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Fußball-WM im Verfolgerstaat
Katar: Hochrangiger Offizieller will Fans die Regenbogenfahnen wegnehmen
Während der FIFA-Chef behauptet, dass Homosexuelle bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar willkommen seien, gibt es aus dem Emirat ganz andere Signale.

Generalmajor Abdulasis Abdullah Al Ansari: "Es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen"
- 1. April 2022, 14:22h 2 Min.
Ein katarischer Sicherheitsverantwortlicher hat sich gegen das Zeigen von Regenbogenfahnen bei der Fußball-WM in Katar ausgesprochen. Als Grund gab er an, dass er Angriffe auf die Fans mit bunten Fahnen befürchten würde: Falls ein Fan "die Regenbogenfahne zeigt, und ich sie ihm wegnehme, geschieht dies nicht, weil ich sie wirklich nehmen will, um ihn zu beleidigen, sondern um ihn zu schützen", sagte Generalmajor Abdulasis Abdullah Al Ansari der Nachrichtenagentur AP. "Weil wenn nicht ich es bin, könnte ihn jemand attackieren. Ich kann nicht für das Verhalten aller Menschen garantieren. Und ich werde ihm sagen: 'Bitte, es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen'." Al Ansari ist unter anderem der Vorsitzende des Nationalen Terrorismusbekämpfungs-Komitees im katarischen Innenministerium.
Auf Homosexualität steht beim WM-Gastgeber Katar eine bis zu siebenjährige Gefängnisstrafe, nach islamischem Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe möglich. Der Golfstaat mit 2,7 Millionen Einwohner*innen ist auch wegen schlechter Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik internationaler Organisationen.
FIFA behauptete, Regenbogenfahnen seien erlaubt
Der Weltfußballverband hatte immer wieder versucht, die Staatshomophobie in Katar herunterzuspielen. FIFA-Präsident Gianni Infantino sagte etwa erst kürzlich: "Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen" (queer.de berichtete). Die FIFA hatte auch wiederholt betont, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien. Die katarischen WM-Organisatoren hatten daraufhin behauptet, dass sie Richtlinien des Weltverbands diesbezüglich respektieren würden.
Trotz des angedeuteten Regenbogenverbots sagte Al Ansari auch, dass er LGBTI-Fans nicht empfehle, dass sie Katar fernbleiben sollen. "Bucht ein Zimmer zusammen, schlaft zusammen, das ist etwas, das uns nichts angeht", sagte er. Wer seine Ansichten zur Situation queerer Menschen öffentlich zeigen wolle, solle das aber in einer Gesellschaft tun, "in der das akzeptiert wird".
Die WM findet vom 21. November bis 18. Dezember statt. (dpa/dk)
