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Bewegung gegen Transrechte

Hat es britischen Vergewaltigungsfall wirklich gegeben?

Eine britische Baronin eröffnet im Oberhaus erschütternde Vorwürfe: Die Inklusion von trans Frauen in auf Frauen beschränkte Abteilungen britischer Krankenhäuser habe eine Vergewaltigung ermöglicht.


Hat geheimes Wissen über eine Vergewaltigung durch eine trans Frau: Baroness Nicholson of Winterbourne, Emma Nicholson (Bild: Chris McAndrew   Description / wikipedia)

In Großbritannien ist aufs neue Aufregung um die Rechte transgeschlechtlicher Frauen und die daraus vermeintlich resultierende Gefährdung anderer Frauen entstanden. Der Grund in diesem Fall: Eine trans Frau soll bereits vor über einem Jahr eine andere Frau in einem Krankenhaus vergewaltigt haben.

Das behauptet zumindest eine konservative Baronin des britischen Oberhauses des Parlaments, dem House of Lords. Bei einer Debatte über das Nationale Gesundheitssystem NHS tischte die Baroness Nicholson of Winterbourne, Emma Nicholson, die Geschichte von der Vergewaltigung einer Mitpatientin auf, die seither in einigen englischsprachigen Medien wiederholt und von der "Gender Critical"-Bewegung verbreitet wird.

Seit 2019 gilt im NHS die Regelung, dass trans Personen in Krankenhäusern auch ohne amtliche Änderung des Geschlechtseintrags in geschlechtergetrennte Bereiche aufgenommen werden dürfen. Maßgeblich sind das Auftreten, etwa Kleidung und Frisuren, der verwandte Name und das verwandte Pronomen.

Führte Reform wirklich zu einer Vergewaltigung?

Der Vorwurf der Baronin: Aufgrund der Regelung sei es "vor einem Jahr" nicht nur zu der Vergewaltigung gekommen, sondern auch dazu, dass das Krankenhauspersonal die Polizei angelogen und so die strafrechtliche Ermittlung zum Erliegen gebracht habe. Als die nämlich nach einem Mann im Frauenbereich gefragt habe, habe das Krankenhaus auf Grundlage der NHS-Reform von 2019 darauf bestanden, dass gar kein Mann im entsprechenden Bereich gewesen sei, es also keine Vergewaltigung gegeben haben könne.

Die Tat habe es aber, wie Nicholson im Oberhaus beteuerte, wirklich gegeben. Das sei auch bewiesen, denn: "Sie haben vergessen, dass da Überwachungskameras waren, Pfleger*innen und Beobachter*innen." Trotzdem hätte das Krankenhaus erst nach fast einem Jahr – entsprechend also erst kürzlich – eingeräumt, dass sich sehr wohl "ein Mann" im entsprechenden Krankenhausabteil befunden und sich die Vergewaltigung tatsächlich ereignet habe.

Der vermeintlich Betroffenen sei bis zu diesem Eingeständnis des Krankenhauses vonseiten der Polizei nicht geglaubt worden. Erst durch das kürzliche Eingeständnis des Krankenhauses sei die Polizei in der Angelegenheit nun angeblich "enorm unterstützend und hilfreich" gewesen. Die Ermittlung des Falls gehe nun "voran".

Die Änderung der NHS-Regelungen von 2019 zugunsten von transgeschlechtlichen Personen hat angeblich dazu geführt, wie Nicholson im britischen Oberhaus weiter behauptet, dass die Krankenhausbetreiber*innen "den Abteilungsschwestern und Pfleger*innen" mitgeteilt hätten, dass, "wenn da ein Mann ist, eine trans Person, in einem Frauenabteil, und ein weiblicher Patient oder irgendwer sich beschwert, ihnen mitgeteilt werden muss, dass dies nicht wahr sei – dass da kein Mann ist."

Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ließ bereits eine in Großbritannien sitzende Korrespondentin einen Kommentar in der Angelegenheit veröffentlichen. Darin heißt es, der Baronin werde in Erwiderung ihrer Anfechtung der transinklusiven Regelung "Bigotterie" vorgeworfen, "statt darüber nachzudenken, wie die Rechte aller ins Gleichgewicht gebracht werden könnten, sodass Frauen sich nicht fürchten müssen vor Männern, die sich als Frau fühlen, und die Empfindlichkeiten von Transpersonen ebenso berücksichtigt werden."

Dabei lassen die meisten seriösen Medien Großbritanniens partout die Finger von der Geschichte. Von den großen Häusern berichtet nur die "Daily Mail", immerhin die meistverkaufte Zeitung Großbritanniens, ein Ableger der "Daily Express" und die "Times".

