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Rheinland-Pfalz

Wird der "Rosa Traktor" der erste "QueerWein"?

Robert Boudier und sein Mann Elmar Koeller aus Stetten haben sich an der Aktion "QueerWein" der Landesregierung beteiligt. Als schwule Winzer hätten sie im Dorf einst "einige Irritationen hervorgerufen".


Das Winzer-Paar Elmar Koeller (l.) und Robert Boudier hat sich an der Aktion "QueerWein" beteiligt (Bild: BoudierKoeller)
  • 1. März 2022, 05:12h 5 3 Min.

Mit Rosé-Weinen hat der Weinbau die binäre Entweder-Oder-Welt von Weiß- und Rotweinen schon lange überwunden. Jetzt aber hat Rheinland-Pfalz auch alle nichtbinären und inter Menschen der Branche ebenso wie lesbische, schwule, bisexuelle und trans Winzer*innen aufgerufen, jeweils zwei Weine einzusenden für eine Auswahl von zwei "QueerWeinen" (queer.de berichtete).

Zu den Teilnehmenden der Aktion gehören Robert Boudier und sein Mann Elmar Koeller aus Stetten – dort wo die Pfalz an Rheinhessen grenzt und wo die Vielfalt beider regionaler Traditionen gelebt wird. "Wir sind weder traditionsbelastet noch brauchen wir das Weingut unmittelbar für unsere Existenz, sagt Elmar Koeller. Er und sein Mann haben jeweils einen anderen Beruf, mit der Übernahme des historischen Weinguts vor elf Jahren aber neue Akzente gesetzt.

"ich zeige, was und wer ich bin"


Am Weingut BoudierKoeller weht schon mal die Regenbogenfahne

"Wir haben erst einige Irritationen hervorgerufen, als wir in das kleine Dorf gezogen sind", erinnert sich Koeller. "Ich bin nicht als Missionar auf die Welt gekommen – aber ich gehe nach dem Grundsatz vor: Ich zeige, was und wer ich bin." So hisst das Paar im Ort auch die Regenbogen­fahne als Bekenntnis zur Vielfalt von Lebensformen und der Sehnsucht nach Frieden. Und die beiden zeigen im Weingut auch stolz ihren rosa Traktor. "Das ist sehr identitätsstiftend", sagt Koeller und fügt lachend hinzu, dass er selbst den Traktor gar nicht fahre – da erfülle er die Klischeevorstellungen vom schwulen Mann.

"Rosa Traktor" heißt auch einer der beiden Weine, den das Weingut für die Auswahl des "QueerWeins" nach Mainz geschickt hat. Es ist ein Rosé-Wein, eine Cuvée aus Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Schwarzriesling). Der zweite Wein ist ein Sauvignon Blanc.


Ergebnis der letzten Wochenumfrage auf queer.de

Mit ätzenden Anmerkungen zu der Initiative in der "Bild"-Zeitung machte die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam (queer.de berichtete). "Unsere Winzer an der Ahr treibt ganz anderes um", sagt die ehemals für den Weinbau zuständige Bundesministerin und einstige deutsche Weinkönigin auch der Deutschen Presse-Agentur – und vermischt erneut zwei Themen, die gar nichts miteinander zu tun haben: "Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund." Auch habe "die Güte eines Weines damit nichts zu tun". So werde "den berechtigten Anliegen der Queerszene" mit solchen Aktionen eher ein Bärendienst erwiesen.

Willkommenskultur "mit unkonventionellen Methoden"


Macht der "Rosa Traktor" das Rennen? (Bild: BoudierKoeller)

Der LGBTIQ*-Landesbeauftragte David Profit (Grüne) hingegen möchte mit der Initiative auf die Vielfalt von Winzer*­innen aufmerksam machen. "Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar", erklärt der Staatssekretär im Familienministerium in Mainz. "Mit der neuen Initiative 'QueerWein Rheinland-Pfalz' möchte ich diese Vielfalt in Rheinland-Pfalz sichtbarer machen."

Profit will bei einer Verkostung zusammen mit Weinkenner*­innen aus allen eingereichten Vorschlägen zwei Weine auswählen, die am 18. Mai als "QueerWeine" vorgestellt werden. Von diesen will das Ministerium jeweils 250 Flaschen zum Preis von maximal zehn Euro pro Flasche ankaufen und bei besonderen Anlässen ausschenken sowie bundesweit verschicken.

Zuständigkeitshalber hat der LGBTIQ*-Landesbeauftragte auch Staatssekretär Andy Becht (FDP) aus dem Weinbauministerium ins Boot geholt. Wein trage zur besonderen Willkommenskultur und Gastfreundlichkeit des Landes bei, erklärt Becht. "Werte wie Respekt, Freiheit, Akzeptanz und ein gutes und verständnisvolles Miteinander gilt es diese Tage wieder umso mehr hervorzuheben – und das gerne auch mit unkonventionellen Methoden." (cw/dpa)

#1 woistdasproblemAnonym
  • 01.03.2022, 06:09h
  • Dass sage und schreibe 30,3% der Leute hier der Ansicht sind, ein offen queer vermarkteter Wein sei "Riesling auf die Mühlen unserer Gegner_innen", kann ich einfach nicht nachvollziehen.

    Die meisten Weingüter werben nicht nur mit ihren Produkten, sondern auch lang und breit mit ihrer jahrhundertealten Familientradition und Ähnlichem. Nur queere Menschen sollen das wieder mal nicht dürfen und sich lieber verschämt verstecken? Weil das "Irritationen hervorruft"?

    Warum sind Weine wie "Kröver Nacktarsch" etwas Grandioses, aber "Rosa Traktor" wäre peinlich? Wieviel internalisierte Homophobie steckt hier in den Abstimmenden, wenn ihnen von queeren Menschen produzierte und vermarktete Weine peinlich sind?

    Ich verstehe langsam die Welt nicht mehr. Wie kann man eine solch positive Kampagne derart schmähen? Als Person, die in einem queeren Forum abstimmt und kommentiert? Leute, schaut bitte mal in den Spiegel und kommt mit Euerer eigenen Scham klar. Und stülpt diese Scham nicht Anderen über, die sich ihr Standing in der Gesellschaft als queere Menschen zum Teil mühsam erkämpft haben. That's none of your business!
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#2 So isssAnonym
  • 01.03.2022, 06:47h
  • Antwort auf #1 von woistdasproblem
  • . Weil diese Aktion an sich völlig unsinnig ist. Das Prädikat queer ist nun mal kein Qualitätsmerkmal von Wein. Und wird es auch nicht werden.

    Wem ist damit geholfen? Küren wir dann demnächst queere Salami oder queere Ohrenstöpsel?

    Wie in allen anderen Berufen auch wird es auch queere Personen unter den Winzern geben. Was diese nun allein durch ihre Lebensweise zu auszuzeichnende Exemplare ihrer Zunft macht erschließt sich mir nicht.
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#3 IrritationenAnonym
  • 01.03.2022, 08:04h
  • Antwort auf #2 von So isss
  • Aber Vielfalt ist ein Qualitätsmerkmal einer modernen Gesellschaft. Natürlich kann man das ablehnen, aber dann ist man eben vorgestrig und intolerant.
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