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Rede im Bundestag

"Als Frau verkleidet": Beatrix von Storch geht auf Tessa Ganserer los

In einer Rede beleidigt die AfD-Vizechefin mehrfach die Grünenpolitikerin Tessa Ganserer wegen ihrer Geschlechtsidentität. Das führt zu empörten Protesten – alle anderen Fraktionen stellen sich hinter die attackierte Abgeordnete.


Beatrix von Storch macht deutlich, dass sie Tessa Ganserer wegen ihrer Geschlechtsidentität hasst (Bild: Screenshot Parlamentsfernsehen)

Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hat am Donnerstag in einer Bundestagsrede die trans Abgeordnete Tessa Ganserer persönlich attackiert. Mehrfach bezeichnete die 50-Jährige in einer Debatte zum Internationalen Frauentag ihre grüne Parlamentskollegin als Mann und nannte ihren abgelegten Deadnamen. Das führte zu empörten Zwischenrufen und einer Gegenrede der grünen Parlamentsfraktionschefin Britta Haßelmann, die von allen demokratischen Fraktionen mit langanhaltendem Applaus goutiert wurde. Im sonst so geordneten Bundestag führte die Attacke zu fast schon tumultartigen Szenen.

Ihre gesamte Rede nutzte von Storch, um gegen Trans-Rechte zu polemisieren. "Sie, fast alle hier, sind Frauenabschaffer, weil Sie, fast alle hier, der Gender-Ideologie anhängen", erklärte sie etwa. Dabei zitierte sie auch transphobe Berichte in der "Emma" und verteidigte die britische Autorin J.K. Rowling, die mehrfach gegen trans Frauen Stimmung gemacht hatte. "Die Trans-Ideologie ist totalitär", so von Storch.

Weiter erklärte die Rechtspopulistin, dass Ganserer zwar "Rock, Lippenstift und Hackenschuhe" trage, aber dennoch ein Mann bleibe. "Und wenn er als solcher über die grüne Quote in den Bundestag einzieht und hier als Frau geführt wird, ist das schlicht rechtswidrig." Sie warf Ganserer vor, "als Frau verkleidet" zu sein, und erklärte: "Hätte sich Robert Habeck im richtigen Moment als Roberta bezeichnet, dann wäre Roberta vermutlich jetzt Bundeskanzlerin."

Transphobievorwürfe wies sie mit den Worten zurück: "Transphob ist offenbar ein anderes Wort für nicht blöd."

"Abscheulich und niederträchtig"

Parlamentsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) appellierte danach an von Storch, "Respekt vor der Kollegin Tessa Ganserer" zu zeigen. In einer Kurzintervention sagte Ganserers Parteifreundin Britta Haßelmann sichtlich bewegt, dass sich von Storch "zutiefst menschenverachtend" geäußert habe. Zwar könne sie eine derartige Attacke im Bundestag, dem "Haus der freien Rede", fahren, aber: "Es erschüttert mich zutiefst, dass jemand über eine Kollegin im Deutschen Bundestag so abscheulich und niederträchtig spricht."

"Ich wende mich an Sie alle: Tessa Ganserer ist eine von uns. Sie ist meine und unsere Kollegin." Sie sei Teil der Frauen, die 59 Prozent der grünen Bundestagsabgeordneten stellten. "Niemand von uns hat darüber zu richten oder darüber zu reden oder darüber zu entscheiden, wie diese Frau ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt."

Mehrfach wurde ihre Intervention vom Applaus aus allen Fraktionen mit Ausnahme der AfD unterbrochen. Haßelmann zeigte sich dankbar dafür: "Wir sollten als demokratische Kräfte zusammenstehen bei aller Unterschiedlichkeit in der Sache. Wenn eine solche Menschenverachtung hier im Haus passiert, stellen wir uns dem entgegen. Danke dafür."

Twitter / phoenix_de
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Von Storch äußerte sich daraufhin ebenfalls – und goss weiter Öl ins Feuer, indem sie den Ganserers Deadnamen erneut aussprach und die Grünenpolitikerin als Mann bezeichnete.

Deadnaming wird von Trans-Hasser*innen gerne als Taktik verwendet, um trans Menschen lächerlich zu machen; vor anderthalb Jahren attackierte etwa der umstrittene Grünenpolitiker Boris Palmer trans Parteifreundin Maike Pfuderer, die ihn zuvor kritisiert hatte, auf diese Art (queer.de berichtete).


Tessa Ganserer wohnte der Debatte bei – links neben ihr steht ihre empörte Parteifreundin Renate Künast, die auf Beatrix von Storchs Äußerungen mit mehrfachen Zwischenrufen reagierte (Bild: Screenshot Parlamentsfernsehen)

Nach von Storchs Rede zeigten sich mehrere Politiker*innen von demokratischen Parteien betrübt über die Hassattacken aus der AfD. Die CSU-Abgeordneten Dorothee Bär erklärte etwa, die Reden der AfD-Vizechefin und einer weiteren Rechtsaußen-Politikerin vermittelten das Gefühl, man sei im Jahr 1911 gelandet – dem Jahr des ersten Frauentags. "Es war wirklich unterirdisch, was sie hier von sich gegeben haben. Frauen 1911 waren aufgeklärter als die gesamte AfD-Fraktion heute", so die ehemalige Staatsministerin.

