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Vor vier Monaten war nach 16 Jahren Landesförderung plötzlich Schluss für die ostsächsische queere Schulbildung des Gerede e.V. Nach Protesten übernahm nun die Stadt Dresden einen Teil der Kosten.
Erfolg für die queere Bildungsarbeit in Ostsachsen: Nachdem der in Dresden ansässige Gerede e.V. zum Jahreswechsel überraschend nach 16 Jahren das Ende der Finanzierung seiner schulischen Aufklärungsarbeit hinnehmen musste (queer.de berichtete), übernimmt die Stadt Dresden nun die Förderung der queeren Bildungsarbeit für die sächsische Großstadt.
Ursprünglich war die queere Bildungsarbeit für Dresden und Ostsachsen vom Landesprogramm "Weltoffenes Sachsen" abgedeckt gewesen. Doch kurz vor Jahreswechsel erfuhren die Engagierten, dass sie im Haushaltsplan 2022 nicht mehr aufgeführt waren. Dabei hatten sie bis dahin Kinder und Jugendliche an den Schulen des als am queerfeindlichsten geltenden Bundeslandes aufgeklärt.
Gegen die Streichung der Gelder protestierte der Gerede e.V. infolgedessen öffentlich. Auch die Berichterstattung, unter anderem auf queer.de, soll nun Wirkung gezeigt haben, wie es heißt – zumindest auf kommunaler Ebene bei den Dresdner Parteien.
Sogar Dresdner CDU stimmte für queere Bildung
Im Stadtrat stimmten die Fraktionen der Grünen sowie von
SPD, FDP, CDU, Linke und den Dissidenten dafür, ersatzweise bis Ende des Jahres zumindest eine Ausfinanzierung für Projekte innerhalb von Dresden aus der städtischen Kasse zu tragen. Bildungsarbeit außerhalb der Grenzen der Großstadt ist damit allerdings nicht möglich.
Dass der Gerede e.V. mit seinem Bildungsprojekt und mit Schulungen von Lehrkräften vom nächsten Jahr an wieder im sächsischen Landeshaushalt auftaucht, dafür müssen sich die Aktiven also weiterhin einsetzen. Und: Auch die Gelder der Kommune Dresden sind, bis zum kommenden Jahreswechsel, begrenzt.
Erste Anfragen dazu, wieder queere Bildung an Dresdner Schulen durchzuführen, haben den Verein nach der Kostenzusage im Dresdner Stadtrat bereits erreicht, wie es vonseiten des Gerede e.V. heißt.
Sozialministerium verbat sich, von "Streichung" zu sprechen
Nach der Streichung der Gelder durch das Landesministerium hatten die Aktiven beklagt, dass sie 150 Projekte hätten absagen müssen. Dabei hatten die queeren Bildungsarbeier*innen immer wieder auf die besonders starke Verbreitung von Queerfeindlichkeit in Sachsen, gerade im ländlichen Raum, hingewiesen. Laut Sachsenmonitor aus dem Jahr 2018 fänden etwa 32 Prozent der Sächs*innen gleichgeschlechtliche Beziehungen "unnatürlich".
Dass es sich beim Ende der 16 Jahre lang wiederholten Finanzierung der Bildungsarbeit um eine "Streichung" handeln würde, dem hatte das zuständige Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Anfang des Jahres auf Nachfrage gegenüber queer.de widersprochen.
Im Bereich der Projektförderung sei die Chance, dass ein Projekt gefördert werde, von Jahr zu Jahr eben unterschiedlich. Mit Petra Köpping steht dem sächsischen Ministerium eine Sozialdemokratin vor. Seit Ende 2019 wird das Land von einer sogenannten Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen regiert.
"Lassen Sie uns in diesem Kontext jedoch betonen", hatte es Anfang des Jahres aus Köppings Ministerium gegenüber queer.de außerdem geheißen, "dass wir gerade in der sich zuspitzenden gesellschaftlichen Lage jedes einzelne Projekt bedauern, das nicht gefördert werden" könne. Dadurch könnten solche Projekte nicht "zum Abbau gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und zur Förderung demokratischer Werte und Handlungskompetenzen in Sachsen beitragen", wie man immerhin richtig erkannte.
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