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Queere Nachtgestalten

Draculas Ruhm gebührt eigentlich einer lesbischen Vampirin

Die erste blutsaugende Person in der Literatur war kein hetero Mann, sondern eine homosexuelle Frau: Über 20 Jahre vor Bram Stokers "Dracula" erschien vor 150 Jahren Sheridan Le Fanus Roman "Carmilla".


Szene aus dem Film "Carmilla – Führe uns nicht in Versuchung": Vampirin Carmilla (Devrim Lingnau, r.) und ihre Liebhaberin Lara (Hannah Rae)

Über Vampir*innen lassen sich viele Mythen und Sagen finden. Ob deren Ursprung aus der Angst vor Untoten, dem Bösen oder dem Unverständnis gegenüber der "Mondscheinkrankheit", Xeroderma Pigmentosum, entstand, ist nicht eindeutig zu sagen.

Was aber eindeutig nachvollziehbar ist, ist die erste Darstellung von Vampir*innen in Romanen und Filmen – und das war nicht Dracula. Über 20 Jahre vor Bram Stokers "Dracula" (1897) erschien Sheridan Le Fanus Roman "Carmilla" (1872). Damit war die erste blutsaugende Person in der Literatur kein heterosexueller Mann, sondern eine homosexuelle Frau.


Illustration aus der Erstöffentlichung von "Carmilla" in der Zeitschrift "The Dark Blue" (Bild: David Henry Friston / wikipedia)

Warum ist diese Tatsache noch immer nicht allgemein bekannt? Weil wir leider noch immer in einer heteronormativen Welt leben, die sich nur langsam für die Vielfalt der Liebes- und Sexualitätsformen öffnet.

Eine junge, schöne und gefährliche Frau

Für 1872 hingegen war "Carmilla" sehr fortschrittlich, denn dabei geht es sogar um eine lesbische Liebe zwischen zwei Teenagermädchen. Patriarchale und heteronormative Strukturen werden durch die Tatsache aufgesprengt, dass eine junge und wunderschöne, aber auch gefährliche Frau die Handlung bestimmt und dabei – bis zu ihrer Ermordung – die gesamte Macht innehat.

Heutzutage würde man den Roman wohl als schaurige Coming-of-Age-Geschichte einstufen.

Filmische Fortschreibung

Vor allem im Medium Film lassen sich viele direkte und indirekte Adaptionen der Carmilla-Figur wiederfinden. In "The Vampire Lovers" (1971) zum Beispiel wird die Storyline der Ursprungsgeschichte übernommen, aber in eine hippie-, retro-, sepiaangehauchte Filmästhetik eingebettet. Auch wird sehr viel nackte Haut gezeigt. Anders als im Buch schafft es die jugendliche Vampirin hier aber nicht nur ihr gleichaltriges Opfer in ihren Bann zu ziehen, sondern ebenfalls nahezu alle Hausangestellten.

Direktlink | Der Film "The Vampire Lovers" auf Youtube
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Auch die recht aktuelle "Carmilla"-Verfilmung von Emily Harris (2019) bildet die homoerotische Geschichte der beiden Teenagerinnen ab (queer.de berichtete). Hier hat man zudem das Gefühl, dass es sich – anders als im Roman – sogar wirklich um eine Liebesbeziehung handeln könnte.

Weitere lesbische Vampirinnen im Film

Zwar wird die Carmilla-Figur nicht immer in ihrem ursprünglichen Handlungskontext übernommen, aber sie bildet die stereotype homo- oder bisexuelle Vampirin ab, die in der Filmtradition fortgeschrieben wird. Etwa in der 70er-Jahre-Filmen "Vampyros Lesbos" und "The Velvet Vampire", die beide kostenlos auf Youtube zu finden sind, und ebenfalls in "The Addiction" und "Nadja" aus den 90ern. Wer auf Schwarz-weiß-Filme steht, ist bei den letzten beiden gut aufgehoben, deren Ästhetik durch die stimmungsvolle Komposition von Licht und Schatten auf die des Film Noir anspielt.

Direktlink | "Vampyros Lesbos" auf Youtube
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Sucht man heutzutage die Streaming-Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime nach Filmen mit Vampir*innen durch, bekommt man unendlich viele Treffer – und bei einem Großteil davon kommen ebenfalls bi- oder auch homosexuelle Blutsaugerinnen vor. Dafür: Danke, Carmilla!

29.05.22 | "Wie die glutvolle Leidenschaft eines Liebhabers"
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#1 nickAnonym
  • 27.02.2022, 13:59h
  • Natürlich ist Carmilla ein immer noch sehr einflussreiches Werk queerer Literatur, es ist aber ebensowenig wie Dracula die erste Geschichte die Vampire populär gemacht hat.
    Schon gut 50 Jahre vorher erschien Polidoris Erzählung "The Vampyre" mit einem vernehmen, adligen Blutsauger (Polidori war Leibarzt von Lord Byron und schrieb seine Geschichte zum selben Anlass wie auch Mary Shelley den "Frankenstein"). Und auch noch früher gab es literarische Erwähnungen von Vampiren, die aber mit den heutigen Vorstellungen noch nicht so viel zu tun haben.
    Man könnte jetzt pedantisch argumentieren, dass "Der Vampyr" mit seinen ~40Seiten kein Roman, sondern nur eine Erzählung ist. Andererseits wird auch "Carmilla" mit ~140Seiten meistens nicht als Roman sondern als Novelle bezeichnet... ("Dracula" hat je nach Ausgabe ca. 500Seiten)
    Wie gesagt "Carmilla" ist definitiv ein bedeutendes Werk, hat aber auch seine Vorgänger.

    So, genug kluggeschissen für heute...
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#2 LothiAnonym
  • 27.02.2022, 14:25h
  • Antwort auf #1 von nick
  • Anmerkung aus der Neuzeit. Hierzu meine absolute Lieblingsbuch Vampir Saga. Geschrieben von Brian Lumley mit dem Titel: Necroscope. Unübertroffen. Ein Mix aus Fantasy und Vampir-Mythologie. Ein Fest für jeden Horror-Fan. Wer es kennt, wird mir mit Sicherheit zustimmen. Erschienen bei Festa-Verlag.
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#3 AyidaProfil
  • 27.02.2022, 15:25hHessen
  • Ich habe mit elf oder zwölf Jahren das Carmilla Hörspiel vom Gruselkabinett gehört und später die TV Adaption (die tatsächlich lesbisch ist) mit Elise Bauman und Natasha Negovanlis gesehen. Das Original ist zwar nur Subtext für unwissende Heteros, aber es zeigt wie Homosexuelle und queere Menschen zu dieser Zeit gesehen wurden. Die Schauerliteratur gibt uns Einblicke, wie Außenseiter*innen der Gesellschaft porträtiert wurden.
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