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GLAAD-Bericht
US-Fernsehen ist queerer denn je
Der Anteil von queeren Figuren in Unterhaltungsserien ist beträchtlich gestiegen. Dies sei wichtig, um einem gesellschaftlichen Rückschlag bei LGBTI-Rechten entgegenzuwirken.

Die neue Science-Fiction-Serie "4400" ist ein Reboot von "The 4400" (2004-2007) – anders als im Vorbild gibt es in der neuen Serie gleich mehrere queere Figuren, die auch mal einen CSD besuchen – in Deutschland ist die achtteilige erste Staffel noch nicht zu sehen (Bild: The CW)
- 18. Februar 2022, 13:45h - 3 Min.
11,9 Prozent der Figuren in gescripteten Serien in der Primetime der großen US-Sender sind queer. Das ist das Ergebnis des 26. Jahresberichts "Where We Are on TV" (PDF), der am Donnerstag von der LGBTI-Organisation GLAAD vorgestellt wurde. Noch nie sei das amerikanische Fernsehen dem Bericht zufolge so queer gewesen. Im Vorjahr waren nur 9,1 Prozent der Figuren erkennbar lesbisch, schwul, bisexuell oder trans (queer.de berichtete). Der Bericht untersuchte Serien zwischen Juni 2021 und Mai 2022.
/ glaadWhere are LGBTQ people on TV? All over the place.
GLAAD (@glaad) February 17, 2022
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Demnach seien in der Hauptsendezeit der fünf großen Networks ABC, CBS, The CW, Fox und NBC insgesamt 775 wiederkehrende Figuren aufgetaucht. Davon seien 92 als queer zu identifizieren gewesen. Erstmals waren in dieser Gruppe Lesben in der Mehrheit – sie stellten 40 Prozent aller queeren Figuren dar (plus sechs Prozent). 35 Prozent waren schwule Männer (minus fünf Prozent), 19 Prozent bisexuell (plus ein Prozent). Hinzu kommen sechs Prozent trans Figuren (minus vier Prozent).
Zum vierten Jahr in Folge sind weiße queere Figuren in der Minderheit: LGBTI-People-of-Color stellten dem Bericht zufolge 58 Prozent. Beispiele für Produktionen mit mehreren queeren Figuren sind die Science-Fiction-Serien "Supergirl" und "4400" oder die Sitcom "Brooklyn Nine-Nine".
Auch mehr queere Figuren in Kabelfernsehen und Streamingportalen
Auch in Kabelsendern gibt es weit mehr queere Figuren – hier habe sich die Anzahl von 37 im Vorjahr auf 51 erhöht. Beispiele für erfolgreiche Kabelserien mit queeren Figuren seien "Fear the Walking Dead", "Killing Eve" und "Chucky".

Der 14-jährige schwule Schüler Jake Wheeler (Zackary Arthur) hat Trouble mit seiner neuesten Puppe "Chucky" (Bild: SyFy)
Bei den insgesamt acht amerikanischen Streamingplattformen war die Zunahme noch größer: Hier zählte die GLAAD insgesamt 358 queere Figuren, im Vorjahr waren es nur 141 gewesen. Das bedeutet einen Anstieg von 154 Prozent. Interessant: Schwule bilden hier mit 33 Prozent knapp die Mehrheit vor Bisexuellen (32 Prozent) und Lesben (27 Prozent). Freilich werden hier auch ausländische Produktionen wie das spanische Teenie-Drama "Élite" oder die schwedische Coming-of-Age-Geschichte "Young Royals" gezählt.
"Das Wachstum zeigt, dass Hollywood wahrlich die Kraft von LGBTQ-Geschichten erkannt hat, die auch vom Publikum in aller Welt angenommen werden", erklärte GLAAD-Chefin Sarah Kate Ellis. Dies sei gerade wichtig in Zeiten, in denen LGBTI-feindliche Gesetze eine Renaissance zu erleben scheinen. Durch ein vielfältiges Fernsehprogramm könne man Menschen überzeugen, dass Diskriminierung der falsche Weg sei. Sie rief auch TV-Sender und Streamingplattformen auf, Geschichten von oft übersehenen Menschen zu erzählen – etwa HIV-Positiven oder queeren Menschen mit einer Behinderung.
/ sarahkateellisNetworks and platforms must continue to prioritize telling LGBTQ stories that have been long overlooked, with a specific focus on the trans community, LGBTQ people of color, people living with HIV, and LGBTQ people with disabilities.
Sarah Kate Ellis (@sarahkateellis) February 17, 2022
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Insgesamt gebe es auch Fortschritte bei der Repräsentanz von geschlechtlichen Minderheiten: So seien 42 wiederkehrende trans und nichtbinäre Figuren über alle Plattformen gezählt worden – im Vorjahr waren es noch 29. Dabei habe es sich um 20 trans Frauen, 14 trans Männer und acht nichtbinäre Personen gehandelt. Diese hätten sich über 25 Drama- und elf Comedy-Serien verteilt. (dk)
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