Sofia Goggia gewann 2018 bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang die Goldmedaille in der Abfahrt (Bild: iamsofiagoggia / instagram)
Selbst dümmste Vorurteile halten sich lang: Die italienische Skirennläuferin Sofia Goggia, gerade mal 29 Jahre alt, kann sich nicht vorstellen, dass es in ihrer Sportart schwule Kollegen gibt. Nur hetero Männer seien in der Lage, schwierige und gefährliche Rennpisten wie in Kitzbühel zu bestreiten, erklärte die im März gekürte Siegerin im Abfahrts-Weltcup sinngemäß in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit "Corriere della Sera".
Auf die Frage der italienischen Zeitung, ob es im Skisport homosexuelle Athlet*innen gebe, antwortete Goggia wörtlich: "Unter den Frauen gibt es ein paar, ja. Unter den Männern nicht, würde ich sagen. Sie müssen sich in Kitzbühel die Streif hinunterstürzen…"
Auch Stimmungsmache gegen trans Athletinnen
Neben der Mär vom schwächlichen Schwulen verbreitete die Sportlerin, die 2018 in Pyeongchang Olympia-Gold holte und in diesem Jahr in Peking Silber gewann, auch ebenso plumpe und sprachlich unsensible Stimmungsmache gegen trans Athletinnen im Frauensport. "Sportlich gesehen hat ein Mann, der sich in eine Frau verwandelt, schon auf hormoneller Ebene körperliche Eigenschaften, die es ihm erlauben, mehr zu pushen", sagte Goggia. "Ich finde es dann nicht richtig."
Insgesamt ist das Geschlechterbild der Italienerin ziemlich wirr. Auf die Frage der "Corriere della Sera", ob sie sich als Feministin sehe, meinte die Athletin: "Frauen sind Frauen, Männer Männer. Ich mag es nicht, wenn sie sagen: Frau mit Eiern. Warum muss man mich danach beurteilen, was ich nicht habe, was ich nicht bin?" Im selben Interview verriet Goggia allerdings auch, dass sie als kleines Kind Barbie-Puppen hasste.
Eine "Entschuldigung", die alles noch schlimmer macht
In sozialen Medien in Italien lösten die dümmlichen Interview-Aussagen einen Shitstorm aus, auf den Sofia Goggia schließlich mit dem Versuch einer Bitte um Vergebung reagierte: "Ein umstürzender Baum macht mehr Lärm als ein wachsender Wald", schrieb sie auf Twitter. "Es tut mir leid und ich entschuldige mich bei allen Menschen, die sich von dem Satz, der beim Corriere-Interview rausrutschte, beleidigt gefühlt haben. Er war, als ich ihn gesagt habe, natürlich nicht diskriminierend gemeint." Der Tweet endete mit einem Regenbogen-Symbol.
Ein Statement, mit dem sich Sofia Goggia noch mehr entlarvt hat. Wer hinter der Behauptung, dass schwule Männer keine herausfordernden sportlichen Leistungen erbringen können, keine Diskriminierung, keine Herabwürdigung, keine Beleidigung erkennen kann, glaubt wirklich an solch biologistischen Schwachsinn. Dafür hat die Skirennläuferin unsere Homo-Gurke mehr als verdient.