Denn obwohl die Baronin ihre Vorwürfe bereits vergangenen Mittwoch im Oberhaus erhoben hat, gibt es noch immer keinen weiteren Beleg dafür, dass der Vorfall wirklich so stattgefunden hat. Die einzige Quelle für die Geschichte ist nach wie vor die Baronin Emma Nicholson. Die behauptete in der Debatte zwar, sie wisse, um welches Krankenhaus und welches Polizeirevier es sich handele. Nur herausrücken will sie die geheime Information augenscheinlich nicht. So konnte bisher kein britisches Medium auch nur beim fraglichen Polizeirevier nach dem Vorliegen einer Anzeige eines Sexualdeliktes nachfragen.

Auch die Darstellung der Ereignisse selber wirkt wenig glaubwürdig. So deutet Nicholson an, dass die angebliche Lüge des die Vergewaltigung deckenden Personals durch Überwachungskameras und weitere Zeug*innen aufgeflogen sei. Andersherum soll erst das erst kürzlich erfolgte Eingeständnis des Krankenhauses in der Angelegenheit dazu geführt haben, dass die Polizei der vermeintlich Betroffenen geglaubt habe.

Zudem ist schwer vorzustellen, dass das beteiligte Personal spontan und aus irgend einer abstrusen Form von Solidarität mit transgeschlechtlichen Frauen eine Vergewaltigung gedeckt haben soll. Einer repräsentativen Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2020 zufolge möchte die Mehrheit der Brit*innen transgeschlechtliche Frauen, die sich keiner operativen Angleichung der Genitalien unterzogen haben, nicht ein mal den längst ganz normalen Zutritt zu Frauentoiletten gestatten. Warum also sollten Mitarbeiter*innen eines Krankenhauses eine so erschütternde Straftat decken?

Auch, warum die Polizei nach einem Mann und nicht nach einer transgeschlechtlichen Frau oder einem "Mann in Frauenkleidern" gefragt haben soll und sich mit der einfachen Erklärung, es habe keinen Mann im Abteil gegeben, habe abwimmeln lassen, geht aus den mündlich vorgetragenen Behauptungen Emma Nicholsons nicht hervor.

Für Trans- und Homophobie bekannt

Und: Die Adelige hat in ihrer bisherigen Laufbahn bereits eine längere Liste an Äußerungen und Vorfällen aufgetürmt, die ihre Glaubwürdigkeit in der Angelegenheit zumindest in Zweifel ziehen sollten.

So votierte das auf Lebenszeit ins Oberhaus entsandte Mitglied der konservativen Partei im Jahr 2013 gegen die Ehe für Alle. Ihre auch nachträglich erneuerte Begründung für die Entscheidung im Oberhaus, das nur sehr eingeschränkten Einfluss auf die britische Gesetzgebung hat: Die Ehe für Alle habe den Status von Frauen und Mädchen "als eine binäre Klasse" degradiert. Dieser Prozess schreite nun, wie sie im Jahr 2020 via Twitter und in Anspielung auf die fortschreitende Emanzipation von transgeschlechtlichen Menschen schrieb, weiter voran. Ihr Geschlecht, das der Frauen, sei "als eine binäre Klasse" nun "in Schwierigkeiten".

Im selben Jahr verteidigte sie erneut ihr "Nein" zur Ehe für Alle sieben Jahre zuvor. Sie habe von der ihr in der Angelegenheit entgegengebrachten Kritik "noch nichts gelernt". Der Grund: Ihre Kritiker*innen hätten ihr schlicht "keine Beweise" geliefert.

Zudem hat Nicholson das transgeschlechtliche Model Munroe Bergdorf via Twitter eine "seltsame Kreatur" genannt und sie dabei misgendert. Später behauptete sie, sie habe gar nicht gewusst, wie Bergdorf richtig angesprochen würde, immerhin hätte sie ihre Pronomen nicht in ihrem Twitteraccount angeführt. In einer weiteren Äußerung deutete sie an, die Betroffene, die sich förmlich beim Parlament über die Adelige beschwert hat, gerne treffen zu wollen. Sie stelle sich das, wie sie die britische "The Telegraph" wissen ließ, "ziemlich spaßig" vor.

Wegen ihrer homo- und transphoben Äußerungen gegenüber Bergdorf und ihrer Begründung für das Nein zur Ehe-Reform verlor Nicholson auch noch ihren Posten als Vizepräsidentin der Booker Foundation. Die vergibt den in der Literaturwelt äußerst prestigeträchtigen Booker Award. Nachdem mehrere Autor*innen öffentlich den Rausschmiss der Adeligen gefordert hatten, reagierte die Foundation und setzte sie von ihrem Posten als Vizepräsidentin ab. Den hatte sie bis dahin als Witwe eines der Mitbegründer des Preises inne gehabt.

