Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?41548

Kinderfernsehen

Die Maus erklärt Trans­geschlechtlich­keit – Rechte rasten aus

"Die Sendung mit der Maus" besuchte am Sonntag eine trans Frau. Der WDR kenne "wirklich gar keine Skrupel mehr", empört sich Birgit Kelle. Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt wittert "ideologisch-sexualisierte Früherziehung mit Zwangsgebühren".


Von der Maus können auch Erwachsene noch etwas lernen (Bild: WDR)

Das WDR-Kinderprogramm "Die Sendung mit der Maus" stand am Sonntag im Zeichen des Regenbogens. "Mit dieser Regenbogenfahne wird auf der ganzen Welt dafür geworben, dass wir Menschen nett zueinander sein sollen und uns respektieren sollen", erklärte Moderatorin Laura Kampf gleich zu Beginn der Ausgabe vom 27. März 2022. "Damit jeder und jede so leben kann, wie er oder sie eben möchte."


Laura Kampf und Christoph Biemann moderierten am Sonntag auf einer Regenbogenbank (Bild: Screenshot "Die Sendung mit der Maus")

Zum bevorstehenden Internationalen Tag der Transsichtbarkeit am 31. März hatte sich die Redaktion entschieden, das Thema Transgeschlechtlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Die Journalistin Siham El-Maimouni besuchte dafür Katja in Hildesheim.


Katja erzählt die Geschichte ihrer Transition (Bild: Screenshot "Die Sendung mit der Maus")

Die trans Frau war schon in einer früheren "Sendung mit der Maus" dabei – damals als obdachlose Person und vor ihrer Transition. Nun hat Katja eine Wohnung und einen neuen Ausweis. Im Interview berichtet sie, wie schwierig und demütigend die Änderung ihres Geschlechtseintrags war.

Lob für das Selbstbestimmungsgesetz

Am Ende der rund 30-minütigen Sendung lobt Laura Kampf das von der neuen Bundesregierung versprochene Selbstbestimmungsgesetz. "Dann kann jeder und jede selbst entscheiden, welchem Geschlecht er oder sie sich zugehörig fühlt und welchen Namen er oder sie tragen will. Und dann kann kein Gericht und kein Gutachter mehr darüber entscheiden."

Zuvor ging es in einem musikalischen Cartoon um eine Prinzessin, die lieber ein Ritter sein möchte, am Hof auf Unverständnis stößt und von ihren Eltern in ihrem Zimmer eingesperrt wird.


Die Prinzessin, die lieber ein Ritter sein will

"Zwangsmaus" und "Zwangsjulian"

Bei queerfeindlichen Rechten sorgte die Kindersendung noch am Sonntag für Schnappatmung. "Liebe Kinder gebt fein Acht, hier wird Ideologie gemacht", empörte sich etwa die Publizistin Birgit Kelle auf Twitter über die "Propaganda jetzt auch für die Kleinsten". Der WDR habe "wirklich gar keine Skrupel mehr". Kelle teilte einen Link zur Mediathek – und machte die Sendung damit noch weiter bekannt.

Twitter / Birgit_Kelle
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Ganz besonders erregte sich der ehemalige "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, der gleich eine ganze Serie von Tweets gegen "Die Sendung mit der Maus" absetzte. "Die Zwangsmaus und die Öffentlich-Rechtlichen wollen, dass wir uns nicht mehr trauen, Dinge zu sagen, von denen wir wissen, dass sie wahr sind", heißt es in einem Post, in dem er das trans Menschen die Existenz abspricht. "Sie wollen uns einschüchtern und erziehen, bis wir aus Furcht Fakten verleugnen: Jungs sind Jungs, Mädchen sind Mädchen."

Twitter / jreichelt
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

In einem anderen Tweet schreibt Reichelt von "ideologisch-sexualisierter Früherziehung mit Zwangsgebühren". In einem weiteren Post heißt es: "Sendungen wie diese werden in naher Zukunft dazu führen, dass Gender-ideologische Politiker Kinder morgens in Kita und Schule dazu zwingen werden, ihr Geschlecht und ihre Pronouns des Tages zu wählen."

