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Ex-Gay-Bewegung
Google bietet "Homo-Heiler"-App der malaysischen Religionsbehörde an
Mit einer deutschen Altersfreigabe ab 0 Jahren wird im App-Store von Google ein "Homo-Heiler"-Programm für Musliminnen und Muslime zum Download verfügbar gemacht.

Die App soll angeblich dabei helfen, hetero- und cissexuell zu werden
- 14. März 2022, 15:02h 2 Min.
Im Google App Store wird seit vergangener Woche kostenlos das Programm "Hijrah Diri Homoseksualiti" der malaysischen Behörde für islamische Entwicklung zur "Heilung" von Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit angeboten. Laut der Behörde solle die malaysischsprachige App "der LGBT-Community helfen, zur Natur zurückzufinden".
So gebe es darin "Vorschläge, Ideen, Erklärungen und Interpretationen, um das Problem der Homosexualität zu überwinden", heißt es in der Beschreibung der App. Sie enthält außerdem das E-Book eines "ehemalig schwulen" muslimischen Mannes, in dem erklärt wird, "wie man die Last trägt, gleichgeschlechtliche Sünden in der Vergangenheit begangen zu haben". Unter anderem befinden sich laut der Beschreibung auch mehrere Gebete auf der App. Außerdem könnte die Nutzer*innen miteinander per Chat kommunizieren.

Die App im Google-Onlineladen
Die App wird von Google weltweit angeboten. In Deutschland wird als offizielle Altersbeschränkung der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) "ab 0 freigegeben" eingeblendet.
Unter malaysischen Twitter-Nutzer*innen ist in den letzten Tagen eine rege Debatte um die App ausgebrochen. Während manche sie unterstützen und Kritik daran als "unislamisch" beschimpfen, gibt es auch viel Widerstand. Ein Nutzer schrieb etwa entnervt: "Ich zahlen Steuern für Schulen und Krankenhäuser, nicht für so eine Scheiße."
In Malaysia gibt es zwar eine offene LGBTI-Szene in der relativ liberalen Hauptstadt Kuala Lumpur, trotzdem kann Homosexualität offiziell mit 20 Jahren Haft und/oder Folterstrafen wie Auspeitschen – dem gleichen Strafmaß wie bei Vergewaltigung – geahndet werden. Das Gesetz geht auf die britischen Kolonialherren zurück, die das Land bis 1957 regiert hatten. Auch Transgeschlechtlichkeit wird in dem Land, in dem der Islam Staatsreligion ist, nicht akzeptiert. 2020 kündigte etwa Religionsminister Zulkifli Mohamad Al-Bakri an, dass die Islamische Religionspolizei härter gegen trans Menschen durchgreifen werde (queer.de berichtete).
In den letzten Jahren hat sich die Situation für queere Menschen nach Ansicht von Menschenrechtler*innen verschärft. So gab es wiederholt Berichte über Auspeitschungen von Schwulen oder Lesben (queer.de berichtete). Politiker*innen versuchen sich zudem mit LGBTI-feindlichen Äußerungen zu profilieren. 2019 erklärte etwa der Abgeordnete Noor Azmi Ghazali, dass queere Menschen "stinken" würden (queer.de berichtete). Der malaysische Oppositionsführer machte Homosexuelle sogar für ein Erdbeben verantwortlich – die Erschütterungen seien eine "Strafe von Allah" gewesen (queer.de berichtete).
Seriöse Ärzt*innen weisen bereits seit Jahren auf die Gefahren von "Homo-Heilung" hin: So erklärte der Weltärztebund 2013, dass derartige Versuche Menschen in die Depressionen, den Drogenkonsum oder sogar in den Suizid treiben könnten und deshalb eine Menschenrechtsverletzung darstellten (queer.de berichtete). (dk)

Danke Google