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ARD-Recherche über Wortfilter
TikTok macht queere Community unsichtbar
Das chinesische Portal zensiert laut ARD-Recherchen in Deutschland Begriffe der LGBTI-Community.
- 23. März 2022, 15:28h 2 Min.
Die Social-Media-Plattform TikTok beschränkt nach Recherchen des Norddeutschen Rundfunks, des Westdeutschen Rundfunks und der "Tagesschau" die Meinungsfreiheit der Nutzerinnen und Nutzer, indem sie Kommentare unter Videos mit vielen Begriffen – insbesondere aus der LGBTI-Community – einfach nicht verbreitet. Diese Kommentare würden anderen Nutzer*innen etwa auch nach mehrmaligen Versuchen nicht angezeigt. Diese Praxis wird als "Shadow-Banning" bezeichnet, wenn ein Portal Inhalte unterdrückt, ohne dies kenntlich zu machen.
Zu den im Februar verbotenen Worten gehörten laut den Recherchen "gay", "Heterosexuelle", "homo", "homophob", "homosexuell", "LGBTQ", "LGBTQI", "queer" und "schwul". "Das ist sehr bedenklich", kommentierte der TikToker Maximilian Pichlmeier die Praxis des Dienstes. Er spricht auf seiner Seite über queere Inhalte und sei auch schon geblockt worden. "Das ist natürlich schwierig, wenn man sagt, man will Aufklärungsarbeit über Pornokonsum betreiben oder Aufklärungsarbeit übers Coming-out, da gehört der Begriff 'schwul' selbstverständlich dazu."
TikTok / Maxi Pichlmeier@maxls_tiktok Würdet ihr am Telefon über eure #sexualität reden? #lgbtq #usa #studie #queer #schwul #lesbisch #bi #trans #gay #gaytok #
This – LEOPOLD
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Auch andere Begriffe seien blockiert worden. So würden Debatten über den Nationalsozialismus unterdrückt, indem Worte wie "Auschwitz" geblockt würden. Auch über die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai dürfe nicht gesprochen werden. Shuai hatte einen chinesischen Offiziellen eines sexuellen Übergriffs beschuldigt und verschwand dann aus der Öffentlichkeit. Inzwischen erklärte sie, es habe sich um ein Missverständnis gehandelt – unklar bleibt, ob sie von den chinesischen Behörden zu dieser Aussage gezwungen wurde.
Inzwischen habe TikTok laut "Tagesschau" wieder einige der Begriffe freigeschaltet und eine Untersuchung angekündigt, "um diesen und potenziell ähnliche Fehler zu korrigieren".
Gegen TikTok hatte es neben Jugend- und Datenschutzbedenken bereits mehrfach Zensurvorwürfe gegeben, auch zu queeren Themen (queer.de berichtete). Die chinesische Betreiberfirma ByteDance Ltd. steht zudem wegen der Zusammenarbeit mit dem Staat und entsprechender Zensur der nationalen Version des TikTok-Dienstes in der Kritik. Die Volksrepublik China geht derzeit vermehrt gegen queere Sichtbarkeit im 1,4 Milliarden Einwohner*innen zählenden Land vor. So wurden letztes Jahr mehrere LGBTI-Gruppen im Netz zensiert (queer.de berichtete). Im Fernsehen dürfe schon seit 2016 keine gleichgeschlechtlichen Beziehungen gezeigt werden (queer.de berichtete). (dk)

Ich würde grundsätzlich ein solches Format aus China meiden. Aber auch andere Plattformen nutze ich nicht für private Announcements.