Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?41463

Podcast

Träumen von Rote-Beete-Partys nach Putins Tod

Im neuen QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram erklären Inga Pylypchuk und Wanja Kilber, wie es zum russischen Überfall auf die Ukraine kommen konnte, wie sich die Lage queerer Menschen in beiden Ländern entwickelt hat, wie man helfen kann und warum in Kiew auch unsere Freiheit verteidigt wird.

Podigee-Direktlink | Die 32. Folge (73 Minuten). Der Podcast lässt sich auch in allen großen Podcast-Portalen und Apps abspielen
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt und auch die Stimmung in unserer Redaktion verändert. Ich selbst habe mich kurz gefragt, wie wir – business as usual – jetzt über queere Streaming-Serien, fröhliche Eurovision-Liedchen oder homofeindliche Schmierereien in der Provinz berichten können, wo doch mitten in Europa Bomben fallen und Menschen sterben. Wir machen weiter unseren Job, aus gutem Grund, und informieren zusätzlich u.a. ausführlich über die Hilfsangebote für die queeren Opfer der Invasion.

Auch Johannes Kram hat einen neuen QUEERKRAM-Podcast aufgenommen. Seine 32. Folge fällt aus der Reihe, denn sie stellt diesmal keine Person, sondern den russischen Überfall auf die Ukraine, dessen Vorgeschichte und die Folgen in den Mittelpunkt. Mit der ukrainischen Journalistin und Filmemacherin Inga Pylypchuk und dem aus Kasachstan stammenden Aktivisten und Co-Gründer von Quarteera Wanja Kilber hat er dafür zwei hochkompetente Gäste gefunden. Sie sind sehr nah dran am Geschehen und können es doch mit dem Abstand in Deutschland lebender Migrant*innen reflektieren.

Seit drei Wochen nur wenig Schlaf

Seit Kriegsbeginn hat sich das Leben von Inga und Wanja komplett verändert, seit drei Wochen fanden sie nur wenig Schlaf. "Emotional ist es eine Hölle", erzählt die Journalistin, die viele Freund*innen in der Ukraine hat und ihrer eigenen Mutter zur Flucht verhalf. "Ich empfange jeden Tag jemanden in Berlin, und jeden Tag sprechen wir über die Kriegserlebnisse."

Wanja engagiert sich bei der Geflüchteten-Hilfe von Quarteera, vor dem Gespräch war er am Berliner Hauptbahnhof. "Helfen hilft", sagt er gleich mehrfach im Podcast. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm, das hilft mir einzuschlafen." Allein durch das Engagement von Quarteera haben laut Wanja bereits 175 Menschen und 18 Haustiere ein temporäres Zuhause gefunden, parallel schicke das Queere Bündnis Nothilfe HIV-Medikamente und Hormonpräparate für trans Menschen, beides mittlerweile Mangelware, in die Ukraine.


Johannes Kram (m.) mit Wanja Kilber (l.) und Inga Pylypchuk vor dem Tonstudio

"Schlimmer als alle Alpträume", nennt Inga die Situation in ihrer früheren Heimat. "Wir hatten das Gefühl, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickelt." Die Akzeptanz queerer Menschen sei seit Jahren gestiegen, der Staat habe sich schützend vor LGBTI-Paraden gestellt – ganz anders als in Russland, wo es immer schlimmer geworden sei. Putin habe Queerfeindlichkeit gezielt genutzt, um das Land hinter sich zu vereinen, analysiert Wanja, der schon vor Jahren gegen die "Homo-Propaganda"-Gesetze protestierte.

"Die Deutschen haben den Ernst der Lage nicht verstanden"

Für beide ist Putins Russland heute ein "faschistischer Staat", dem nicht zu trauen sei, der vor nichts zurückschrecke, der mit friedlichen Mitteln nicht gestoppt werden könne. Unterdrückung von LGBTI und der Überfall auf ein Nachbarland sind für Inga und Wanja zwei Seiten einer Medaille. Von EU und Nato fordern sie deshalb mehr Engagement, etwa eine Flugverbotszone. "Die Ukrainer*innen verteidigen auch unsere Freiheit und unsere Werte", mahnt Inga. "Die Deutschen haben den Ernst der Lage nicht verstanden." Er freue sich schon auf Rote-Beete-Partys nach Putins Tod, gibt Wanja einen Hinweis, wie er sich das Ende des Kriegs vorstellt.

