Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland hat am Dienstag in einem Statement die Feministin Alice Schwarzer für ihre transfeindlichen Äußerungen scharf kritisiert. Der LSVD halte "die Erklärungen von Alice Schwarzer zum Thema Transgeschlechtlichkeit für grundlegend falsch und unverantwortlich", heißt es darin. Anlass für die Äußerung ist das Erscheinen des von Alice Schwarzer mitherausgegebenen Sammelbandes "Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift" am Mittwoch. "Für uns ist es verwerflich, dass Alice Schwarzer ihre Bekanntheit und Reichweite nutzt, um über die Existenz von Transgeschlechtlichkeit zu streiten", erklärte der LSVD.
Schwarzer betrachtet Trans-Identität als "Mode" und macht gemeinsam mit ihrer Zeitschrift "Emma" unter anderem gezielt Stimmung gegen die trans Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne). Ihr wird die Identität als Frau abgesprochen, außerdem wird sie von "Emma" mit ihrem abgelegten Vornamen umschrieben, was sehr beleidigend ist (queer.de berichtete). Schwarzer behauptet konkret, dass es nur verschwindend wenige trans Menschen gebe, der Rest sehe sich nach Ansicht der Feministin fälschlicherweise als trans an – und müsse damit letztes Endes offenbar bekehrt werden.
"Kein Widerspruch zwischen Trans-Anerkennung und Aufbrechen stereotyper Geschlechtervorstellungen"
Für den LSVD sind derartige Äußerungen "gefährlich, weil sie sich gegen Verbesserungen in der rechtlichen Anerkennung, der gesundheitlichen Versorgung und der gesellschaftlichen Akzeptanz von trans* Menschen richten". Das neue Buch heize zudem "eine Debatte weiter an, deren negative Auswirkungen trans* Menschen zu spüren bekommen". Viele Feminist*innen, so der LSVD weiter, lehnten Schwarzers transfeindliche Haltung ab. "Für sie wie für uns besteht kein Widerspruch zwischen der Anerkennung von trans* Menschen und dem Aufbrechen stereotyper Geschlechtervorstellungen", erklärte der Verband.
Die Debatte sei auch schädlich, weil die wenigsten Menschen in Deutschland trans Personen persönlich kennen würden. Sie könnten daher die Behauptungen nicht mit der Lebenserfahrung von trans Menschen abgleichen. Die wenigsten wüssten auch etwas über den rechtlichen Stand in Deutschland um das entwürdigende Transsexuellengesetz aus dem Jahr 1981, das in weiten Teilen verfassungswidrig ist. Die Ampelregierung hat hier ein Selbstbestimmungsgesetz noch in diesem Jahr angekündigt, das von Schwarzer und der "Emma" bekämpft wird.
Transphobie ist wie Homophobie
Der LSVD beklagt, dass Schwarzer Falschbehauptungen verbreite und Vorurteile schüre, die "in keiner Weise" den Alltag und die Lebensrealität von trans Menschen widerspiegelten. Der Verband erinnert auch daran, dass Schwule und Lesben gegen ähnliche Vorurteile kämpfen mussten und müssen. "Selbstbestimmtes lesbisches und schwules Leben bedeutet in der Regel auch einen Ausbruch aus überkommenen Rollenerwartungen. Lesben und Schwule kennen die homophoben Vorurteile, keine 'richtigen' Frauen bzw. Männer zu sein. Hier haben sie biografisch oft starke Berührungspunkte mit trans- und intergeschlechtlichen Menschen, die für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfen." Es gehe dabei "um die Verwirklichung elementarer Menschenrechte wie des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, die Achtung des Privatlebens und die persönliche Handlungsfreiheit".
Der LSVD hat in einem Artikel "9 Kritikpunkte an Alice Schwarzers gefährlichen und falschen Thesen" veröffentlicht. Darin werden die "Argumente" von Alice Schwarzer erläutert und zurückgewiesen. Beispielsweise geht es um die "Verführungsthese", die unter anderem auch bei Homosexualität angewandt wird.
Bereits zuvor hatte der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, Schwarzer für ihre transfeindliche Kampagne kritisiert (queer.de berichtete). "Trans ist ganz sicher weder ein Hype noch eine Modeerscheinung, stellte der Grünen-Politiker klar. (dk)
www.lsvd.de/de/ct/6772-alice-schwarzer-transsexualitaet
Früher hielt ich noch was von ihr, aber seit ihrem TERF-Turn kann sie mir wahrlich gestohlen bleiben mit ihrem sekkierenden Gewäsch.