Neben ihrem Eintreten für die englische Literatur und die britische Variante von parlamentarischer Demokratie ist Nicholson auch sozial wohltätig. Seit 2004 engagiert sie sich etwa dafür, dass die Unterbringung von Kindern außerhalb ihrer problematischen oder missbräuchlichen Familien in Einrichtungen gestoppt wird und das Geld dafür stattdessen etwa in die Förderung der kommunalen Sozialarbeit fließt.

Dafür hat sie in jenem Jahr die Organisation "Children's High Level Group" gegründet, die ihre Mission auf der ganzen Welt verfolgt. Inzwischen hat sich die Vereinigung umbenannt. Der neue Name bezieht sich auf einen aus den Harry-Potter-Büchern bekannten Zauberspruch und lautet "Lumos". Gegründet hatte Nicholson die NGO übrigens zusammen mit einer zweiten Frau: Joanne K. Rowling.

#1 fredinbkkkAnonym
  • 25.03.2022, 01:53h
  • na, da freut sich aber die Storch und alle andren Faschis bis hin zu vielen Hochwuerden,und erst die Nazis in den USA.
    Eine ehrenwerte Dame des Adels und so glaubhaft wie die Bibel....

    Das ist Wasser auf die Muehlen der Hasser.....und keiner von denen wird es anzweifeln..

    noch ist nicht der 1. April ,aber den brauchen diese Faschis nicht um zu luegen...die tuen dies mit wahrer Freude an allen 365 Tagen ohne jedliche Scham
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#2 FähnchenAnonym
  • 25.03.2022, 05:37h
  • Das ist eine typische Verschwörungserzählung. Woher trans Haß-Verschwörungstheorien stammen und was sie reproduzieren, zeigt Jeja Klein hier:

    www.nd-aktuell.de/artikel/1159881.transgender-der-transgende
    r-golem.html


    Überzeugend auf ihr schon auf Verschwörungstheorien abonniertes Publikum wirken solche Geschichten nicht trotz, sondern wegen ihres extrem unwahrscheinlichen Charakters: in der Welt von Verschwörungserzählungen (auch in diesem Artikel) erzeugt die total übermächtige Verschwörung systematische Täuschungen, in denen nur wenige 'die Wahrheit' erkennen (nämlich die Anhänger der Verschwörungslehre), die sich darum im heroischen 'Widerstand' gegen die weltbeherrschende Verschwörung sehen.

    Beispiel: die Corona-Leugner, die wegen ihrer wachsenden Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen sehr schnell ins ultrarechte Lager gezogen wurden, sofern sie nicht schon vorher dort waren.

    Darum versagt auch jegliche Kommunikation zB mit TERFs, die mit Wissenschaft und Studien argumentiert. Sie sehen darin nur Indizien für die kolossale Macht der Verschwörung.

    Als zum Beispiel die Frauenhauskoordinierungsstelle mitteilte, ihr sei kein einziger Fall eines Übergriffs seitens einer trans Frau in einem Frauenhaus bekannt, zeichnete sich sofort folgendes ab: für die TERFs war klar, daß die Frauenhauskoordinierungsstelle zu diesem statement erpreßt worden war und das statement der Beweis (!) dafür ist, daß solche Übergriffe häufig stattfinden.

    Dieser Artikel hier zeigt die gleiche Verwörungslogik, obwohl vorerst (!) nur ein Fall produziert wird.

    Daher haben diejenigen recht, die sagen, daß mit TERFs und (anderen) Faschisten kein Dialog möglich ist. 'Bedenken' und 'Debatte' sind von dieser Seite nur Vorstöße, um ihre Verschwörungserzählungen zu transportieren.

    Auch das Lesbische Frühlingstreffen 2021 (sehr gute Artikel hier auf queer de) schmückte sich in der Ankündigung mit 'Debatte' und 'Dialog'.

    Vorschub geleistet haben dem Figuren wie Wolfgang Thierse und Sandra Kegel mit 'cancel culture': es wird unterstellt, daß sichtlich Hochprivilegierte 'nichts mehr sagen dürfen', weil übermächtige Minderheiten (!) sie unterdrücken (!) und zum Schweigen bringen (!), obwohl sie die ganze Zeit von reichweitenstarken Positionen aus ununterbrochen reden.

    Als Thierse immer weiter eskaliert hat, als ihm AfD und 'Junge Freiheit' immer lauter applaudierten, zeigte sich, wie der Anschluß ans ultrarechte Lager entsteht.

    Das - 'cancel culture' - ist noch keine faschistische Verschwörungserzählung, baut aber die Brücke dorthin.
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#3 AnonymAnonym