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Interview

Wie sehr nervt das "Big Black Cock"-Klischee, Benito Bause?

Ab 22. April gibt's neue Folgen der schwulen ARD-Serie "All you need". Wir sprachen mit dem Hauptdarsteller über die Reaktionen auf die erste Staffel, die Nominierung zum Grimme-Preis und Rassismus in der Szene.


Benito Bause auf einem Promofoto. Zum Interview erschien er mit Afro und Schnäuzer (Bild: René Fietzek)

Kurz nach Ostern startet die zweite Staffel der ersten queeren ARD-Serie "All you need": Die sechs neuen Folgen sind ab Freitag, den 22. April 2022 in der ARD-Mediathek zu sehen. Darüber hinaus wird die Serie auch linear im Hauptprogramm ausgestrahlt. Die erste Folge ist für Mittwoch, den 27. April, vorgesehen. Sie soll nach den "Tagesthemen" um 22.50 Uhr gezeigt werden.

Die zweite Staffel setzt dort an, wo die erste aufgehört hat: Hauptfigur Vince (Benito Bause) hofft, den von ihm verschuldeten Bruch in seiner schwulen Wahlfamilie reparieren zu können. Für neue Impulse in dem fragilen Beziehungsgeflecht sorgen Newcomer Ludwig Brix als Vinces neuer WG-Mitbewohner Simon und Tom Keune in der Rolle des queeren Rugbytrainers Andreas. Eine ausführliche Besprechung folgt.

Die erste Staffel hatte in der Community gemischte Reaktionen hervorgerufen (queer.de berichtete). Dennoch entwickelte sich "All you need" zum Quotenbringer, Nominierung für den renommierten Grimme-Preis inklusive (queer.de berichtete).

Für Benito Bause wäre es nicht die erste Auszeichnung, er wurde bereits beim Schauspiel-Studium preisgekrönt. Sein erstes Festengagement führte ihn 2017 an das Schauspielhaus Zürich, gefolgt vom Residenz-Theater in München. Vor dem Start der zweiten Staffel trafen wir den 31-jährigen Hauptdarsteller zum Interview.

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Herr Bause, gute Quoten sowie eine Nominierung für den Grimme-Preis: Wie sehr hat Sie der Erfolg von "All you need" überrascht?

Ich bin einfach froh und dankbar, dass die Serie so gut ankommt! Von der Nominierung für den Grimme-Preis waren wir alle völlig überrascht, ich hatte zunächst tatsächlich an eine Verwechslung gedacht. Ob wir gewinnen oder nicht, ist nicht so wichtig, mich macht bereits die Nominierung völlig glücklich.

Welche Reaktionen von Fans haben Sie erlebt?

Über Instagram habe ich unglaublich schöne und bewegende Nachrichten erhalten, sogar ein paar charmante Anträge waren darunter! (lacht) Post bekomme ich bis heute, weil einige Zuschauer die Serie erst jetzt in der Mediathek entdecken. Im realen Leben musste ich mich an Reaktionen erst gewöhnen. Kurz nach der Ausstrahlung sprach mich in Berlin-Neukölln ein junger Mann an und fragte, ob ich der Typ aus "All you need" sei – für mich war das ein ganz neues Gefühl, plötzlich von fremden Menschen erkannt zu werden.


Benito Bause als Vince in der zweiten Staffel von "All you need" (Bild: ARD Degeto / Andrea Hansen)

Elyas M'Barek wünscht sich bisweilen eine Tarnkappe für den Alltag. Sie haben sich einen Afro wachsen lassen – erfüllt er denselben Zweck?

Bei mir läuft das Erkanntwerden noch in ziemlich ruhigen Bahnen und eher diskret ab. Mit dem neuen Afro und dem Schnäuzer wird es nun sicher noch ruhiger sein. Manchmal denke ich morgens vor dem Spiegel selber: Wer ist das eigentlich? (lacht)

Hat sich durch den Erfolg der Serie ein Karriere-Kick ergeben?

Ein Karriere-Kick war insofern spürbar, dass ich bei Castings eingeladen war, wo plötzlich Karoline Herfurth vor mir stand. Oder zu Castings für Projekte eingeladen war, bei denen Jürgen Vogel oder Moritz Bleibtreu mitspielten. Das fühlte sich für mich dann schon ein bisschen an wie eine neue Liga.

Bei der zweiten Staffe von "All you need" wirken alle Beteiligten sehr viel entspannter als beim ersten Mal. Trifft dieser Eindruck zu?

Das kann ich absolut bestätigen. Bei der Arbeit am Set war viel mehr Bodenhaftung spürbar, weil wir alle eine vertrautere Beziehung zueinander hatten. Bestimmte Dinge mussten jetzt gar nicht mehr groß besprochen werden, da genügten bereits Blicke und allen war klar, worum es geht.