Im Podcast geht es ausführlich um die Situation in Mariupol, das für Inga einst "zweite Heimatstadt" war, um angebliche Todeslisten mit den Namen von LGBTI-Aktivist*innen, um queere Kämpfer*innen mit Regenbogenaufkleber auf dem Maschinengewehr und den "doppelten Krieg" queerer Ukrainer*innen, die sich auf der Flucht outen müssen oder als trans Frau das Land gar nicht erst verlassen dürfen, weil im Pass ein Männername steht.

Wie kann man helfen?

Eine der wichtigsten Fragen im Podcast lautet natürlich: Wie kann man helfen? Engagiert euch in den Initiativen und spendet, sagt Wanja (Quarteera, Queere Nothilfe Ukraine, Übersicht von KyivPride). Konkret werden rund 50.000 Euro für die Schaffung einer koordinierenden Vollzeitstelle benötigt, die die vielen ehrenamtlichen Helfer*innen entlasten soll. "Sprecht mit euren Freund*innen darüber, was in der Ukraine geschieht", bittet wiederum Inga. "Tut nicht so, als würde es euch nichts angehen. Das ist ein Krieg gegen uns alle."

Inga hat recht. Auch deshalb setzen wir unsere Berichterstattung auf queer.de unverändert fort. Weil ein Selbstbestimmungsgesetz und Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit in Deutschland nicht plötzlich unwichtig geworden sind. Weil wir gerade jetzt ein wenig Ablenkung gebrauchen können auf Netflix und Co. Weil unsere Themen für die Freiheit, Vielfalt und Lebenslust stehen, die Putin bekämpft.

Podigee-Direktlink | Die 32. Folge (73 Minuten). Der Podcast lässt sich auch in allen großen Podcast-Portalen und Apps abspielen
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Zu Gast bei QUEERKRAM

Folge 1 mit Falk Richter und Jonas Dassler:
Warum sich Schauspieler outen sollten
Folge 2 mit Anastasia Biefang:
Warum das Transsexuellengesetz auf den "Müllhaufen der Geschichte" gehört
Folge 3 mit Ralf König:
Warum Ralf König genug vom "Gezicke in sozialen Medien" hat
Folge 4 mit Stephanie Kuhnen und Juliane Löffler:
Wie viel kreatives Potenzial steckt in der Corona-Krise?
Folge 4 mit Georg Uecker:
Warum gibt es so viel Häme auch in der Community?
Folge 6 mit Ines Pohl:
Outest du dich im Interview mit Homohassern, Ines Pohl?
Folge 7 mit Patrick Lindner:
Warum Patrick Lindner auf dem CSD singen muss!
Folge 8 mit Pierre Sanoussi-Bliss:
"Dass mein Leben auch zählt, müssen mir Weiße nicht sagen"
Folge 9 mit Annie Heger:
"Ich werde als Christin von der LGBT-Community mehr angefeindet als andersrum"
Folge 10 mit Aminata Touré und Tessa Ganserer:
"Zwischen Queerfeindlichkeit und Rassismus gibt es Parallelen"
Folge 11 mit Riccardo Simonetti:
Warum wir auf unser "Anderssein" stolz sein können!
Folge 12 mit Sookee:
"Eine rassistisch agierende Community kann sich erneuern"
Folge 13 mit Linus Giese:
"Trans Menschen müssen nicht ihre Existenz erklären"
Folge 14 mit Kevin Kühnert:
Warum schweigt die Politik zum Mord in Dresden, Kevin Kühnert?
Folge 15 mit Manuela Kay:
"Die Berliner Szene kann die Pest sein"
Folge 16 mit Kristina Marlen:
"So offen hat sich die Fratze der heteronormativen Ordnung selten gezeigt"
Folge 17 mit Klaus Lederer:
Klaus Lederer: Wie er Wowereit mit "sanftem Druck" zur Gleichstellung drängte
Folge 18 mit Karin Hanczewski und Godehard Giese:
3 Wochen #ActOut: Karin Hanczewski und Godehard Giese ziehen Bilanz
Folge 19 mit Julian F. M. Stoeckel:
"Wir durften bei RTL so sein, wie wir sind"
Folge 20 mit Jens Brandenburg:
"Auch die Grünen könnten noch LGBT-freundlicher werden"
Folge 21 mit Sigrid Grajek:
"Die Revolutionäre von gestern sind die Konservativen von heute"
Folge 22 mit Benjamin Gutsche und Nataly Kudiabor:
"All you need": Warum spielen vier Heteros die Hauptrollen?
Folge 23 mit Seyran Ateş:
Wie gelingt die sexuelle Revolution des Islam, Seyran Ateş?
Folge 24 mit Jochen Schropp:
"Ich bin ein Mensch mit Haltung und will gewisse Sachen im Fernsehen nicht sehen"
Folge 25 mit Kerstin Polte:
"Scheiß auf diese ganzen binären Quatschsysteme"
Folge 26 mit Daniel Schreiber:
Wieviel "queere Scham" steckt in uns, Daniel Schreiber?
Folge 27 mit Micha Schulze:
"Wir haben auch Texte geschrieben, die heute unglaublich peinlich sind"
Folge 28 mit Julia von Heinz und Sabine Steyer-Violet:
Lesbische Weihnachten im Ersten
Folge 29 mit Bettina Böttinger:
Wie laut sollten wir streiten, Bettina Böttinger?
Folge 30 mit Jurassica Parka:
Wie bleibt die Drag-Kultur subversiv, Jurassica Parka?
Folge 31 mit Sven Lehmann und Arndt Klocke:
"Wir haben auch ein Privatleben, und das ist gut so"

