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Via YouTube

Görlitzer Fundi verlangt Sven Lehmanns Tod

Obwohl queer.de ausführlich berichtete, griff die Polizei gegen den Film "Die LGBT-Lüge" bisher kaum durch. Jetzt ist Anselm U. mit Mordaufrufen an Sven Lehmann und der queeren Bevölkerung zurück.


Anselm U. bei seiner queerfeindlichen Hass-Predigt, der er als Video die Überschrift "Queer-Beauftragter Sven Lehmann – Repräsentant des Abschaums der Gesellschaft" gab (Bild: Youtube-Screenshot)

Zu Update springen: Lehmann und LSVD stellen Strafanzeigen (19:39h)

Anfang Dezember vergangenen Jahres berichtete queer.de über einen Mann aus dem sächsischen Görlitz, der als baptistischer Fundamentalist Mordaufrufe gegen queere Menschen im Internet verbreitet (queer.de berichtete).

Über diverse Kanäle in sozialen Medien wird dazu ein auf einer eigens geschalteten Website verfügbarer Film beworben, in dem es um "die LGBT-Lüge" geht. Der ist eine von deutschen Laiensprechern neu vertonte Übersetzung eines Videos von US-Predigern und ruft dazu auf, queere Menschen mit dem Feuer zu bestrafen. Das soziale Medium Facebook verbreitete zu der Filmversion bezahlte Werbeanzeigen an Nutzer*innen.

Doch trotz der Berichterstattung und einer Anzeige bei der Polizei dreht Anselm U. nun wieder auf. In einem neuen Video fordert er den Mord am Queerbeauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann – und an allen queeren Menschen im Land.

Polizei schob U. keinen Riegel vor

Seit Wochen will queer.de von den ermittelnden Behörden wissen, was in der Causa bisher getan worden ist. Doch Antworten wurden stets mit Verweis auf andere Polizeibehörden, andere Staatsanwaltschaften und dann mehrfach mit Verweis auf das Computersystem verweigert.

Aktuell soll das Verfahren, nachdem es in Hamburg von Polizei und Staatsanwaltschaft geführt worden sein soll, wieder in der ostsächsischen Stadt liegen.

Sonderlich Eindruck scheinen die bisherigen, schleppenden Ermittlungsmaßnahmen auf den Görlitzer jedenfalls nicht gemacht zu haben. Die "LGBT-Lüge" ist nach wie vor im Netz verfügbar. Und U. kann online wie offline weiter hetzen.

Predigt in Görlitz?

Auf einem zu U. gehörenden YouTube-Kanal erschien dann vergangenen Donnerstag ein Clip, der eine Fundi-Predigt vor Publikum zu zeigen scheint. Im Hintergrund ist Stühlerücken zu hören, Stimmen scheinen immer wieder über den hasserfüllten Vortrag zu tuscheln. Den hält Anselm U., hinter einem Pult stehend und von einem Tablet-Computer ablesend.

Ob die gefilmte Szene in Görlitz oder an einem anderen Ort stattfand, ist unklar. Nur Indizien sprechen dafür. Auch, wie viele Menschen teilnahmen, ist nicht bekannt.

U. zitiert in seinem Vortrag einen Bibelvers, in dem von Sodom und Gomorrha die Rede ist. Dann sagt er: "Und da wir jetzt schon beim Thema 'Sodom und Gomorrha' sind, lasst uns mal die Pläne 'unserer' Regierung anschauen. Das ist nicht meine Regierung. Ich hab diesen Dreck nicht gewählt."

Hassobjekt Sven Lehmann

Über die Regierung kommt U. auf Sven Lehmann zu sprechen: "Diese sündige Nation, dieses gottlose Volk, hat jetzt einen offiziellen 'Quer'-Beauftragten – einen offiziellen Beauftragten für den letzten Abschaum der Gesellschaft, für den letzten Schmutz der Gesellschaft". Gott wolle jedoch, "dass du Verworfene hasst, dass du sie verächtlich ansiehst, seien es Homos, Pädophile, Transen, den ganzen anderen Dreck."