Ihre Figur Vince klagt in einer Folge über die ständigen "Big Black Cock"-Erwartungen in der Szene. Kennen Sie das Klischee aus persönlichen Erfahrungen?

Ich habe das so wie Vince selbst noch nicht erlebt. Allerdings hörte ich als Jugendlicher beim Duschen nach dem Basketballtraining bisweilen: "Boah: BBC, Benito!". Und egal, ob das stimmt oder nicht – es geht einfach um bestimmte Glaubenssätze, die Menschen reproduzieren, um eine bestimmte Identität zu bestätigen und damit diese Glaubenssätze aufrecht zu erhalten. Das spendet einfach Sicherheit für Menschen, wenn sie denken, sie haben einen Durchblick in der Welt – auch wenn sie die ganze Zeit gegen die Wand laufen.


Szene aus der zweiten Staffel: Die Gefühle zwischen Vince (Benito Bause) und Robbie (Frédéric Brossier) lassen sich nicht länger zurückhalten (Bild: ARD Degeto / Andrea Hansen)

Sie werden in jedem Interview auf Rassismus angesprochen. Stört es Sie, hier zum ewigen Sprachrohr gemacht zu werden?

In einer weißen Mehrheitsgesellschaft wird man als Schwarzer Mensch immer an seine Hautfarbe erinnert. Das ist ein Problem. Es stimmt, dass man als Schwarzer häufig sofort als Sprachrohr für seine Community wahrgenommen wird. Obwohl jeder seine ganz individuellen Meinungen hat. Rassismus ist sicher kein Lieblingsthema von mir, andererseits finde ich das Thema einfach sehr wichtig. Gerade vorige Woche erlebte ich wieder den Klassiker: Personalwechsel im ICE, und ich war eben der einzige Reisende, von dem der neue Schaffner die Fahrkarte sehen wollte. Das sind so kleine, feine Erfahrungen von Alltagsrassismus, sogenannte Mikroaggressionen – aber eben solche, die man spürt.

Was wäre Ihr Tipp für die Zuschauer*innen: Einzelne Episoden von "All you need" schauen oder Bingewatching am Stück?

Immer zwei am Stück. Am besten in umgekehrter Reihenfolge und ohne Ton. (lacht) Für Serien hat sicher jeder sein ganz persönliches und absolut bestes Rezept. Da braucht es keine Ratschläge mehr.

Wird es eine dritte Staffel von "All you need" geben?

Yes, we need more! Es gibt sogar schon einen ungefähren Termin für die Dreharbeiten. Wie es weitergehen wird, weiß ich allerdings noch nicht.

Was machen Sie sonst noch für Sachen?

Ich habe gerade ein Hörbuch aufgenommen. Dann widme ich mich stark der Musik und möchte gerne als Performing Singer-Songwriter bis Ende des Jahres eine EP veröffentlichen. Für die ZDF-Comedy-Serie "Doppelhaushälfte", in der ich auch in der Hauptrolle spiele, habe ich den Titelsong produziert. Darüber hinaus bin ich weiterhin Gast beim Münchner Residenztheater. Zudem durfte ich in Zürich am Theater am Hechtplatz mein Regiedebüt geben, was mir so großen Spaß bereitet hat, dass ich das gerne noch einmal wiederholen möchte.

-w-

#1 Elmar KraushaarAnonym
  • 18.04.2022, 13:44h
  • Wie sehr nervt es, wenn Journalisten meinen, sie müssten, um Lesern das Interview mit einem Schwarzen schmackhaft zu machen, den Big Black Cock in die Titelzeile hieven? DAS ist Rassismus der infamen Sorte!
  • Direktlink »
#2 jeppAnonym
#3 FinalmSposatoEhemaliges Profil
  • 18.04.2022, 14:34h
  • Allerdings hörte ich als Jugendlicher beim Duschen nach dem Basketballtraining bisweilen: "Boah: BBC, Benito!".

    Das wäre also geklärt. Irgendwie süss die Komplimente unter jugendlichen Kerlen.

    Diese Verallgemeinerung kann sicher ärgerlich sein. Sieht man sich die Statistik an, hat das kaum was mit der Ethnie zu tun. Da purzeln die Staaten aller Kontinente durcheinander
    www.laenderdaten.info/durchschnittliche-penisgroessen.php

    Mehr interessiert als seine Penisgrösse hätte mich allerdings ob er Single oder liiert ist, und wenn ja wie er das handelt mit dem ständigen unterwegs sein.

    Nun aber freue ich mich einfach auf die 2. Staffel.
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