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Podcast

"Wir haben auch ein Privatleben, und das ist gut so"

Die Grünen-Politiker Sven Lehmann und Arndt Klocke sind seit 20 Jahren ein Paar. Im neuen QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram geben sie ihr erstes gemeinsames Interview und sprechen über ihre offene Beziehung, ihre unterschiedlichen Karrieren und ihre queerpolitische Agenda.

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Bill und Hillary Clinton, Margot und Erich Honecker, Olaf Scholz und Britta Ernst, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, Frank und Claire Underwood – erfolgreiche Paare in der Politik üben auf viele Menschen eine ganz besondere Faszination aus. Wie kann eine glückliche Beziehung im Spannungsverhältnis zwischen Liebe, Macht und Rivalität unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit gelingen?

Antworten auf diese Frage gibt im neuen QUEERKRAM-Podcast Deutschlands ranghöchstes schwules Politpaar. Die beiden Grünen-Parlamentarier Sven Lehmann und Arndt Klocke sind bereits seit 20 Jahren zusammen. Der eine ist Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und erster Queerbeauftragter der Bundesregierung, der andere Vize-Fraktionschef in Landtag von Nordrhein-Westfalen. Johannes Kram ist es gelungen, die beiden für ihr erstes gemeinsames öffentliches Gespräch vor das Mikrofon zu bekommen.

"Wir haben auch ein Privatleben, und das ist gut so", erklärt Sven Lehmann das Erfolgsrezept der langjährigen Beziehung. "Wir sind nicht unsere Berater", ergänzt Arndt Klocke. "Wir reden gar nicht so viel über Politik, wenn wir zusammen sind."

Der Parteivorsitz blieb in der Familie

Bei der Karriere hatte zunächst Arndt Klocke die Nase vorn. Bereits 2010 zog er in den Düsseldorfer Landtag ein, zuvor war er Landesparteichef. Als seinen Nachfolger wählten die NRW-Grünen damals Sven Lehmann, der dann mächtig aufholte: 2017 gelang ihm der Einzug in den Deutschen Bundestag und bereits vier Jahre später in die Regierung. "Wir haben uns nie gegenseitig protegiert, wir sind immer eigenständig in die Ämter gekommen", stellt der frischgebackene Staatssekretär klar.


Johannes Kram (m.) mit Arndt Klocke (l.) und Sven Lehmann vor dem Berliner Tonstudio

Neidisch sei er nicht auf seinen Freund, sagt Klocke im Podcast. Er habe sich bewusst für die Landespolitik entschieden. Neue Ämter schließt er allerdings nicht aus: "Schauen wir mal, was noch kommt." Lehmann wiederum kann sich nicht vorstellen, irgendwann einmal gegen seinen Partner zu kandidieren: "Keine politische Karriere ist so wichtig, als dass sie die Beziehung gefährden sollte."

Im Gespräch mit Johannes Kram spricht Sven Lehmann darüber, wie es war, als Vertreterin der Ministerin erstmals am Kabinettstisch zu sitzen, und nennt erstmals konkrete Zeitpläne zu den queerpolitischen Vorhaben der Ampelregierung. "Ich bin überrascht, wie groß die Aufmerksamkeit plötzlich für Dinge ist, die ich schon immer gefordert habe", sagt er über sein neues Amt als Queerbeauftragter. Lehmann verrät, wie er die katholische Kirche nach #OutInChurch zu einer Änderung ihres diskriminierenden Arbeitsrechts bewegen will, und kündigt an, sein Mitspracherecht in anderen Ministerien laut und deutlich wahrzunehmen: "Ich habe nicht vor, der queere Grußwortsprecher zu werden."

"Das Private ist politisch"

Natürlich geht es im Gespräch mit Johannes Kram auch um die beiden großen Tabubrüche von Arndt Klocke. 2017 sprach der Landtagsabgeordnete im "Kölner Stadt-Anzeiger" öffentlich über seine überwundene Depression, ein Jahr später outete er sich im LGBTI-Magazin "Fresh" als PrEP-Nutzer und machte kein Geheimnis aus sexuellen Begegnungen außerhalb der Beziehung. "Das Private ist politisch", sagt er im Podcast, er habe anderen Menschen helfen wollen. Dennoch habe ihm eine Parteifreundin nach der PrEP-Story gesagt: "Mir wäre das peinlich."

