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Rheinland-Pfalz
CDU-Chefin ätzt gegen Queer-Wein
Eine Akzeptanzinitiative der rheinland-pfälzischen Landesregierung löst homophobe Reflexe aus. Julia Klöckner deutet etwa an, dass man ein halbes Jahr nach einer Umweltkatastrophe nicht für queere Akzeptanz werben solle.

Julia Klöckner ist seit 2010 CDU-Landesvorsitzende – von 2018 bis 2021 Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, seit kurzem ist sie CDU-Bundesschatzmeisterin (Bild: Deutscher Bundestag / Thomas Imo / photothek)
16. Februar 2022, 10:27h 2 Min. Von
Die rheinland-pfälzische Akzeptanzkampagne für LGBTI um eines der wichtigsten Exportgüter des Landes – den Wein – stößt bei der Opposition und queerfeindlichen Kräften auf Ablehnung und Spott. Hintergrund ist das Angebot des Familienministeriums, bis zu 500 Flaschen (preisgünstige) Weine von Betrieben in Rheinland-Pfalz zu erwerben, "in denen queere Menschen in verantwortungsvoller Position tätig sind" (queer.de berichtete). Bislang hat sich noch niemand für die PR-Aktion beworben, die Frist läuft bis zum 28. Februar.
Die langjährige CDU-Landeschefin Julia Klöckner kritisierte in der "Bild"-Zeitung die Akzeptanzkampagne. Die Deutsche Weinkönigin 1995/96 argumentierte, dass die Aktion angesichts der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz vor sieben Monaten nicht in Ordnung sei: "Unsere Winzer an der Ahr treibt ganz Anderes um: Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund", erklärte die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin. "Im Übrigen hat auch die Güte eines Weines damit nichts zu tun. Ich glaube, das durch solche Aktionen den berechtigten Anliegen der Queerszene eher ein Bärendienst erwiesen wird", so die CDU-Politikerin, die allerdings andere Aktionen rund um den Wein, die mit der Güte des Produktes wenig zu tun haben, stets verteidigte – beispielsweise die Existenz weiblicher Weinköniginnen.
Twitter / JuliaKloeckner | Ist es nach Klöckners Logik nicht auch falsch, nur wenige Monate nach der Flutkatastrophe die neue Weinkönigin zu feiern?Herzlichen Glückwunsch an die 73. Deutsche Weinkönigin: Sina #Erdrich aus #Baden
Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) September 24, 2021
Alles Gute auch den Weinprinzessinnen Linda #Trarbach von der #Ahr und Saskia #Teucke aus der #Pfalz
Danke für Ihr #Ehrenamt! pic.twitter.com/eaznRPe3Qr
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Hohn am rechten Rand
In Rechtsaußen-Kreisen gibt es viel Hohn über die PR-Aktion des Landesfamilienministeriums. Die rechtsradikale Wochenzeitung "Junge Freiheit" machte sich etwa lustig, dass noch keine Anträge eingegangen sind: "Vielleicht suchen die Weinbauern noch ihre queeren Mitarbeiter in leitenden Positionen?"
Die queerfeindliche Aktivistin Birgit Kelle hat bereits vor den Berichten von "Bild" und "Junger Freiheit" auf ihrer Facebook-Seiten gehöhnt: "Es macht ja geschmacklich so einen krassen Unterschied, wenn sanfte Lesbenhände die Reben pflücken und sie in non-binären Fässern lagern. Wer will da weiter diese Plörre alter weißer Rheinland-Pfälzer trinken?" In der Zeitschrift "Die Weltwoche" des schweizerischen Abgeordneten Roger Köppel machte Kelle inzwischen weitere Witze auf Kosten von queeren Menschen und behauptete, Queerbeauftragte beweinten nur ihre "gefühlte Diskriminierung".