Ganserer saß bei der Hassrede von Storchs im Plenum. Die bayerische Abgeordnete hielt später ihre erste Bundestagsrede in einer Debatte zur Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung – fachlich und ohne auf die Angriffe gegen ihre Person einzugehen.

Storch "wird die Ampelkoalition nicht hindern, das Transsexuellengesetz abzuschaffen"

Nach der Debatte zeigten sich Politiker*innen der demokratischen Fraktionen erschüttert. "Trans Frauen sind Frauen und [Tessa Ganserer] ist eine Frau!", erklärte etwa Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung. "Was Frau von Storch heute im Bundestag von sich gegeben hat, ist menschenfeindliche Hetze. Aber das wird die Ampelkoalition garantiert nicht daran hindern, das Transsexuellengesetz abzuschaffen."

Twitter / svenlehmann

Die SPD-Politikerin Josephine Ortleb ergänzte: "Wer eine Kollegin angreift, greift uns alle an. Menschenverachtende Reden bleiben nicht unwidersprochen."

Twitter / josephineortleb
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Auch Jürgen Lenders, der LSBTI-Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, stellte sich in einer Stellungnahme hinter Ganserer: "Frau von Storch hat von sexueller Identität und geschlechtlicher Vielfalt keine Ahnung", so Lenders. Diskriminierungen dieser Art hätten im Bundestag nichts zu suchen.

Twitter / nyke_slawik | Auch die einzige andere trans Abgeordnete – die Leverkusenerin Nyke Slawik – verurteilte die Attacken von Storchs scharf

Kathrin Vogler, die queerpolitische Sprecherin der oppositionellen Linksfraktion, zeigte sich auf Twitter über die "unsägliche Attacke von Frau Storch" erschüttert. Dazu fügte sie den Hashtag #WirSindTessa an.

Twitter / voglerk
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#1 FinalmSposato
  • 17.02.2022, 16:09h
  • (Ganserer saß bei der Hassrede von Storchs im Plenum. Die bayerische Abgeordnete hielt später ihre erste Bundestagsrede in einer Debatte zur Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung fachlich und ohne auf die Angriffe gegen ihre Person einzugehen.)

    Extrem was Frau Ganserer alles aushalten muss. Wenn es schon im Bundestag so niederträchtig zugeht, wie extrem mag es wohl anderen transidenten Personen im Alltag an deren gewöhnlichen Arbeitsplätzen, Bildungseinrichtungen etc. ergehen?Man mag sich diese stetigen Ausgrenzungen und Mobbing gar nicht vorstellen.
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#2 TimonAnonym
#3 Petra Weitzel dgtiAnonym
  • 17.02.2022, 16:19h
  • Tessa Ganserer ist auch Aktivistin der dgti und hat unsere Solidarität. Spannend zu sehen, dass die "EMMA" und die AfD sich aneinander anschlussfähig machen. Ein (Alice) schwarzer Tag für das Parlament.
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#4 PhoebeEulenbaerAnonym
#5 Alexander_FAnonym
  • 17.02.2022, 16:36h
  • Eine als Mensch verkleidete braune Küchenschabe macht sich über Transfrauen lustig.
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#6 AtreusEhemaliges Profil
  • 17.02.2022, 16:53h
  • Wenn man der Sache noch irgendetwas Gutes abringen wollte, könnte man Storch dafür danken, dass sie sich ausdrücklich auf die Hass verbreitende Schriftstellerin der Harry Potter Romane bezog und so hoffentlich durch die Berichterstattung nun auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wird, dass sich Rowling und die Naziromantiker der AfD in ihrem Kampf gegen Transmenschen bis aufs Haar gleichen.
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#7 SakanaAnonym
  • 17.02.2022, 17:05h
  • Starke Reaktionen seitens Britta Hasselmanns und anderer Parlamentarier:innen auf diese niederträchtige und menschenverachtende Rede einer Frau, die selbst überhaupt nicht den von ihrer sogenannten Partei propagierten Familien- und Frauenidealen entspricht. Ich bezweifle, dass die überhaupt lernfähig oder auch nur irgendwie empathisch sein kann... Grausam, einfach nur menschlich grausam
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#8 LothiAnonym
#9 PhoebeEulenbaerAnonym
  • 17.02.2022, 18:25h
  • Antwort auf #8 von Lothi
  • Dankeschön, fühl dich einfach mal gedrückt.
    Ich empfinde es als durch positiv, dass es klare Worte der Solidarität gegeben hat.
    Aber ich weiß halt auch wie so etwas persönlich trifft und wie weh das tut.
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#10 XxxxAnonym
  • 17.02.2022, 18:32h
  • Was hat man auch anderes erwartet von einer Frau die lieber in der Zeit ihres Großvater leben würde
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