Marjorie Taylor Greene ist Mitglied der Republikanischen Fraktion im US-Kongress – und ist selbst einigen Parteifreund*innen peinlich (Bild: United States Congress)
Die amerikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene hat bei einer Veranstaltung von Ex-Präsident Donald Trump in Commerce (US-Bundesstaat Georgia) mit einer wilden Tirade Verkehrsminister Pete Buttigieg beschimpft: "Wisst ihr was? Pete Buttigieg kann seine Elektroautos und E-Bikes nehmen und er und sein Ehemann können bei unseren Mädchen-Toiletten draußen bleiben", erklärte die 47-jährige Republikanerin in einer Rede.
Buttigieg war 2019 und 2020 der erste offen schwule Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei; Joe Biden ernannte seinen Ex-Konkurrenten nach dem Wahlsieg über Donald Trump zum Bundesverkehrsminister.
Vielen Konservativen ist Verkehrsminister Pete Buttigieg wegen seiner sexuellen Orientierung suspekt (Bild: US Department of Transportation)
Unklar bleibt, was Greene mit ihrer Aussage meinte. Die Londoner Online-Zeitung "Independent" merkt etwa trocken an: "Weder der Verkehrsminister noch sein Ehemann, ein erfolgreicher Autor und früherer Schauspiellehrer, haben jemals Interesse daran geäußert, Frauentoiletten zu benutzen. Außerdem würden sie weder ein Fahrrad noch ein Elektroauto brauchen, weil sie beide ohne Hilfe laufen können."
"Ich kriege Pete Buttigieg nicht aus meiner Toilette raus!!!"
Viele machten sich über die Äußerungen lustig. Komikerin Kathy Griffin erklärte etwa auf Twitter: "Leute, ich kriege Pete Buttigieg und seinen Ehemann Chasten nicht aus meiner Toilette raus!!! Um ehrlich zu sein habe ich ein tolles Badezimmer und wir haben alle Brunch hier drinnen."
Hintergrund der Äußerung ist offenbar die Abneigung Greenes und vieler republikanischer Politiker*innen gegen Elektroautos und Fahrräder sowie gegen trans und homosexuelle Menschen. Beispielsweise wurde Buttigieg kritisiert, weil er als Verkehrsminister zu wenig gegen steigende Benzinpreise unternehme (ein Liter Benzin kostet in den Vereinigten Staaten gegenwärtig im Schnitt einen Euro, für US-Verhältnisse ein Rekord). Auf regionaler Ebene gehen viele republikanisch kontrollierte Staaten derzeit außerdem gegen trans Menschen vor, indem sie etwa ihren Zugang zu öffentlichen Toiletten einschränken (queer.de berichtete). Allerdings ist völlig unklar, warum Greene diese beiden Themen verbindet und die Homosexualität des Ministers anspricht. Ein US-Journalist mutmaßte deshalb: "Ich denke, sie verwechselt Homophobie mit ihrem Trans-Hass."
An einer anderen Stelle ihre Rede hetzte Greene gegen Lia Thomas, eine trans Uni-Sportlerin (queer.de berichtete). Sie verwendete dabei ihren abgelegten Namen, den sogenannten Deadname, und erklärte: "Wir werden biologische Männer aus dem Frauensport rauskicken." Bei der sogenannten "Save America Rally" traten neben Ex-Präsident Trump mehrere weitere queerfeindliche Politiker*innen auf. Trump deutete vor tausenden Fans an, sich 2024 erneut um die US-Präsidentschaft bewerben zu wollen.
Marjorie Taylor Greene, die ihren Wahlkreis in Georgia mit 75 Prozent der Stimmen gegen einen Demokraten gewonnen hatte, gilt als Anhängerin der QAnon-Verschwörungstheorie und bringt sich regelmäßig mit LGBTI-feindlichen, ausländerfeindlichen, antiislamischen und antisemitischen Ausbrüchen in die Schlagzeilen. Nach Waldbränden in Kalifornien spekulierte sie etwa auf Facebook über die antisemitische Verschwörungstheorie, dass die Brände durch die jüdische Rothschild-Familie gelegt worden seien – diese hätten das Feuer durch Laser aus dem Weltraum entfacht. Sie gilt als schrillste Stimme ihrer Fraktion im US-Bundesparlament.
Im Februar sorgte Greene für Erheiterung, als sie in einem Interview vor der angeblichen "Gestapo-Polizei" in den USA warnen wollte, aber "Gazpacho-Polizei" sagte (queer.de berichtete). (dk)
Zugleich ist sie aber auch das beste-schlimme Beispiel für den Zustand der Republikanischen Partei. Dort hat sich die Mischung aus Dummheit und Bösartigkeit, die seit langem anwuchs, inzwischen derartig verdichtet, dass es scheinbar keinen Ausweg daraus mehr gibt.
Man kann zuschauen, wie die Demokratie in den USA systematisch abgebaut wird. Die Green ist da nur ein Steinchen in einem großen, grauen(vollen) Mosaik.