J.K. Rowling hat einen neuen Fan in Moskau (Bild: Executive Office of the President)
Zu Update springen: Rowling weist Putin-Unterstützung zurück (15.45 Uhr)
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat nach Angaben der Londoner Online-Zeitung "Independent" in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache die wegen transfeindlicher Äußerungen umstrittene britische Autorin J.K. Rowling verteidigt. Der 69-Jährige warf dem Westen in der Rede vor, russische Komponisten wie Pjotr Tschaikowski canceln zu wollen und erklärte, dass Rowling das selbe Schicksal wegen ihrer Ansichten über "Gender-Rechte" ereilt habe.
"Sie haben Joanne Rowling – die Kinderbuchautorin, deren Bücher auf der ganzen Welt veröffentlicht werden – kürzlich gecancelt", so Putin. "Jetzt versuchen sie, unser Land zu canceln. Ich rede von Diskriminierung von allem, was mit Russland zu tun hat."
Putin brachte die "Cancel Culture" dabei auch in Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Die Nazis hätten in den Dreißigerjahren Bücher verbrannt, so der Kremlchef. Dies könne aber in Russland nicht passieren, "weil wir dank unserer Kultur dagegen gewappnet sind". In seinem Land gebe es "keinen Platz für ethnische Intoleranz, weil hier jahrhundertelang Mitglieder von Dutzenden ethnischen Gruppen zusammengelebt haben".
Mit seinen Äußerungen spielt Putin auf die russische Propaganda über angebliche ethnische Säuberungen in der Ukraine an, mit dem sein Land den vergangenen Monat gestarteten Angriffskrieg gegen das Nachbarland gerechtfertigt hatte. Zuletzt gab es in russischen Medien auch vermehrt Berichte über die seit Jahren beschworene Russophobie, die von westlichen Regierungen gefördert werde.
J.K. Rowling hatte Ende 2019 einen Shitstorm ausgelöst, weil sie sich in sozialen Netzwerken hinter eine Wirtschaftswissenschaftlerin stellte, die trans Frauen abgesprochen hatte, "echte" Frauen zu sein (queer.de berichtete). Danach radikalisierte sich die "Harry Potter"-Autorin immer mehr und macht auf ihrem Twitter-Konto regelmäßig Stimmung gegen trans Menschen. Im Dezember schrieb Rowling etwa einen sarkastischen Twitter-Eintrag über eine "penishaltige Person, die dich vergewaltigt hat" (queer.de berichtete). Diesen Monat brachte sie erneut trans Frauen mit männlichen Sexualstraftätern in Zusammenhang (queer.de berichtete). (dk)
Update 15.45 Uhr: Rowling weist Putin-Unterstützung zurück
J.K. Rowling hat auf Twitter auf den Kommentar Putins reagiert, ohne den russischen Staatschef direkt zu erwähnen. Sie verlinkte einen BBC-Artikel über den inhaftierten russischen Oppositionellen Alexei Nawalny und erklärte: "Kritik an der westlichen Cancel Culture sollten am besten nicht jene äußern, die derzeit Zivilisten für ihren Widerstand abschlachten oder die ihre Kritiker einsperren und vergiften." Dazu benutzte sie den Hashtag #IStandWithUkraine.

In einer älteren Version dieses Textes wurde Tschaikowski als Autor bezeichnet. Wir haben den Fehler korrigiert.