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Serientipp

Dahinschmelzen mit Nick und Charlie

Charmante Geschichte, stimmige Umsetzung, überzeugendes Ensemble: Die neue queere Netflix-Serie "Heartstopper" geht direkt zu Herzen und sorgt für Verzückung wie Tränchen gleichermaßen.


Die beiden Schüler Nick (Kit Connor, l.) und Charlie (Joe Locke) verlieben sich ineinander (Bild: Netflix)

Geschichten über queere Jugendliche und ihren Alltag zwischen Kinder- und Klassenzimmer gibt es in Film und Fernsehen mittlerweile glücklicherweise immer häufiger. Die Liste reicht inzwischen von "Love, Simon" und "Love, Victor" über "Booksmart" bis zur kürzlich endlich auch bei uns angelaufenen Serie "Genera+ion", von einem regelrechten Boom in Asien ganz zu schweigen. Und auch bei Netflix weiß man – siehe nicht zuletzt: "Sex Education", "Elite" oder "Young Royals" – längst, dass gerade Schüler*innen aus der LGBTI-Community beim Publikum oft besonders gut ankommen. Weswegen es also nur konsequent ist, dass man sich dort mit "Heartstopper" nun einer weiteren Story widmet, die in dieses Schema passt.

Für die Serie, deren achtteilige erste Staffel seit kurzem bei Netflix verfügbar ist, hat die junge britische Autorin Alice Oseman ihre eigene Vorlage adaptiert: den ab 2018 in vier Teilen erschienenen Webcomic gleichen Namens. Im Zentrum ihrer Geschichte steht der Zehntklässler Charlie (Joe Locke), der etliche Bullying-Erfahrungen hinter sich hat, inzwischen an der Schule (und zuhause) geoutet ist und keine Lust mehr hat auf heimliche Knutsch-Dates mit dem Schönling Ben (Sebastian Croft), der nicht öffentlich zu seinen Gefühlen stehen mag.

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Verstohlene Küsse und Milchshake-Dates

Bald weckt sein neuer Sitznachbar, der ein Jahr ältere Nick (Kit Connor), der auf den ersten Blick das komplette Gegenteil von Charlie zu sein scheint. Während seine besten Freund*innen Tao (William Gao), Isaac (Tobie Donovan) und Elle (Yasmin Finney) skeptisch beobachten, dass der schlaksige Nerd Charlie für seinen neuen Schwarm sogar ins Rugby-Team einsteigt, verknallt der sich immer mehr in Nick. Und stellt schließlich erstaunt fest, dass seine Gefühle womöglich doch erwidert werden.


Nick und Charlie sitzen in der Schule nebeneinander (Bild: Netflix)

Von der aussichtlos-abgefuckten Düsternis einer Serie wie "Euphoria" könnte diese Geschichte kaum weiter entfernt sein. Tatsächlich ist "Heartstopper" – produziert übrigens vom schwulen Oscar-Gewinner Iain Canning ("The King's Speech") und seinem Geschäftspartner Emile Sherman – eher das bewusste Gegenprogramm: Statt um Sex, Drogen und Gewalt geht es eher um verstohlene Küsse, zartes Händchen halten unterm Tisch und Dates zwischen Milchshakes und Bowling-Bahn.

Dass das sehr viel realistischer ist, kann natürlich niemand ernsthaft behaupten, zumal niedliche Animationen (vor allem immer dann, wenn die Gefühle besonders intensiv aufwallen) den Comic-Ursprung der Story stets in Erinnerung rufen. Doch die Entscheidung für eine vermeintlich harmlose Süße ist hier eine bewusste – und es fällt ehrlich schwer, der liebevollen und rührenden Niedlichkeit zu entziehen.

Auch trans Schülerin und lesbisches Paar dabei


Mit Darcy (Kizzy Edgell, l.) und Tara (Corinna Brown) gibt es auch ein lesbisches Paar (Bild: Netflix)

Grenzenlos naiv ist "Heartstopper" übrigens nicht. Nur weil die Protagonisten keine schweren Gewalterfahrungen machen, die (kaum auftauchenden) Eltern verständnisvoll sind und sich die homophoben Beschimpfungen in der Pause größtenteils leicht abschütteln lassen, heißt es nicht, dass die Sorgen und Gedanken, die queere Heranwachsende auch heutzutage noch haben, nicht ernst genommen werden. Und dabei beschränkt sich die Serie nicht nur auf den schwulen Charlie und den womöglich bisexuellen Nick, denn auch Nebenfiguren wie trans Schülerin Elle, dem möglicherweise mehr für sie empfindenden Kumpel Tao oder zwei lesbischen Mädchen wird mit Empathie und Sensibilität Raum gegeben.

Dass das Ganze selbst hartgesottenen Zuschauer*innen, die ihre LGBTI-Storys eigentlich lieber etwas edgier und erwachsener mögen, zu Herzen geht und für Verzückung wie Tränchen gleichermaßen sorgt, liegt am Ende übrigens nicht nur an der charmanten Geschichte oder der stimmigen Umsetzung durch den schwulen Regisseur Euros Lyn, sondern auch am durch die Bank überzeugenden jungen Ensemble, das überwiegend aus hinreißenden Neuentdeckungen besteht.

Nicht unerwähnt bleiben sollen allerdings auch der aus Russell T. Davies' Serien "Cucumber" und "Banana" bekannte Fisayo Akinade als queerer, verständnisvoller Lehrer – und der Gastauftritt der unvergleichlichen Olivia Colman als Nicks Mutter.

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Heartstopper
32 Bilder
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#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 26.04.2022, 19:31h
  • Es gibt sie noch, die lebensbejahende, motivierende, positive Serie, die den Alltag vergessen macht und eine kurze Zeitreise in das alterstypisch hautgestörte Ich von damals erlaubt, hohen Wiedererkennungswert bietet und mit Happy End eine wichtige Botschaft und Empowerment bereithält: Lasst und Nudelsalat essen, unsere Freundschaften und die Vielfalt der menschlichen Liebe feiern. Die Tranchen zu je 25-30 Minuten sind zügig weggeschaut und stehen einer zweiten Runde zeitlich nicht im Weg. Bitte mehr davon!
  • Direktlink »
#3 PschoAngel
  • 26.04.2022, 21:57h
  • Die Serie ist für mich jetzt schon das Highlight des Jahres.

    Ich bin selbst Fan der Graphic Novels die der Serie zur Grunde liegen, da sie mich in meiner eigenen Identitäts Findung extrem bestärkt haben. Die Serie weicht übrigens nur sehr selten von den Graphic Novels ab, was man leider viel zu selten bei solchen Adaptionen sieht, das hängt sicherlich auch mit der Beteiltigung von Alice Oseman zusammen.

    Die Schauspieler*innen spielen ihre Rollen unfassbar authentisch, gerade auch da fast alle von ihnen wirklich Teenager sind!

    Alle 8 Folgen habe ich im Stück auf Englisch gesehen, am gleichen Tag abends/nachts noch auf Deutsch und in den nächsten Tagen noch einmal auf Englisch, absolutes Suchtpotenzial!

    Ich finde es einfach unglaublich schön mal wieder eine Queere Serie mit positiver Sichtbarkeit zu haben.
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