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Staatshomophobie

China zensiert Dumbledores Coming-out

Im Kinofilm "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" spricht der Zauberer Albus Dumbledore erstmals über seine frühere Liebe zum Bösewicht Gellert Grindelwald – in China wurde der Dialog gestrichen.


Darf in China nicht schwul sein: Jude Law als Zauberer Albus Dumbledore (Bild: Warner Bros.)
  • 13. April 2022, 05:18h 32 2 Min.

Kinobesucher*innen in China dürfen nichts von der früheren Liebe zwischen Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald erfahren. Wie u.a. das Branchenmedium "Variety" berichtete, ließ die staatliche Zensur alle Hinweise auf die schwule Beziehung aus dem aktuellen Film "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" entfernen.

Konkret geht es um sechs Sekunden. So sitzen zu Beginn des Films der Zauberer und der Bösewicht zusammen in einem Restaurant und sprechen sich aus. "Du hast gesagt, dass wir die Welt neu formen könnten", sagt Grindelwald (Mads Mikkelsen) zu Dumbledore (Jude Law). Dessen Antwort "Weil ich in dich verliebt war" wurde in China jedoch ebenso herausgestrichen wie der spätere Satz "Der Sommer, in dem Gellert und ich uns verliebt haben".

Warner Bros. stimmte der Zensur zu

Laut "Variety" stimmte Warner Bros. der Zensur zu, um den Film in die chinesischen Kinos bringen zu können. Seine Essenz sei erhalten geblieben, meinte der Filmverleih in einem Statement. Als Studio sei man verpflichtet, die Integrität jedes Films zu wahren, man müsse dabei jedoch auch auf "verschiedene Marktfaktoren" eingehen. "Wir wollen, dass das Publikum weltweit den Film sehen und genießen kann, und es ist wichtig für uns, dass auch das chinesische Publikum diese Möglichkeit hat, selbst mit diesen geringfügigen Schnitten."

Die Führung der Volksrepublik China geht seit Jahren gegen angeblich "schädliche Einflüsse" in westlichen Filmen und Serien vor, wozu auch Homosexualität gezählt wird. Bereits 2016 hatten die Behörden die Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe im Fernsehen verboten (queer.de berichtete). 2019 wurden schwule Küsse aus dem Kinofilm "Bohemian Rhapsody" entfernt (queer.de berichtete). Zuletzt wurden im Februar mehrere Episoden der TV-Serie "Friends" gekürzt, um queere Szenen zu verschleiern (queer.de berichtete).

Qualvolles Coming-out nach 15 Jahren

Im Westen sorgte das späte Coming-out von Albus Dumbledore eher für Achselzucken. In den Büchern und Filmen der Harry-Potter-Reihe wurde die sexuelle Orientierung des Meisterzauberers nur leicht angedeutet. Autorin J.K. Rowling hatte allerdings bereits 2007 bestätigt, dass Dumbledore auch sexuell den bösen Zauberer Gellert Grindelwald begehrt (queer.de berichtete).

2016 kündigte die Schriftstellerin dann an, dass Dumbledores Homosexualität in der "Phantastische Tierwesen"-Filmserie erstmals thematisiert werden soll (queer.de berichtete). Im zweiten Teil "Grindelwalds Verbrechen" gab es dennoch nur eine sehr versteckte Andeutung (queer.de berichtete). Rowling wurde daraufhin zu Recht Queerbating vorgeworfen. Seit über zwei Jahren sorgt die britische Schriftstellerin zudem immer wieder mit transfeindlichen Ausfällen für Schlagzeilen (queer.de berichtete). (cw)

#1 Ith_Anonym
  • 13.04.2022, 08:54h
  • Jo, wie ich bereits kommentierte. Das war absichtlich so geschrieben, dass man nicht mehr als 2 Minuten rausschneiden muss, um sich des Themas zu entledigen. Dass da instant zugestimmt wird, braucht also niemanden wundern. Das wurde geliefert wie bestellt.