#1 KaiJAnonym
  • 17.03.2022, 20:19h
  • Ich kann der Bundesregierung nichts Positives mehr abgewinnen. Da sollten wir uns auch nicht von der beabsichtigten Queerpolitik blenden lassen. Seit vielen Tagen ergehen sich Scholz, Baerbock und Habeck darin, was sie der Ukraine alles nicht an Hilfe leisten wollen. Sie lassen die Ukraine allein, liefern sie Russland aus. Sie blockieren NATO und EU wie schon zuvor in weitergehenden Hilfen für die Ukraine. Es scheint schon fast so, als wenn sie die Ukraine mit Freude Putin überschreiben. Und mit ihrer Freude einhergehend liefern sie ganz Europa Putin aus. In der Ukraine wird unsere Freiheit verteidigt. Ich kann nur hoffen, daß Biden auf der anderen Seite des Atlantiks weiter die Initiative ergreift und wir dann schliesslich auch Putins Tod feiern können.
  • Antworten » | Direktlink »
#2 TyranusAnonym
  • 17.03.2022, 20:35h
  • Antwort auf #1 von KaiJ
  • Wie soll das deiner Meinung nach denn KONKRET aussehen? Möchtest du einen direkten Kriegseintritt der NATO und damit direkt den 3. Weltkrieg auslösen oder was stellst du dir vor?
  • Antworten » | Direktlink »
#3 michael hnkAnonym
  • 17.03.2022, 20:37h
  • Antwort auf #1 von KaiJ
  • Mit Verlaub, das ist Quatsch. Die NATO steckt in einem fürchterlichen Dilemma. Gegen einen militärischen Nobody wäre sie längst bereit, im Namen der Menschlichkeit Kriegspartei zu sein. Doch kein Land der Erde hat mehr Atomwaffen als Russland. Eine Flugverbotszone einzurichten, hieße russische Kampfjets abzuschießen und Militärbasen zu zerstören. Damit wären auch wir im Krieg mit Russland, das heißt mit einem Despoten, der die Macht hat, Atomwaffen einzusetzen. DAS kann niemand wollen, so sehr es einen auch zerreißt, diese schrecklichen Ereignisse zu ertragen. Was allerdings noch verstärkt werden kann, ist den Druck auf China zu erhöhen, mehr Waffen an die Ukraine zu liefern und ein Öl- und Gasembargo gegen Russland zu verhängen. Letzteres hätte allerdings auch drastische volkswirtschaftliche Auswirkungen, mit am Ende düsteren sozialen Folgen. Trotzdem sollte es passieren. Aber keine direkte kriegerische Auseinandersetzung mit Russland.
  • Antworten » | Direktlink »
#4 KaiJAnonym
  • 17.03.2022, 21:07h
  • Antwort auf #3 von michael hnk
  • Was Du ab "Was ... " bis zum Ende schreibst, ist ja schon mal gut. Und die deutsche Bevölkerung ist laut Umfrage auch dafür, für die Freiheit zu frieren. Und die USA können schon die Macht sein, die Europa ein zweites Mal vom Faschismus befreit.
  • Antworten » | Direktlink »
#5 TyranusAnonym
#6 TyranusAnonym
  • 17.03.2022, 21:57h
  • Antwort auf #4 von KaiJ