Später zitiert Anselm U. einen "stern"-Artikel zu Sven Lehmann, in dem dieser über seine Fachkenntnis zu queeren Themen spricht. U. ruft beim Vorlesen wütend aus: "Fachkenntnis? Was willst du da für eine Fachkenntnis haben, Idiot?" An anderer Stelle ruft er Lehmann noch entgegen: "Fahr zur Hölle, Sven Lehmann, Schwuchtel, stirb!"

Deutschland müsse Queers töten

Im Vortrag geht es U. in augenscheinlich nationalistischer Sorge auch immer wieder um Deutschland: "Hier wird der Müll der Gesellschaft, der letzte Dreck, in den Himmel gelobt, bekommt einen eigenen Beauftragten – und die den Herrn fürchten, die Gott dienen wollen, die wirklich den Herrn lieben, denen werden horrende Geldstrafen angedroht." Die Diener*innen Göttes würden "beim Arbeitgeber angeschwärzt, und und und."

Augenscheinlich bekommt U. jedoch auch verbalen Widerspruch zu seinen fundamentalistischen Botschaften. Den äfft er nach: "Aber Anselm, warum bist du so hasserfüllt? Wir müssen doch die Homos lieben, wir müssen sie beschützen vor Homophobie."

U.s Antwort auf solche Einwände ist, dass das einzige, was die Regierung tun müsse, sei, die Queers nicht zu beschützen, "sondern sie zu töten". Eine Stimme im Hintergrund, augenscheinlich von einem Zuhörer, sagt: "Ja! Bitte!"

Zur Begründung für seine Haltung zitiert der Fundi den für die queerfeindliche Bibelexegese bekanntesten Vers aus dem dritten Buch Mose, der es verbiete, dass "ein Mann bei einem Mann liegt, als würde er bei einer Frau liegen". U. liest weiter vor: "… so haben sie beide einen Gräuel begangen, sie sollen unbedingt getötet werden, ihr Blut sei auf ihnen", um zu ergänzen: "Sven Lehmanns Blut sei auf ihm." Unklar ist, aus welcher Übersetzung oder Bibelvariante der vorgelesene Text stammt, da sie über das hinaus geht, was aus gebräuchlicheren Texten bekannt ist.

Es sei jedoch nicht Aufgabe der Christen, schränkt U. seinen Hassvortrag ein, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Die Bibel sage, dass sich "unser Kampf" nicht "gegen Fleisch und Blut" richte. Es sei vielmehr Aufgabe der Regierung, Übeltäter zu bestrafen, auch mit dem Tode.

Er habe keine Lust, erklärt U., das Wort "Homosexualität" zu sagen, weil es keine Sexualität, sondern Perversion sei. Darum rede er von "Sodomie". Sodomie wiederum sei in der Bibel ein Kapitalverbrechen. Weil das in Deutschland aber nicht als Kapitalverbrechen gelte, werde das Land in den Augen Gottes so "widerwärtig", dass der es schließlich "zerstören" müsse. Irgendwann gebe es eben keine Heilung mehr für Deutschland, es sei dann zu spät.

Auch am im Ampel-Koalitionsvertrag vorgesehenen Nationalen Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (queer.de berichtete) sowie an seiner Finanzierung mit etwa 70 Millionen Euro hat U. etwas auszusetzen: "Das ist wirklich jugendgefährdend. Nicht unsere Doku 'Die LGBT-Lüge'".

Im Lauf des Vormittags sind das Video und der zugehörige Kanal "Görlitz und Umgebung biblisch entdecken" bei YouTube gesperrt worden.


 Update  Lehmann und LSVD stellen Strafanzeigen (19:39h)

Sven Lehmann hat am frühen Abend auf Twitter auf das Video reagiert. Er schreibt, dass er den Staatsschutz in der Sache eingeschaltet habe. Eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung kündigte indes auch der LSVD in dem Kurznachrichtendienst an.

