Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?41192

Partnerschaftstheorien der Arbeitsagentur

Regenbogen­fahne auf Balkon: Jobcenter streicht Hartz IV

Ein Hartz-IV-Empfänger erhält ein Schreiben der Arbeitsagentur, in dem die Behörde eine Regenbogenfahne als Grund für die Streichung von Leistungen nennt.


Symbolbild: Laut dem Jobcenter ist die Regenbogenfahne am Balkon offenbar ein Zeichen, dass ein Schwuler einen Partner gefunden hat (Bild: Tony Webster / flickr)

Zu Update springen: Die Linke.queer kritisiert Jobcenter (14.05 Uhr)

Die Berliner Erwerbslosenhilfe "Ya Basta" berichtet von einem Fall, in dem ein Jobcenter einem Empfänger von Arbeitslosengeld II die Leistungen wegen einer an seinem Balkon angebrachten Regenbogenfahne gestrichen hat. Die Behörde führte die Fahne in einem von dem Verein teilweise veröffentlichten Schreiben als Anlass an, dass der Mann mit seinem Mitbewohner eine "Bedarfsgemeinschaft" bildet, also ein intimes Verhältnis habe. In solchen Fällen kürzt oder streicht die Behörde Empfänger*innen der Grundsicherungsleistung die Gelder, die ihnen als Single zustehen würden.

"Ya Basta" veröffentlichte einen Teil des Bescheides, in dem es heißt: "Gemäß vorliegenden Informationen bilden Sie eine Bedarfsgemeinschaft. Laut Prüfdienst hängt eine Regenbogenflagge an Ihrem Balkon und Sie leben länger als ein Jahr zusammen." Die Erwerbslosenhilfe kommentierte dieses Schreiben mit den Worten: "Das Jobcenter konstruiert eine Bedarfsgemeinschaft und verweigert die Leistungen, weil u.a. eine Regenbogenfahne am Fenster hängt. Die Person ist jetzt ohne Leistungen (keine Miete, kein Geld für Essen), bis sie beweist, keine Bedarfsgemeinschaft zu bilden."

Regenbogenfahne = Beziehung?

Es bleibt das Geheimnis des Jobcenters, warum eine Regenbogenfahne am Balkon irgendetwas über den Beziehungsstatus der betroffenen Person aussagt. Die Berliner "Initiative gegen Hartz IV" kommentierte: "Aber was sagt diese Fahne eigentlich aus? Mit einer solchen Fahne wird in vielen Ländern der Erde die Stimmung für Aufbruch, Veränderung und Frieden ausgedrückt. Sie gilt zudem als ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen und der Hoffnung und der Sehnsucht." Die Initiative empfahl, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen. (cw)

 Update  14.05 Uhr: Die Linke.queer kritisiert Jobcenter

Daniel Bache und Frank Laubenburg, die Bundessprecher von Linke.queer, bezeichneten es als "absurd und skandalös", dass eine Regenbogenfahne als Beweis für eine Bedarfsgemeinschaft gelte. "Der Vorfall offenbart einmal mehr die willkürliche und oftmals rechtswidrige Praxis vieler Jobcenter bei der Konstruktion sogenannter 'Bedarfsgemeinschaften'", erklärte die innerparteiliche Arbeitsgemeinschaft. Außerdem zeige dies auch "die fehlende Sensibilität der Jobcenter im Umgang mit queeren Menschen und alternativen Lebensweisen, die hier schlicht in Homofeindlichkeit ausartet". Auch schwule Männer könnten in einer Wohngemeinschaft leben, für Sichtbarkeit eintreten und müssten deswegen nicht in einer wie auch immer gelagerten, für das Jobcenter relevanten Beziehung zueinander stehen.

Nach Ansicht der Linken müsste Hartz IV abgeschafft und durch eine "sanktionsfreie Grundsicherung" ersetzt werden.

Der Berliner Erwerbslosenhilfe ?Ya Basta? liegt ein Jobcenter-Bescheid vor, in dem der zuständige Prüfdienst eine...

Posted by DIE LINKE.queer on Tuesday, February 15, 2022
Facebook / DIE LINKE.queer
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

#1 DestroyaAnonym
  • 15.02.2022, 12:41h
  • Es ist an sich fraglich, warum zwei Menschen einen geringeren Bedarf haben sollen, als einzelne Menschen. Wodurch soll sich das bitte rational begründen?

    Sollen sie sich Gegenseitig essen?
  • Antworten » | Direktlink »
#2 SebiAnonym
  • 15.02.2022, 12:54h
  • 1. Das erinnert immer öfter an Stasi-Methoden. Jetzt werden sogar schon die Balkone von Leuten ausspioniert. Demnächst wird dann der Müll durchwühlt oder was?

    2. Wie kommt man darauf, dass das Hissen einer Regenbogenfahne bedeutet, dass man in einer Beziehung ist? Und dann auch noch mit dem Partner zusammenlebt?