  • Du meinst damit sicher diese zynische Aussage mit der sich Gauck im Fernsehen blamiert hat. Klingt aus seinem Munde wie wer kein Brot hat soll halt Kuchen essen. Als wenn jeder in der Verfassung wäre, einfach die Heizung abstellen zu können oder eiskalt zu duschen, nur um sich moralisch wohlfeil fühlen zu können.
    Was willst du von den Amerikanern? Dass sie Invasionstruppen landen wie beim D-Day? Was passiert dann? Wenn die Amis das tun, würden sie diesmal keinen Weltkrieg beenden sondern einen neuen auslösen. Das wissen die auch sehr genau und deshalb werden die sich zurückhalten, genau wie wir.
  • Antworten » | Direktlink »
#7 StaffelbergblickAnonym
  • 17.03.2022, 22:10h
  • Antwort auf #3 von michael hnk
  • "Was allerdings noch verstärkt werden kann, ist den Druck auf China zu erhöhen, mehr Waffen an die Ukraine zu liefern und ein Öl- und Gasembargo gegen Russland zu verhängen." Druck auf China zu erhöhen ... von Deutschland / Europa aus??? Da wird nicht geschehen. China würde mit einem schnellen Schlag relevante Lieferungen nach Europa einstellen. Und dann kann ich nur noch aus "Some like it hot" zitieren: "Gute Nacht Charlie". Allein die Tatsache, dass die Medikamentenproduktion, die Rohstoffe hierfür teilweise in China und Indien stattfindet und selbst heute relevante Medikamente wie Tamoxifen (ein wichtiges Medikament bei Brustkrebs) schlechter verfügbar sind, ist ein kleines Zeichen unserer Abhängigkeit. Eher wird China Russland unterstützen ... um dann Russland in eine wirtschaftliche Abhängigkeit zu bringen. Die dortigen Bodenschätze ausbeuten. Und dann hätte Putin erst recht ein Problem ... solange er das noch irgendwie überlebt.
    Dieser Krieg in der Ukraine könnte möglicherweise auf eine andere Art zum Erliegen kommen ... Putin hat wohl zunehmend Probleme mit seinen Soldaten, angeblich sollen sich die ersten Frustrationen breit machen.
  • Antworten » | Direktlink »
#8 KaiJAnonym
#9 TyranusAnonym
#10 SakanaAnonym
  • 17.03.2022, 22:44h
  • Jetzt waren "wir" zwei Jahre lang Hobby-Virolog:innen und -epidemiolog:innen und jetzt werden "wir" alle zu Hobbymilitärstrateg:innen?

    Die Entscheidungen, die die Bundesregierung seit 20 Tagen treffen muss, sind abrupt und irrsinnig komplex, wir steuern jetzt schon auf drei Millionen (!) Geflüchtete* zu, die auch versorgt werden müssen und in der Ukraine sterben täglich ungezählte Menschen. Gleichzeitig schlägt sich eine ungekannte Russophobie Bahn und Menschen und Geschäfte erhalten Hassbriefe. Und das alles wegen einer Person im Kreml.

    Mir ist echt schlecht davon.
  • Antworten » | Direktlink »

alle (neue zuerst) alle (chronologisch)