Geschlechtsverirrte "Nonnen" predigen gegen Pornografie - und meinen das Ganze auch noch ernst.
Von Dennis Klein
Zwei amerikanische Nonnen sitzen vergnügt vor ihrem Apple-Laptop. "Schwester, wir haben scheinbar E-Mails erhalten. Sollen wir sie anschauen", so die Frage einer dicklichen bebrillten Nonne mit tiefer Stimme. "Natürlich", erhält sie als Antwort. Was die beiden nun lesen müssen, verschlägt ihnen den christlichen Atem: "Unrasierte Girls", "haarige Asiatinnen" und "Fisting-Luder" füllen den Posteingang. Die eine schüttelt benommen den Kopf, die andere unterdrückt mit einem Taschentuch vor dem Mund den Ausstoß des Abendmahls.
Dabei sind die Nonnen Typen im Fummel. Was allerdings wie ein (durchaus komischer) Sketch aus einem Travestie-Programm aussieht, ist ernst gemeint. Hinter der Website nunsagainstporn.com, auf der das Travestie-Video angeschaut werden kann, verbirgt sich die nicht minder obskure XXX Church. Sie wurde von kalifornischen Pfarrern gegründet, um die Ausbreitung von Schmuddel-Filmchen zu verhindern.
Denn für die Pfaffen ist Pornografie gefährlicher als sämtliche irakische Massenvernichtungswaffen: "Wir kennen Leute, die ihren Job verloren haben, weil sie sich im Büro Pornografie angeschaut haben", berichtet Mitgründer Craig Gross dem christlichen Sender CBN. "Wir kennen Leute, die Pornografie in den Bankrott getrieben hat. Und wir kennen Leute, deren Ehe durch Pornografie vernichtet wurde." Nackedeis zu betrachten ist für die "XXX Church" eine Abhängigkeit wie die von Alkohol oder Drogen. Mit der Bibel in der Hand wollen sie die Menschen von dieser Geisel befreien. Und bieten für diese Mission im virtuellen Kirchen-Shop auch kreative T-Shirts an, mit Aufschriften wie "Jedes Mal, wenn du onanierst, killt Gott ein Kätzchen".
Jetzt sollen's also die Nonnen richten. Verantwortlich dafür ist J.R. Mahon, der Betreiber einer christlichen Werbeagentur. Warum hat er für diesen Kreuzzug keine echten Nonnen genommen? "Wir haben einige kontaktiert. Es ist nicht so, als ob sie unser Projekt ablehnen, aber viele sind davon noch nicht überzeugt." Darum hat er sich selbst die Kutte umgebunden und den ersten Spot gedreht. Damit will er nun in den USA groß auf Tour gehen. Demnächst sind die "Nuns Against Porn" bei der Erotik-Ausstellung im Sündenbabel Las Vegas unterwegs.
Der Spot auf der Nonnen-Website endet im übrigen mit dramatischer Musik, wobei der Zuschauer in großen Lettern gefragt wird: "Nerven die E-Mails Sie? Uns auch." Dann die eindringliche Aufforderung: "Tun Sie was." Aber was tun? Unser Tipp: Am besten nochmal den trashigen Spot anschauen - er ist so unterhaltsam, dass man seine eigene Pornosammlung schlicht vergisst.
5. Januar 2006