An dieser Stelle wird ein großer Unterschied zu den bekannten heterosexuellen Politpaaren deutlich. Dass Olaf Scholz oder Sahra Wagenknecht in Interviews übers sogenannte Fremdgehen sprechen, ist wohl kaum vorstellbar! "Dass wir eine offene Beziehung haben, ist nichts, was man verstecken muss", sagt dagegen Sven Lehmann. "Ich würde das den Heteros gönnen und wünschen. Das ist Teil unserer schwulen Kultur."

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#1 Nesiree DickAnonym
  • 12.02.2022, 15:03h
  • Am faszinierendsten von den Genannten sind doch Claire und Frank Underwood.
    Der Rest ist doch voll für die Füße.
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#2 ditoAnonym
  • 12.02.2022, 18:23h
  • Antwort auf #1 von Nesiree Dick
  • stimme dir zu ... und von den beiden Kerlen hatte ich bisher nichts gehört. Vielleicht hinkt da doch Vergleich. Und wenn man Prep-Nutzung, Beziehungsdetails und Depressionen öffentlich macht, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, dann tönt der Ruf nach Privatsphäre schon seltsam.
    Ansonsten scheint es ja ein umtriebiges, spannendes Pärchen zu sein, aber zur Politprominenz da dürfen sie noch ein bisschen was leisten. Viel Erfolg. Von den hören wir bestimmt noch was.
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#3 Nesiree DickAnonym
#4 PiakAnonym
  • 13.02.2022, 08:56h
  • Antwort auf #2 von dito
  • Natürlich sind die Politprominenz. Das geht also schon in Ordnung. Viel höher wird es vermutlich auch nicht mehr gehen.
    Aber was soll der Quatsch mit offener Beziehung als Teil unserer Kultur. Solche Deutungshoheiten können sie gerne für sich behalten. Mehr als für bestimmte Milieus sprechen sie da nicht. Ich stelle mich auch nicht hin und sage Monogamie ist Teil der schwulen Kultur bloß weil alle Paare, die ich kenne, Monogam leben und die einzige Ausnahme eines verheirateten Paares, das anderes vereinbart hat, diese Vereinbarung nie ausgelebt hat und sich alle im Freundeskreis sicher sind, dass, wenn es doch geschehen würde, zumindest einen Riesenkrach oder sogar eine Scheidung geben würde.
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#5 LarsAnonym
#6 DominikAnonym
  • 13.02.2022, 12:55h
  • Antwort auf #4 von Piak
  • Das hab ich mir auch gedacht. Irgendwie schwingt da ein ordentlicher Hang zur Selbstüberschätzung mit. Der eine glaubt, als Staatssekretär im Familienministerium hätte er einen Wahnsinnseinfluss darauf, in welche Richtung sich die Republik bewegt. Der andere ist Landtagsabgeordneter und meint, wenn er über seine privaten Probleme und Vorlieben redet, hätte das eine inspirierende Wirkung auf andere.

    So sympathisch die Offenheit auch ist, es kommt stellenweise auch unfreiwillig komisch rüber. Revolutionäre politische Ideen und Konzepte werden uns hier leider nicht vorgestellt, aber die Herren gucken das Morgenmagazin, um "vorbereitet" in den Tag zu starten. Na ja.
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#7 remixbeb
#8 RRuntEhemaliges Profil
  • 13.02.2022, 18:36h
  • Antwort auf #7 von remixbeb
  • Ja, ich fand die Formulierung auch zumindest schief, besonders das vereinnahmende UNSERE schwule Kultur".

    Ich würde sagen, dass offene Beziehungen generell dann eher funktionieren, wenn beide Partner (egal ob Homo oder Hetero) selbständig leben und getrennte Lebens- und Arbeitsbereiche haben - oder wenn beide zwischen kameradschaftlicher Partnerschaft auf der einen Seite und erotischen, aber nicht emotionalen und kurzfristigen "Abenteuern" einen Unterschied machen.

    Sobald die Beziehung und das Zusammenleben enger ist, wenn man zusammen unter einem Dach wohnt und evtl. auch Kinder hat bzw. versorgt, wird das komplizierter - allein schon logistisch. So etwas kommt bei Heteros häufiger vor, ist aber eine pragmatische Sache und nicht Ausdruck einer bestimmten "Kultur" oder "Unkultur".

    Ich fände es gesellschaftlich nützlicher, nicht darüber zu reden, was man "den Heteros" wünscht, sondern - ohne Moralismus - darüber zu sprechen, welche Lebenssituation und welche Faktoren das eine oder andere Verhalten ermöglichen oder rechtfertigen.
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