"The Sound of Beauty" lautet das diesjährige Motto des Eurovision Song Contests, der nach dem letztjährigen Sieg der italienischen Band Måneskin in Mai in Turin abgehalten wird. Nach dem Rausschmiss Russlands treten 40 Länder an, und nach den letzten Vorentscheiden vom Samstag stehen 38 Lieder und alle 40 Interpret*innen fest. Eine Video-Galerie mit allen Beiträgen ist am Ende des Artikels verlinkt.
Als Favorit bei den Wettbüros gilt – seit Kriegsbeginn – die ukrainische Band Kalush Orchestra, die beim nationalen Vorentscheid Zweite wurden – die Gewinnerin zog sich in einem Disput um eine Krim-Einreise zurück. Kalush-Mitglied Ihor Didenchuk wurde schon mit der Elektro-Folk-Band Go_A bekannt, die das Land 2021 und 2020 beim ESC vertrat. Unklar bleibt, ob Kalush im Mai antreten können und wollen – mehrere Mitglieder der Band waren zuletzt bewaffnet in der Fluchthilfe und möglichen Verteidigung aktiv.
Direktlink | "Stefania" gilt inzwischen als eine der Hymnen des ukrainischen Widerstands. Die einblendbaren englischen Lyrics enthalten die Zeile "I'll always find my way home, even if all roads are destroyed"
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Zuvor war mit Spannung erwartet worden, ob Italien erneut gewinnen könnte – die letzte Siegesreihe gab es von 1992 bis 1994 mit Irland. Mahmood (ESC-Zweiter 2019) und Blanco gewannen mit dem emotionalen queeren und divers deutbaren Duett "Brividi" das Sanremo-Festival, holten damit einen viralen Hit und zunächst die höchsten Wettquoten (queer.de berichtete).
Die queere Community vertreten wird auch (unter anderem?) durch Selbstbewusstseins-Hymnen der schwulen Sänger Sheldon Riley (Australien) und Michael Ben David (Israel). Auch ansonsten bietet der Wettbewerb Vielfalt und Überraschungen: Aus Frankreich kommt etwa erstmals ein Beitrag auf Bretonisch. Großbritannien werden erstmals seit langem wieder Chancen eingeräumt, nicht am Tabellenende zu landen. Und der italienische (und heterosexuelle) Sänger Achille Lauro sorgt für San Marino mit "Stripper" für androgyne Sexyness. Beim italienischen Vorentscheid hatte er zuvor mit "Domenica" rechte Politiker und Bischöfe empört.
Bei den Wettbüros folgen auf Ukraine und Italien aktuell Schweden, UK, Griechenland und Polen. Wie immer gilt: Vor den ersten Proben mit den jeweiligen TV-Bühnenumsetzungen der Songs sollte man keine endgültigen Prognosen wagen. Die Sanremo-Version von "Brividi" ging etwa viral – für Turin muss sie eingekürzt werden und (leider) auf das Orchester verzichten.
Das Bühnendesign in Turin soll an eine Sonne erinnern und bietet unter anderem einen Wasserfall. Bild: Francesca Montinaro
Deutschlands Beitrag "Rockstars" von Malik Harris liegt bei den Wetten auf Platz 26 von 40 – er ist bereits für das Finale gesetzt, bei dem 25 Länder antreten. Moderiert werden die Shows am 10., 12. und 14. Mai vom libanesisch-britisch-amerikanischen schwulen Sänger Mika, der Popsängerin und Grammy-Preisträgerin Laura Pausini und dem TV- und Radiomoderator Alessandro Catellan. Es ist die dritte Austragung Italiens nach 1965 Neapel und 1991 Rom. (cw)
Video-Galerie:
(38 Videos) Videos der Beiträge, die beim ESC im Mai in Turin antreten