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Kurzfilm-Premiere

Nach dem Sex ist vor dem Streit

Die Berliner BIPoC Filmsociety präsentiert den Kurzfilm "Hundefreund" von Maissa Lihedheb auf dem queeren Filmfestival BFI Flare in London. In dem Kammerspiel im Bett mit Handschellen geht es um eine Rassismus-Debatte zwischen zwei Lovern.


Szene aus "Hundefreund": Philipp (Til Schindler, l.) besucht Malik (Lamin Leroy Gibba) für einen S/M-Quickie

"Warum will ich eine Beziehung?", philosophiert der junge Schwarze zum Auftakt am Telefon. "Ich bin zwar alleine. Aber ich bin halt nicht einsam", betont er stolz. Danach räuchert Malik die Wohnung mit Palo Santo ein und brezelt sich ein bisschen auf.

Schon klingelt es, und Philipp, sein weißer Gelegenheitslover, steht an der Tür. Kaum ist das erste Gläschen Wein getrunken, holt der Gast die Handschellen aus der Tasche. "Hast du Bock?", fragt er verführerisch. "Jetzt werd' mal richtig dominant, ok! Schlag mich!", fordert er ungeduldig. "Ist es okay, wenn wir es kurz ohne reden machen?", gibt Malik leicht genervt zurück.

Ende Mai ist "Hundefreund" auch in Berlin zu sehen

So präsentiert sich die Ouvertüre des 18-minütigen Kurzfilms "Hundefreund", der aktuell seine Premiere feiert beim BFI Flare London LGBTQIA+ Film Festivalund Ende Mai beim XPOSED Queer Film Festival Berlin zu sehen ist. Inszeniert wurde das Drama von der in Deutschland als Tochter tunesischer Einwanderer geborenen Regisseurin Maissa Lihedheb. Drehbuch und Hauptrolle übernahm der Berliner Lamin Leroy Gibba. Beide gehören zur BIPoC Filmsociety, einem Kollektiv von Filmemacher*innen und Wissenschaftler*innen, das sich auf die Förderung von Filmen von und mit Schwarzen, Indigenen und People of Color konzentriert.

Nach dem Sex ist vor dem Streit: Zur Enttäuschung von Malik möchte Philipp (Til Schindler) jetzt möglichst schnell wieder verschwinden. Weil die Schlüssel der Handschellen nicht mehr zu finden sind, hängt er mit dem rechten Arm am Bett fest. "Dann schläfst du heute einfach hier", freut sich Malik. Der Freund erzählt vom wichtigen Gerichtstermin am nächsten Morgen, wo es um zwanzig Aufenthaltsgenehmigungen gehe. "Wir haben nicht endlose Kapazitäten", fügt er hinzu.

"Subtiler Übergang in dunklere Terrains"


Poster zum Film

Prompt entbrennt im Bett ein Streit über Rassismus. Er werde ja auch diskriminiert, beklagt sich Philipp, "Ich bin als Ostdeutscher auf dem gleichen Level wie Araber." Malik will das nicht gelten lassen. Er erzählt von schmerzhaften Diskriminierungen und dass er eigentlich keine Philipps mehr kennen lernen wolle. "Ich weiß, warum ihr Hunde so liebt. Ihr liebt es einfach, Sachen zu besitzen, die atmen können", wirft er wütend seinem Gast vor. Und auch, weshalb er ihm nie in die Augen schaue, sondern stets ein paar Zentimeter daneben.

Nach dem Film ist vor dem Streit: Über einige Aussagen kann man gewiss geteilter Meinung sein. Zu plakativ? Zu belehrend? Allemal provozierend! "Lihedhebs Inszenierung lockt das Publikum in ein scheinbar unbeschwertes Filmerlebnis. Sein subtiler Übergang in dunklere Terrains geschieht so allmählich, dass sich das Erleben des Films fast wie eine Falle anfühlt", erläutert der Katalogtext. Sie haben ihr Ziel erreicht, würde die Navi dem "Hundefreund" sagen.

An diesem Sonntag, dem 20. März 2022, treten Maissa Lihedheb und Lamin Leroy Gibba bei der Hamburger Queer B-Cademy auf mit einem Panel-Talk zum Thema "How these stories are told".