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"Würde einen Gang runterschalten"
Erzbischof Gänswein: Reformbestrebungen der deutschen Kirche "unfruchtbar"
Benedikts Privatsekretär macht deutlich, was er von deutschen Reformbestrebungen hält: Wenn Demokratie in die Kirche einziehe, sei diese nicht mehr katholisch. Reformwillige deutsche Katholik*innen beschimpfte Georg Gänswein als "präpotent".

Erzbischof Georg Gänswein lebt in einer anderen Welt als die meisten anderen deutschen Bischöfe (Bild: Screenshot EWTN)
- 15. Februar 2022, 11:57h 3 Min.
Erzbischof Georg Gänswein glaubt nicht, dass die deutschen Katholik*innen mit ihren jüngsten Reformbeschlüssen die Zustimmung von Papst Franziskus erhalten werden. Der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sagte dem Kirchensender EWTN am Dienstag, der Synodale Weg in Deutschland könne zwar "Texte fabrizieren, aber die haben keinerlei Bindung – schon gar nicht in die Weltkirche hinein". Kirchenrechtlich entscheidend sei die von Rom organisierte Weltsynode, auf die derartige Erklärungen Einfluss haben müssten. "Ich bin überzeugt davon, dass sie unfruchtbar sind." Wen jemand eine andere Kirche wolle, die "pseudodemokratisch" sein soll, sei das mit dem katholischen Kirchenverständnis nicht vereinbar.
Vorvergangene Woche hatte die katholische Kirche in Deutschland bei einer Synodalversammlung in Frankfurt Reformen beschlossen. Das Gremiun aus Kirchenbasis und Führung sprach sich für mehr Teilhabe der Gläubigen bei der Auswahl von Bischöfen, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie die Zulassung von verheirateten Priestern und Frauen als Diakoninnen aus (queer.de berichtete). Die Entscheidungen sind zunächst unverbindlich und stehen nach weiteren Beratungen zur endgültigen Abstimmung.
Gänswein sagte, wenn die Deutschen meinten, sie müssten "Rom sozusagen auf die Sprünge helfen, dann dürfen sie das gerne tun". "Ich wäre etwas vorsichtiger, ich wäre etwas weniger – jetzt sage ich es brutal – präpotent und würde dann also auch einen Gang runterschalten, auch in der Vorstellung in der Öffentlichkeit."
Gänswein verteidigt Benedikt: "Er ist der Vater der Transparenz"
Zudem könne man laut Gänswein darüber spekulieren, inwieweit die jüngsten Entwicklungen mit dem Missbrauchsgutachten und der Kritik an Benedikt zusammenhängen. Der Erzbischof sprach von einer Kampagne. "Man will ihm – ich sage es mal etwas salopp – an den Karren fahren." In dem Gutachten wird Benedikt während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising Fehlverhalten in vier Fällen vorgeworfen. Dem Vorwurf der Vertuschung widersprach Gänswein erneut. Benedikt habe nie gelogen. "Er ist der Vater der Transparenz." Als Papst und zuvor als Präfekt der Glaubenskongregation habe er entscheidende Reformen im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Pädophilie veranlasst.
Bereits Ende letzten Jahres machte Gänswein deutlich, was er von der Gleichbehandlung Schwuler und Lesben hält: Er lehnte in einem Interview strikt ab, dass sich die katholische Kirche ans "Regenbogen-Metier" anbiedere (queer.de berichtete).
In der Vergangenheit hatte es wegen des engen Kontakts zwischen Gänswein und Benedikt Spekulationen um das Verhältnis der beiden gegeben (queer.de berichtete). Darauf spielte auch eine Titelseite des Satire-Magazins "Titanic" aus dem 2013 an: Dort wurde ein Foto der beiden Geistlichen gezeigt – dazu der Titel: "Benedikt und sein Georg – Endlich Sex!" (queer.de berichtete). (dpa/dk)

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