    Es wird höchste Zeit, solche Behörden und ihre Bürokraten endlich mal in ihre Schranken zu weisen und Bürokratie abzubauen. Deutschland erstickt an seinem Bürokratie-Apparat. Nicht nur bei Sozialleistungen, sondern auch beim Steuerrecht, bei Genehmigungsverfahren, im Bildungswesen, im Gesundheitssystem, etc.
  • Antworten » | Direktlink »
#3 steffdaAnonym
#4 StaffelbergblickAnonym
  • 15.02.2022, 12:54h
  • Wow ...der Kontrolldienst der "Hartz IV" Behörde entnimmt aus dem Aufhängen einer Regenbogenfahne ein intimes Verhältnis. Darauf muss man erstmal kommen. Ich hatte mal in einer schwulen Dreier-WG gewohnt. Und ich kann nur sagen, da hat keiner mit dem anderen intim verkehrt. Und was wäre, wenn keine Regenbogenfahne hängen würde??? Egal was auch immer noch im Hintergrund laufen mag. Aber so ein Bescheid ist hemmungslos hirnrissig.
  • Antworten » | Direktlink »
#5 LegatEhemaliges Profil
#6 AtreusEhemaliges Profil
  • 15.02.2022, 13:16h
  • Ich hätte gerne gewusst, wie die Agentur von der Fahne erfahren hat und welche Instanzen zwischen dem Erblicken des Regenbogens und der Erstellung des Bescheids allesamt versagt haben. Diese Begründung muss händisch verfasst worden sein, weshalb es auch spannend wäre, von dem Menschen zu erfahren, der es fertig brachte diesen Text zu verfassen und postalisch zu versenden, was er währenddessen gedacht hat oder ob er womöglich unter Drogeneinfluss stand.

    Andernfalls müsste man ja davon ausgehen, dass eine ganze Reihe von Mitarbeitern dieses Jobcenters, bzw. der Agentur für Arbeit gefestigt homophob sind und die Diskriminierung, die hier vorliegt, nur die logische, amtliche Konsequenz ihrer menschenfeindlichen Gesinnung darstellt.
  • Antworten » | Direktlink »
#7 LothiAnonym
  • 15.02.2022, 13:17h
  • Antwort auf #4 von Staffelbergblick
  • Ich teilte mir eine kleine zwei Zimmer Wohnung mit einer guten Freundin. Beim Antrag zum Wohngeld fragte mich eine schon ältere Mitarbeiterin mit ein verschmitztes Lächeln im Gesicht: ob es über eine zwanglose Beziehung hinausgeht oder nur über ein Mietverhältnis handelt. Ich antwortete mit: sei schwul u.meine Mitbewohnerin zur Zeit ohne Mann. Damit gab sich die Frau in der Verwaltung zufrieden.
    Später brachte ich ihr zum Dank einen Blumenstrauß vorbei. Sie war derart gerührt darüber, das sie mich auf typisch berlinerischer Art verabschiedete: Sie warn mir ein echter Kumpel. Aber solch Zeiten sind längst vorbei. Ob beim Jobcenter oder auch dem Sozialamt.
    Ich kann ebenso hier nur beteuern Hartz IV muß eindeutig weg.
  • Antworten » | Direktlink »
#8 AyidaProfil
  • 15.02.2022, 13:39hHessen
  • Antwort auf #7 von Lothi
  • Wenn man darüber nachdenkt, eigentlich ziemlich absurd anzunehmen, dass eine romantische 2er Beziehung alles ändern würde...Klar, der Gedanke ist, dass man vom Partner/in finanziell unterstützt wird, aber das ist doch nicht bei allen der Fall...
  • Antworten » | Direktlink »
#9 LothiAnonym
  • 15.02.2022, 13:39h
  • Antwort auf #6 von Atreus
  • Schon mal in einem Jobcenter gewesen? Ich weiß aus meiner damaligen beruflichen Erfahrung bei der Post, das Postbeamte mit null Erfahrung strafversetzt wurden in die Jobcenter, weil dort dringend Mitarbeiter*innen gesucht wurden. Das dürfte somit für so manch Bedürftige grausam abgelaufen sein. Und dies ist nur ein Beispiel.
    Als ich mit 37 einmal das Arbeitsamt dahingehend bemühte mir doch Arbeit zu vermitteln, sagte mir unverblümt eine gerade mal 20 jährige Mitarbeiterin, ich sei doch nicht vermittelbar. Dann mußte ich ihr noch klarmachen, das es eine Erwachsenen Umschulung gibt um einen Lehrabschluß mit Gesellenprüfung zu belegen. Und sie mich gefälligst für den nächstbesten Termin dafür einträgt. Denn ich hätte besseres vor mit meinem Leben, als nur um Stütze zu betteln. Ich absolvierte erfolgreich meine Lehre und mußte sogar noch vor das Sozialgericht klagen, damit mir das Arbeitsamt eine monatliche Grundsicherung während meiner 2 jährigen Ausbildung gewährleistet. Nach dem positiven Urteil mußte mir das Arbeitsamt 2000,-DM nachzahlen. Soviel zu unsere ach so dolle Verwaltung. Deutschland ist regelrecht ein einziger Verwaltungsstaat.
  • Antworten » | Direktlink »
#10 FinalmSposato
  • 15.02.2022, 14:33h
  • Häh? Wie unlogisch ist das denn?
    Muss wer am CSD eine Regenbogenfahne raushängt zukünftig mit ähnlichen Sanktionen rechnen? Und gibt es laut Jobcenter noch andere äussere Anzeichen an Balkonen oder Gebäuden die beweisen das zwei Personen in einer Wohnung leben?
  • Antworten » | Direktlink »