WDR: "Auch als erwachsene Person kann man bei uns noch viel lernen"

Das Social-Media-Team der vom WDR produzierten "Sendung mit der Maus" gab auf Twitter recht diplomatisch Kontra. "Auch als erwachsene Person kann man bei uns noch viel lernen zu relevanten Themen wie z.B Toleranz", kommentierte es Reichelts Posts. "Die Maus ist dazu da den Horizont für Groß und Klein zu erweitern."

In vielen weiteren Reaktionen ging es vor allem um Julian Reichelts Wortschöpfung "Zwangsmaus", die auf die Rundfunkgebühren anspielt. "Dass einer, der seinen Chefposten wegen sexueller Eskapaden mit Mitarbeiterinnen räumen musste, sich hier zu zum archaischen Moralhüter aufschwingt, ist schon bemerkenswert", meinte ein User. "Da ist das Wort 'Zwangsmaus' schon unfreiwillig komisch."

Twitter / JuliusHoelscher
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Der "Tagesspiegel" sieht "Zwangsmaus" bereits als Kandidat für das "Unwort des Jahres", wobei er sich im Hinblick auf Reichelts "Kommentarflut" frage, "ob man nicht eher von 'Zwangsjulian' sprechen sollte".

#1 AlexAnonym
  • 28.03.2022, 07:35h
  • Diese Reaktion bestätigt eigentlich nur, wie gut die Sendung war. Und eigentlich auch längst überfällig.

    Ich hab sie jedenfalls gesehen und innerlich gefeiert, selbst als nicht persönlich Betroffener.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#2 nichtbinärePersonAnonym
  • 28.03.2022, 08:17h
  • Antwort auf #1 von Alex
  • Recht hast Du!
    Wenn ich als Kind oder Jugendliche_r sowas hätte sehen können, hätte ich viel früher begriffen, dass es gut und richtig ist, anders zu sein, und was für Möglichkeiten es da gibt.

    Einen kleinen Kritikpunkt habe ich trotzdem.
    ""Damit jeder und jede so leben kann, wie er oder sie eben möchte."":

    Es "möchte" niemand queer sein, trans sein oder was auch immer, denn das ist keine Willensentscheidung. Richtiger müsste es heißen, "damit jede_r so leben kann, wie er_sie IST". Man sieht das ja auch an den Reaktionen der rechtsradikalen Kritik ("ihr Geschlecht und ihre Pronouns des Tages zu wählen.") Das kommt von der irrigen Ansicht, man könne das - womöglich noch jeden Tag neu - frei wählen.

    Nein: niemand kann seine_ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität frei wählen. Sondern man ist wie man ist, und umso wichtiger ist es auch, dass man sein DARF, wie man IST.

    Bitte mal z.B. mit Menschen "anderer" Hautfarbe vergleichen: da käme auch niemand auf den Gedanken, zu sagen, die Leute sollen doch leben, wie sie "möchten". Sie SIND eben Schwarz, dunkelhäutig oder was immer. Solche Eigenschaften gehören sozusagen zu den Basics des Lebens und sind eben nicht willentlich beeinflussbar. Und deshalb ist das auch nicht moralisch zu bewerten und schon gar nicht abzuwerten.

    Mein Kommentar mag ein wenig nach Wortklauberei klingen, jedoch ist das bitte nicht so aufzufassen, Es ist ein völlig anderer Denkansatz, zu sagen, Menschen sind so, wie sie SIND, statt so wie sie WOLLEN.

    (Denn abschließend, mal ehrlich: Wer würde sich bei all der Queerfeindlichkeit in dieser Welt freiwillig dazu entscheiden, diesen viel viel härteren Weg zu gehen? Wenn man sich dazu entscheidet, das offen AUSZULEBEN, macht man alles richtig. Aber das ist in der Regel eben der viel steinigere Weg, Den locker-flockig mit "Leb doch, wie du willst" zu beschreiben, ist einfach nicht richtig.)

    P.S. Katja fand ich übrigens äußerst sympathisch. Und ich freue mich riesig für sie, dass sie nach fast 20 Jahren Obdachlosigkeit endlich ihren Weg finden konnte und gehen kann. Daher Dir, liebe Kata, persönlich alles, alles Gute!
  • Antworten »  |  Direktlink »
#3 LedErich