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Ode an eine der größten lesbischen Autorinnen

In "Loving Highsmith" erzählt die Schweizer Regisseurin Eva Vitija von den Lieben und Leidenschaften der Schriftstellerin Patrica Highsmith – Grundlage waren die erst posthum entdeckten Tagebücher.


Patricia Highsmith (1921-1995) war eine US-amerikanische Schriftstellerin, die allerdings den größten Teil ihres Lebens in Europa verbrachte (Bild: Salzgeber)
  • Von Verena Huber
    5. März 2022, 05:21h, noch kein Kommentar

In ihrem neuen Film "Loving Highsmith" gibt die Schweizer Regisseurin Eva Vitija ("Das Leben drehen – Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten") einen Einblick in das Leben der Autorin Patricia Highsmith, die weithin für ihre Psychothriller wie "Zwei Fremde im Zug" (1950) und der Tom-Ripley-Reihe sowie dem ersten Lesben-Roman mit Happy End "The Price of Salt" (1952) – in der Neuauflage "Carol" – bekannt ist. Nach ihrem Tod im Jahr 1995 hinterließ Highsmith 26 Tagebücher, die als Inspiration für Vitjas Film dienten.

Anhand der Tagebücher verfolgt die Dokumentation ausschnitthaft und unter einer glorifizierenden Brille das Leben der Autorin. Mit vielen Originalaufnahmen und Gesprächen mit Familie und Freund*innen wird der Eindruck erschaffen, man lerne Highsmith sehr gut kennen. Eine zurückhaltende, auf ihre alten Tage etwas schrullige, aber doch interessante Person wird präsentiert, obwohl die Realität wohl anders war und Highsmith von anderen Zeitgenoss*innen oft als schwierig und gar unleidlich beschrieben wird.

Abschweifende Zeitzeug*innen


Poster zum Film: "Loving Highsmith" läuft im März 2022 in der queerfilmnacht

Häufig ist es leider schwierig, den Interviewten zu folgen, weil durch nur sehr kurze Bauchbinden ohne Beschreibung selten klar wird, in welchem Verhältnis die entsprechenden Personen zu Highsmith stehen und aus welcher Zeit ihres Lebens sie gerade erzählen. An manchen Stellen erscheint es so, als hätten sie ihre Aufgabe, von der Autorin zu berichten, nicht ganz verstanden oder gar vergessen und erzählen munter sonstige Anekdoten vor sich hin. Marijane Meaker, eine langjährige Freundin und zeitweise Partnerin Highsmiths, schafft es jedoch stets mit ihren recht einsilbigen Antworten für Unterhaltung zu sorgen.

Die Interviews wurden zu Gunsten der Authentizität in der Originalsprache der Befragten belassen und für das deutsche Publikum untertitelt. Für alle, die den Fremdsprachen nicht mächtig sind, ist es trotzdem schwierig, die Unterhaltungen zu verstehen, da die Untertitel nicht farblich hervorgehoben wurden und sich oft in den Hintergrundbildern oder alten schwarz-weiß Fotos verlieren.

Die Einspieler der verschiedenen Hintergründe, gemischt mit unzusammenhängenden Füllsequenzen sorgen zwar für Atmosphäre, nehmen der Dokumentation aber noch mehr die Kurzweiligkeit und ziehen sie unnötig in die Länge. Zusätzlich passen die Einspieler selten mit dem Gesagten zusammen, und man fragt sich als Zuschauer*in, wozu diese überhaupt gut sind. Begleitet werden diese atmosphärischen Exkurse von teils entweder dissonanter oder auch oft heimatfilmtauglicher Musik, sodass einem am Ende nicht mehr wirklich klar ist, in welche Stimmungslage man hätte versetzt werden sollen.


Zu Wort kommt im Film auch Tabea Blumenschein, die mit Patricia Highsmith eine längere Freundschaft pflegte (Bild: Salzgeber)

Maren Kroymann als deutsche Erzählerin

Gelungen sind die Schriftanimationen der Tagebücher. Die direkte Teilhabe an den innersten Gedanken Highsmiths und zu sehen, wie sich ihre Ideen entwickelten, ist ebenso fesselnd wie der Versuch, ihre Handschrift zu entziffern. Glücklicherweise wurden diese handschriftlichen Ausschnitte synchronisiert. In der deutschen Fassung leiht Maren Kroymann – im Original Gwendoline Christie – der Protagonistin ihre Stimme. Sie liest die gezeigten Tagebucheinträge vor und begleitet einen als ständige Erzählerin durch das Leben von Patricia Highsmith.

"Loving Highsmith" ist eine Ode an eine der größten lesbischen Autorinnen, in der ohne Zweifel viel Bewunderung und Herzblut der Produzierenden steckt. Für Außenstehende ist es aber teilweise schwierig, dem Film zu folgen, da die Chronologie ihres Lebens komplett verloren ging. So wirft die Dokumentation mehr Fragen auf, als man davor überhaupt hatte: Wer waren die zahlreich wechselnden Liebschaften? Hat Patricia Highsmith den Sinn ihres Lebens gefunden? Welche Werke hat sie eigentlich verfasst?

Doch das war vielleicht beabsichtigt. "Loving Highsmith" ist trotz der Schwächen ein gelungen impulsgebender Film, der dazu anregt, sich weiter mit Patricia Highsmiths Leben und Wirken zu beschäftigen. Im Kino startet die Doku bundesweit am 7. April 2022. Zuvor ist sie im März bereits in der queerfilmnacht zu sehen.

Direktlink | Offizieller deutscher Trailer zum Film
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Infos zum Film

Loving Highsmith. Dokumentarfilm. Schweiz, Deutschland 2022. Regie: Eva Vitija. Mitwirkende: Marijane Meaker, Monique Buffet, Tabea Blumenschein, Dan O. Coates, Judy Coates. Laufzeit: 83 Minuten. Sprache: deutsche Fassung, teilweise mit deutschen Untertiteln. Verleih: Salzgeber. Kinostart: 7. April 2022. Vorab ist der Film im März 2022 in der queerfilmnacht zu sehen.