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Homophober Dirigent
Waleri Gergijews Stuhl wackelt
Der Chefdirigent wurde wegen seiner Unterstützung des "Homo-Propaganda"-Gesetzes kritisiert, machte aber Karriere bei den Münchner Philharmonikern. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine könnte der Putin-Fan seinen Job verlieren.

Konzerte mit Waleri Gergijew werden unter anderem von der Deutschen Welle übertragen (Bild: Screenshot DW)
- 25. Februar 2022, 14:47h 2 Min.
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) droht dem Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker und Putin-Freund Waleri Gergijew mit Rauswurf. "Ich habe gegenüber Waleri Gergijew meine Haltung klargemacht und ihn aufgefordert, sich ebenfalls eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt", sagte Reiter laut Mitteilung vom Freitag in München. "Sollte sich Waleri Gergijew hier bis Montag nicht klar positioniert haben, kann er nicht länger Chefdirigent unserer Philharmoniker bleiben."
Der 68 Jahre alte Gergijew ist seit 2015 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, eines städtischen Orchesters. Die Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bringt ihn immer wieder in die Kritik. Im Jahr 2014 unterschrieb er einen Künstler*innen-Appell zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und bekannte sich damit offiziell zur Expansionspolitik Putins, indem er die staatliche Integrität der Ukraine abstritt.
"Gemeinsam mit den Orchestervertretern der Münchner Philharmoniker erwarte ich von Ihnen als Chefdirigent des Orchesters jetzt ein deutliches Zeichen der Distanzierung von den völkerrechtswidrigen Angriffen gegen die Ukraine", schrieb Reiter an Gergijew. "Und damit ein klares Signal an die Stadtspitze, die Öffentlichkeit, die Musikerinnen und Musiker der Münchner Philharmoniker und ihr Publikum bis Montag, 28. Februar. Anderenfalls werden wir das Vertragsverhältnis als Chefdirigent beenden müssen."
Gergijew setzte Homosexualität und Kindesmissbrauch gleich
Gergijew hatte 2013 wegen seiner Unterstützung des "Homo-Propaganda"-Gesetzes für Empörung gesorgt. Damals rückte er Homosexualität in die Nähe von sexuellem Missbrauch von Kindern, als er in der niederländischen Zeitung "De Volkskrant" das Gesetz mit den Worten verteidigte: "In Russland tun wir alles, um Kinder vor Pädophilen zu schützen." Trotz dieser Äußerung erhielt Gergijew den Chefposten in München, was zu Protesten führte (queer.de berichtete).
Nach Kritik an seiner homophoben Äußerung versuchte Gergijew, seine Unterstützung für das homophobe Gesetz zu relativieren. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte er damals etwa: "Es ist falsch zu suggerieren, dass ich jemals anti-homosexuelle Gesetze unterstützt habe. In meiner Arbeit habe ich mich immer für die gleichen Rechte für alle Menschen eingesetzt." Außerdem behauptete er, dass er mit vielen "Menschen aus allen Gesellschaftsschichten" gearbeitet habe und "viele von ihnen meine Freunde sind". (dpa/cw)
