeinschaft ab 2023 reden.

    Anti-queere Gewalt ist unglaublich schlimm, verabscheuungswürdig und muss staatliche verfolgt werden. Aber ich sehe nicht, dass die Zunahme der Meldungen antiqueerer Straftaten ein Zeichen für ein Rollback wäre. Die Betroffenen* trauen sich endlich und das ist superwichtig.
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#4 AyidaProfil
  • 10.02.2022, 16:00hHessen
  • Antwort auf #3 von Sakana
  • Volle Zustimmung. Dieses Phänomen sieht man auch bei anderen Verbrechen, wie z.b. Sexualstraftaten oder häuslicher Gewalt. Die früheren Zeiten waren LGBTQ feindlicher, sexistischer und rassistischer als jetzt, nur mit dem Unterschied, dass die meisten Menschen es früher eher ignoriert haben. Man konnte früher noch Sachen sagen, die heute ZURECHT kritisiert werden. Atreus hat aber insofern Recht, dass es immer mal "Wellen" gibt, wo bestimmte Gruppen vermehrt Opfer von Diskriminierung werden. Während der AIDS Pandemie schwule und bisexuelle Männer oder kurz nach 9/11 Muslim*innen.
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