Der republikanische Politiker Ron DeSantis, der erzkonservative Gouverneur des US-Bundesstaates Florida, eskaliert den Streit um LGBTI-Rechte weiter: Der Republikaner veröffentlichte am Dienstag auf Twitter eine von ihm unterzeichnete Proklamation, in der er den Sieg der trans Schwimmerin Lia Thomas bei einem Unisport-Wettbewerb in Virginia aberkannte. "Ich, Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, erkläre hiermit, dass Emma Weyant die rechtmäßige Gewinnerin des 500-Yard-Freistil-Rennens beim NCAA-Wettbewerb ist, gratuliere ihr für eine weitere bedeutende Leistung und bringe meinen Stolz zum Ausdruck, dass sie eine Bürgerin des Staates Florida ist." (Die trans Siegerin stammt aus dem Staat Texas.)
Mit dieser Erklärung will Gouverneur DeSantis das Ergebnis des NCAA-Turniers ändern
Der Sieg von Lia Thomas am vergangenen Wochenende hatte weltweit Trans-Hasser*innen auf die Barrikaden gebracht. Auch die AfD nutzte das Sportevent für einen verbalen Generalangriff gegen queere Rechte (queer.de berichtete). Dabei hatte Thomas alle Voraussetzungen des Amateurverbandes NCAA für die Teilnahme am Frauenwettbewerb erfüllt.
Wenn er gegen trans Menschen hetzen kann, entdeckt auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Georg Pazderski sein Interesse an amerikanischem Uni-Sport
In seiner Erklärung schrieb DeSantis, das Ergebnis würde "die Integrität des Wettbewerbers" unterminieren. Er warf dem Verband NCAA vor, "den Frauensport zu vernichten".
Die Proklamation von DeSantis hat freilich nur symbolischen Charakter. US-Regierungschef*innen dürfen – wie auch deutsche Ministerpräsident*innen – nicht Ergebnisse von privaten Sportverbänden nach Gutdünken ändern und ihre regionalen Stars zu Siegerinnen oder Siegern erklären.
DeSantis auch ein Unterstützer des "Don't Say Gay"-Gesetzes
In Florida gibt es derzeit eine Debatte um das sogenannte "Don't Say Gay"-Gesetz, das Gespräche über queere Menschen an Schulen des Bundesstaates verbietet oder einschränkt. Das republikanisch kontrollierte Parlament in Tallahassee hat bereits das Gesetz beschlossen (queer.de berichtete). Es muss noch von Gouverneur DeSantis unterzeichnet werden, dieser hatte aber mehrfach erklärt, er sei für das Verbot. So sagte er bei einer Veranstaltung, es sei "völlig unangemessen", wenn Lehrkräfte mit Schüler*innen über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sprechen. LGBTI-Aktivist*innen warnen davor, dass das Gesetz erhebliche Auswirkungen habe und beispielsweise Lehrer*innen verbieten würde, gegen Mobbing gegen queere Schüler*innen vorzugehen.
DeSantis werden Ambitionen nachgesagt, sich für die Präsidentschaftswahl 2024 zu bewerben. Innerhalb seiner Partei profilieren sich viele Politiker*innen derzeit mit extrem queerfeindlichen Gesetzen – insbesondere trans Menschen gelten als Feindbilder (queer.de berichtete). Die LGBTI-Organisation Human Rights Campaign weist darauf hin, dass 29 der 50 US-Bundesstaaten queere Menschen derzeit nicht vor Diskriminierung etwa im Gesundheitswesen oder im Bildungswesen schützten. (dk)