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"Wir brauchen einen kritischen Dialog"
Queerbeauftragter sieht Dilemma bei Gas aus Katar
Sven Lehmann betont, dass Europa unabhängiger von russischem Gas werden müsse. Allerdings sei auch die Menschenrechtslage beim neuen Lieferanten Katar problematisch.

Sven Lehmann ist seit Januar Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Bild: Hermann J. Mueller)
- 22. März 2022, 12:27h 2 Min.
Die Energiegespräche mit dem Emirat Katar zur Belieferung mit Flüssigerdgas stellen die Bundesregierung nach Ansicht ihres Queerbeauftragten Sven Lehmann vor ein Dilemma. Es sei richtig und notwendig, dass sich Deutschland und Europa unabhängig von russischem Gas machten. Die Energiepartnerschaft mit Katar sei ein Baustein, sagte der Grünenpolitiker am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Menschenrechtlich stehen wir dabei vor einem Dilemma. Denn die Lage gerade für Minderheiten in Katar ist mehr als problematisch."
Auf Homosexualität steht in Katar eine bis zu siebenjährige Gefängnisstrafe, nach islamischem Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe möglich. "Die neue Partnerschaft darf nicht dazu führen, dass die Lage für Menschenrechte verschwiegen wird. Auch wirtschaftliche Beziehungen brauchen einen kritischen Dialog", sagte Lehmann. Er sei froh, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das bei seiner Reise deutlich gemacht habe. Lehmann ist Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queerbeauftragter) und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium von Ministerin Anne Siegel.
Habeck hatte am Sonntag in Begleitung einer Wirtschaftsdelegation in Katar versucht, Geschäfte deutscher Firmen zur Versorgung Deutschlands mit Flüssigerdgas (LNG) anzubahnen, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Anschließend führte er in den Vereinigten Arabischen Emiraten Gespräche über eine Zusammenarbeit im Wasserstoff-Bereich.
Scharfe Kritik von Die Linke.queer
An Habecks Gesprächen mit Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es scharfe Kritik. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Die Linke.queer forderte etwa am Wochenende "Kein Blut für Gas!" und erklärte: "Beide Staaten zeichnen sich durch eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aus, die die Intensivierung geschäftlicher Beziehungen ausschließen sollte" (queer.de berichtete).
/ PARTEI_HannoverGute Autokratien, schlechte Autokratien!
Die PARTEI Hannover (@PARTEI_Hannover) March 19, 2022
Diese Woche: #Russland weiterhin schlecht. #Türkei immer mehr gut, darf weiterhin Kurd*innen ermorden. #Katar und die #VAE gut genug für Gas-Shopping-Touren.
Nächste Woche: #Nordkorea!#Autokratie #Energiewende #Habeck #Scholz #Erdogan pic.twitter.com/cJwBJqo6wR
Bereits am Sonntag reagierte Lehmann in sozialen Netzwerken auf Kritik von Links: "Die Verve, mit der jetzt einige Linke (zu Recht!) vor Menschenrechtsverletzungen in Katar warnen, hätte man sich in den letzten Jahren auch mal in Bezug auf Russland gewünscht. Dann würde es auch glaubwürdiger wirken", so der Kölner Politiker auf Twitter. (dpa/dk)
/ svenlehmannDie Verve, mit der jetzt einige Linke (zu Recht!) vor Menschenrechtsverletzungen in #Katar warnen, hätte man sich in den letzten Jahren auch mal in Bezug auf #Russland gewünscht.
Sven Lehmann (@svenlehmann) March 20, 2022
Dann würde es auch glaubwürdiger wirken.














Recht haben Sie, Herr Lehmann!