Twitter / svenlehmann

Weitergehende Recherchen haben derweil herausgestellt, dass die Hetzrede wohl nicht in Görlitz, sondern in Pforzheim in Baden-Württemberg gehalten wurde. Eine entsprechende "Evangelisations"-Veranstaltung bewarb U. im Internet. Die genaue Adresse konnte man nur erfahren, wenn man sich zuvor via E-Mail angemeldet hatte.

Eine Kopie der Hetzrede ist nach wie vor auf der Website eines kanadischen Videodienstleisters verfügbar, der insbesondere unter US-amerikanischen Rechten wegen seiner gegenüber YouTube laxeren Löschpolitik beliebt ist.

#1 Lucas3898Anonym
  • 14.02.2022, 13:40h
  • Hoffentlich geht die Staatsanwaltschaft nun endlich gegen Anselm U. vor.
    Die Aussagen sind eindeutig als Volksverhetzung und Aufforderung zu Straftaten einzustufen.
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#2 Johannes1611Anonym
  • 14.02.2022, 14:30h
  • Der Typ lässt einfach nicht locker und gibt sich als Opfer. Habe das Video am Freitag entdeckt, zwecks Sicherung runtergeladen und an diverse Stellen weitergeleitet. Mal schauen, was kommt. Danke an queer.de für die Mühe, das zu verfolgen.
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#3 LothiAnonym
  • 14.02.2022, 14:30h
  • Denke ich an Sachsen, dann wird mir übel. Bitte liebes Spagettimonster vertreibe diesen Baptisten Ableger aus den USA schnellstmöglich wieder von der Bildfläche. Wenn dies schon nicht die Staatsanwaltschaft tun möchte.
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#4 seltsamAnonym
  • 14.02.2022, 15:36h
  • Mit welchen Selbstverständlichkeit hier zum Mord aufgerufen wird. Sowas müsste doch zu einer sofortigen staatliche Maßnahme führen ( staatsanwaltliche und polizeiliche Ermittlung, Sperren des Video/Account/Kanal). Der Verursacher gibt sich ja eindeutig zu erkennen.
    Müsste man Lehmann jetzt nicht besonders schützen.
    Aber am Ende ist das Opfer ja doch nur ne "Schwuchtel" ... hab es schon öfter erlebt, dass bei grösseren queeren Events die Teilnehmer genau kontrolliert wurden ( z.B. wegen Corona Auflagen) während pöbelnde und beschimpfende passierende Gruppen in Ruhe gelassen wurden.
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#5 Lucas3898Anonym
#6 NickAnonym
#7 Petition gegen HassAnonym
#8 Johannes1611Anonym
  • 14.02.2022, 16:21h
  • Antwort auf #5 von Lucas3898
  • Wobei die Adresse im Impressum inzwischen geändert wurde und zu einer Briefkasten-Sammeladresse führt. Ansonsten findet man schnell seinen Twitter account A...1611 (trotz Umstellung auf griechische Schrift). Auch Verbindungen zu scheinbar harmlosen christlichen Jugendgruppen in seiner Region. Der Typ will gefunden werden und sich zum Märtyrer stilisieren. Nun erklärt er sich wieder als Opfer, da sein Account auf youtube "ohne Vorwarnung" (!) gelöscht wurde. Ja klar...*Augenroll*
    Nach Mordaufrufen und wie er selbst hinweist nach Anzeigen, ist das natüüüüürlich ganz ohne Vorwarnung passiert. Und der Staat verbiete ihm ja als "Diener Gottes" zu wirken. Aha. Dann besteht das Ausleben des Christentums darin, anderen Menschen mit dem Tod zu drohen?!
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#9 Lucas3898Anonym
#10 RalfAnonym
  • 14.02.2022, 16:59h
  • Ich habe im Dezember 2021 die Anzeige in Hamburg bei der Polizei gestellt. Wie Queer hier im Artikel auch schreibt, schieben sich die Behörden den Fall hin und her.
    Der vollständige Name und Anschrift, sowie sämtliche Screenshots etc sind der Polizei damals übermittelt worden. Ich habe heute erneut die Polizei kontaktiert und um Bearbeitungsstand gebeten. Zu dem hier vorliegenden neuem Video habe ich Sven Lehmann auch kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht.
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