    Es wäre absolut möglich gewesen, so eine Partnerschaft derart in die Geschichte einzuflechten, dass sie sich nicht vollständig zensieren lässt. Ich verweise mal dezent auf Snapes unerfüllte Liebe, wo Rowling bewiesen hat, dass sie extrem fähig ist, Storys zu schreiben, bei denen ohne die Sache mit der Liebe Wesentliches fehlt.
    Aber sowas macht man halt auch bloß mit Romanzen, die man ernst nimmt. Die Frau kann keine schwule Liebe schreiben. Weil sie eigentlich nicht daran glaubt, dass es das gibt.
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#2 Taemin
  • 13.04.2022, 10:19h
  • Ich glaube, die Ablehnung von allem, was LGBTI betrifft, zielt auch gegen Taiwan, das besonders bei diesem Thema genau das Gegenteil von China ist. In keinem asiatischen Land ist die Lage von LGBTI so gut wie dort. Die Maoisten sehen das als Angriff auf ihre staubige Gesellschaftsideologie an. Da spielt China in Ostasien genau die Rolle, die Polen und Ungarn in Europa spielen. Ich merke oft, dass viele glauben, die chinesische Haltung ist typisch asiatisch. Das ist nicht richtig. Sie besteht weltweit, wird nur für Zeit und Ort immer wieder anders begründet. Und dass China die Heimat der harten Kerle ist, das glaubt vielleicht Präsident Xi, aber es ist Quatsch. Und wenn er wütet gegen westlichen Einfluss, dann meint er oft gar nicht westlichen, sondern östlichen, aus Korea nämlich, besonders den in China beliebten K-Pop. Soll er erst seine Armee anschauen mit den engen Hosen und Stiefeln. Zu Hause haben wir gesagt das ist Chinas schwule Garde. Mit hartem Schritt ins weiche Bett.
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#3 SakanaAnonym
  • 13.04.2022, 11:50h
  • Antwort auf #2 von Taemin
  • Kann ich soweit bestätigen, weil Taiwan in der Tat da schon in den 1990er- und 2000ern im Vergleich zu China wesentlich liberaler war (man denke an Filme wie "Crystal Boys" oder an Ausgehviertel wie Ximending in Taipei) und sich bis in die 2022er da positiver entwickelt hat auch im Hinblick auf CSDs vor dem Präsidentenpalast in der Ketagalan Avenue mit über 80.000 Teilnehmenden (
    www.gaytravel4u.de/event/taiwan-gay-pride),
    Ehe für Alle über Umwegen, usw... Da setzt sich das Land auch sehr angenehm von Japan und Südkorea ab, was ich allerdings auch sehr bedauere, weil Tokyo und Seoul (Stichwort Itaewon) da viel zu bieten haben.

    In China gabs ja das Verbot homosexueller Beziehungen in den visuellen Medien seit 2016 und das Verbot, Serien wie "Addicted" auf den Streamingportalen auszustrahlen. Parallel dazu wurde das Thema gleichgeschlechtliche Ehe bei der Neufassung des MinfaDian (
    de.wikipedia.org/wiki/Zivilgesetz_der_Volksrepublik_China)
    einfach übergangen trotz gesellschaftlicher Diskussionen. Allerdings gibt es eine interessante Entwicklung auf WeChat, die an dein Militärargument anknüpft: Die Entwicklung sogenannter "beefcake"-Kanäle, die ausschließlich Fotos gut trainierter junger Männer (xiao xianrou) posten, darunter auch viele junge Soldaten, Sportler und Piloten und gar keine feminin gelesene Männer ("niangpao"). Erotik und gleichgeschlechtliche Liebe haben schon immer ihren Weg trotz harter Zensur in die Köpfe der interessierten Menschen gefunden, und da ist auch die Zensur des Grindlewald-Films kein Hindernis.
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