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Nach EuGH-Niederlage
Ungarn fühlt sich wegen queerfeindlichem Gesetz von EU schlecht behandelt
Die rechtspopulistische Regierung in Budapest wirft Brüssel wegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs Machtmissbrauch vor.

Török Levente / wikipedia) Judit Varga ist seit 2019 Justizministerin unter Ministerpräsident Viktor Orbán (Bild:
- 16. Februar 2022, 11:35h 2 Min.
Ungarn hat mit schweren Vorwürfen auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg zum neuen Rechtsstaatsmechanismus der EU reagiert. Das Gericht habe einen "politisch motivierten Spruch" gefällt, weil Ungarn jüngst ein Gesetz "zum Kindesschutz" in Kraft gesetzt habe, schrieb Justizministerin Judit Varga am Mittwoch in englischer Sprache auf ihrem Twitter-Konto. "Die Entscheidung ist ein lebender Beweis dafür, wie Brüssel seine Macht missbraucht."
Twitter / JuditVarga_EU#CJEU delivered a politically motivated judgment because of the Child Protection Act! The decision is living proof that Brussels is abusing its power. This is another #pressure against our country only because we adopted our law on child protection last summer.
Judit Varga (@JuditVarga_EU) February 16, 2022
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Der EuGH hatte kurz zuvor die Klage Ungarns und Polens gegen die Regelung abgewiesen, wonach künftig EU-Mitgliedsländern bei Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit Fördermittel entzogen werden können (Rechtssachen C-156/21 und C-157/21). Konkret geht es um eine "Verordnung über die Konditionalität der Rechtsstaatlichkeit", die seit Anfang 2021 in Kraft ist. Sie soll dafür sorgen, dass Verstöße gegen rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gewaltenteilung nicht mehr ungestraft bleiben, wenn dadurch ein Missbrauch von EU-Geldern in einem Land droht. Dann kann die EU-Kommission vorschlagen, die Auszahlung von Mitteln aus dem EU-Haushalt zu kürzen.
Justizministerin Varga spielte mit ihrem Tweet auf ein vergangenes Jahr verabschiedetes "Homo-Propaganda"-Gesetz an, das Darstellung von queeren Menschen in den Medien und der Öffentlichkeit stark einschränkt und teilweise untersagt. Laut der ungarischen Regierung richte sich das Gesetz aber nicht gegen queere Menschen, sondern schütze Kinder und Jugendliche.
Im gegenwärtigen Parlamentswahlkampf setzt die rechtspopulistische Regierung voll auf LGBTI-Feindlichkeit: Zuletzt brachte der autoritär regierende Ministerpräsident Viktor Orbán etwa sexuellen Missbrauch von Kindern mit Homosexualität in Zusammenhang (queer.de berichtete).
Für die Wahl am 3. April liefern sich die Parteienallianz Fidesz/KDNP von Orbán, der einen Großteil der Medien kontrolliert, und die vereinigte Opposition derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut neuesten Umfragen hat die Regierung derzeit knapp die Nase vorn.
Hungary, Závecz poll: Fidesz/KDNP-NI|EPP: 49% (+1) EM-S&D|RE|G/EFA|NI: 46% (-3) MH~NI: 3% (+1) MKKP-*: 2% (+1) +/- vs....
Posted by Europe Elects on Monday, February 14, 2022
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Orbán hatte erst vor wenigen Tagen der Europäischen Union vorgeworfen, unter dem Schlagwort des Rechtsstaats "einen Heiligen Krieg, einen Dschihad" gegen sein Land zu führen. Er drohte mit einem EU-Austritt, sollte die Union nicht mehr "Toleranz" gegenüber Ungarn aufbringen. (dpa/dk)
