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"Lesbische Frauen bleiben auf der Strecke"
Alice Schwarzers Co-Herausgeberin verlässt LSVD
Im Streit um Trans-Rechte verkündet "Emma"-Redakteurin Chantal Louis ihren Austritt aus dem Lesben- und Schwulenverband, weil dieser aus "IdeologInnen" bestehe.

Chantal Louis (li.) und Alice Schwarzer werben in der ARD für ihr Buch "Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift", das von LGBTI-Aktivist*innen als transphob kritisiert wird (Bild: Screenshot Das Erste)
- 30. März 2022, 11:14h 3 Min.
Die "Emma" legt im Streit um die Anerkennung von trans Menschen noch einen drauf: Redakteurin Chantal Louis erklärt in der feministischen Zeitschrift ihren Austritt aus dem Lesben- und Schwulenverband in Deutschland und bezichtigt den Verband, ideologisch zu handeln und lesbische Frauen zu gefährden. Louis erklärte, sie sei 20 Jahre lang LSVD-Mitglied gewesen.
Twitter / lsvd | Der LSVD setzt sich bereits seit längerem für Trans-Rechte einSchon 2010 haben wir "grundlegende Reform des Transsexuellenrechts" gefordert mit Leitbild persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung. Seit 2018 steht das #Selbstbestimmungsgesetz im Programm. Dass wir uns dafür einsetzen ist weder neu noch überraschendhttps://t.co/kpxAvhs7qs
LSVD-Bundesverband (@lsvd) March 30, 2022
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Louis ist neben "Emma"-Gründerin Alice Schwarzer die Co-Herausgeberin des am Mittwoch erschienenden Buchs "Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? – Eine Streitschrift". Für das Buch warben die "Emma" und Schwarzer in teils aggressivem Ton. Schwarzer sprach etwa laut dpa von einer "Trans-Mode" und behauptete, dass es nur verschwindend wenige trans Menschen gebe; der Rest sehe sich nach Ansicht der Feministin fälschlicherweise als trans an – und müsse damit letztes Endes offenbar bekehrt werden. Der LSVD erklärte, diese Äußerungen seien "grundlegend falsch und unverantwortlich" (queer.de berichtete).
Abschied vom LSVD. EMMA Redakteurin Chantal Louis war über 20 Jahre Mitglied im ?Lesben- und Schwulen Verband...
Posted by EMMA on Tuesday, March 29, 2022
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Auf diese LSVD-Kritik reagierte Louis in einem am Dienstagabend veröffentlichten "Abschiedsbrief" mit den Worten: "Was ihr behauptet, ist 'grundlegend falsch' und 'unverantwortlich', weil ihr IdeologInnen seid, die ihr Ding durchziehen wollen. Dass gerade lesbische Mädchen und Frauen dabei auf der Strecke bleiben, ist euch egal."
In dem "Emma"-Artikel behauptete sie unter anderem, dass junge Lesben angeblich zur Transsexualität getrieben würden, um nicht homosexuell zu sein ("Wie kommt es überhaupt, dass ich ausgerechnet von einem Verband, der sich für die Rechte von Lesben einsetzen sollte, nichts höre darüber, dass gerade junge Mädchen, die sich in Mädchen verlieben, Gefahr laufen, dem 'Ich-stecke-im-falschen-Körper-und-war-schon-immer-ein-Junge'-Narrativ zu glauben, das im Internet massenhaft verbreitet wird."). Diesen Vorwurf – wie auch andere – wies der LSVD bereits zuvor im Artikel "9 Kritikpunkte an Alice Schwarzers gefährlichen und falschen Thesen zu 'Transsexualität'" zurück.
"Die transfeindlichen Bemerkungen von Schwarzer sind unhaltbar"
Auch aus der Bundesregierung gibt es Kritik an den transfeindlichen Feministinnen. Bereits vor wenigen Tagen erklärte etwa der Queerbeauftragte Sven Lehmann (Grüne), dass Trans-Sein "weder ein Hype noch eine Modeerscheinung" sei (queer.de berichtete).
Jürgen Lenders, der LSBTI-Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, ergänzte am Mittwoch: "Wer wie Alice Schwarzer Transgeschlechtlichkeit als ein neues 'Massenphänomen' und 'Trans-Mode' betitelt, spricht den Menschen das Gefühl für sich selbst und ihre Selbstbestimmung ab. Sie zeichnet unnötige Schreckensbilder und sorgt damit für Verunsicherung, gerade bei trans*Jugendlichen." Noch vor der parlamentarischen Sommerpause würden Justiz- und Familienministerium einen Referentenentwurf für ein Selbstbestimmungsgesetz vorlegen. "Die transfeindlichen Bemerkungen von Schwarzer sind unhaltbar und zeigen, wie wichtig der morgige Tag der Trans-Sichtbarkeit ist", so Lenders.

krisphotography.de) Jürgen Lenders ist seit Dezember Sprecher für Queerpolitik der FDP-Bundestagsfraktion (Bild:
Auch der Bundesverband Trans* warnt vor dem neuen Buch von Schwarzer und Louis: "Das Buch versammelt ausschließlich Beiträge, in denen trans*feindliche Vorstellungen vertreten werden. Einzelmeinungen, die als wissenschaftlich überholt gelten, werden nicht als solche eingeordnet, sondern als Stand der Wissenschaft dargestellt", erklärte der Verband. "Viele der im Buch eingenommenen Positionen wiederholen trans*feindliche Annahmen, die auch in christlich-fundamentalistischen, rechtskonservativen und rechtsradikalen Kreisen geäußert werden. Durch die Veröffentlichung mischt sich Schwarzer in die Debatte um die Anerkennung von trans* Personen ein und fordert den gesellschaftlichen Fortschritt der vergangenen Jahre zurückdrehen und die Diskriminierung von trans* Personen mindestens beizubehalten, wenn nicht gar zu verstärken." (dk)
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Der TERF-Turn ist ja wirklich kaum noch auszuhalten. Feminismus ist eine inklusive und keine exklusive Angelegenheit.