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Trans-Jugend-Studie

Die meisten trans­geschlechtlichen Kinder bleiben trans

Nur 2,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen einer langangelegten Studie, die bereits in jungen Jahren sozial transitioniert waren, hatten ihre Entscheidung fünf Jahre später rückgängig gemacht.


Jazz Jennings, hier 2016 bei einem Pride in New York, transitionierte schon als kleines Kind – und blieb später dabei (Bild: Steven Pisano / wikipedia)
  • 10. Mai 2022, 14:10h 16 3 Min.

In einer am 4. Mai im Journal "Pediatrics" veröffentlichte Studie wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht, wie sich die Geschlechtsidentität von Jugendlichen nach einer sozialen Transition entwickelt. Die Ergebnisse bestätigen die Grundlage, auf der Mediziner*innen bei transgeschlechtlichen Jugendlichen Hormone verschreiben.

Beteiligt waren Wissenschaftler*innen der Universitäten von Princeton, Washington und Victoria. Anders als in bisherigen Arbeiten wurden die Jugendlichen jedoch von Beginn an von den Wissenschaftler*innen begleitet. Frühere Arbeiten hätten sich auf die Daten von auf Transgeschlechtlichkeit spezialisierten Kliniken gestützt, wie es heißt.

94 Prozent der Jugendlichen blieben dabei

Von den 317 Kindern und Jugendlichen, die sich am Beginn der Studie transgeschlechtlich identifizierten, hatten sich 208 als Mädchen und 109 als Jungen verstanden. Sie waren zu Beginn der Untersuchung im Schnitt 8,1 Jahre alt und hatten ihre soziale Transition durchschnittlich im Alter von 6,1 Jahren gehabt, also zwei Jahre vor Untersuchungsbeginn. Das bedeutet auch, dass außer der Änderung von Namen, Pronomen, Kleidung und Frisur bislang keine medizinischen Maßnahmen vorgenommen worden waren.

Alle Teilnehmer*innen sind Teil des langfristig angelegten Trans Youth Project, das die Entwicklung transgeschlechtlicher Kinder und Jugendlicher über viele Jahre beobachten soll. Dadurch erhoffen sich die Forscher*innen eine noch bessere Untermauerung bisheriger Daten.

Das Ergebnis: 94 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die sozial transitioniert waren, identifizierten sich auch nach fünf Jahren gemäß diesem binären Geschlecht, also als Mädchen oder Jungen. Darunter waren 1,3 Prozent Studienteilnehmer*innen, die sich im Verlauf der Jahre anders identifiziert hatten, bevor sie zu der Geschlechtsidentität vom Ausgang der Studie zurückgekehrt waren. Sie hatten also ihre Transition zunächst "bereut" oder waren auf äußeren Druck hin von ihrer Identität abgewichen, ehe sie zur Ausgangsidentität vom Beginn der Studie zurückkehrten.

2,5 Prozent verstanden sich wieder als cis

Von den fehlenden sechs Prozent wiederum identifizierten sich fünf Jahre nach Studienbeginn 2,5 Prozent der Gesamtteilnehmer*innen als cisgeschlechtlich, hatten also ihre transgeschlechtliche Identität aufgegeben. Die verbleibenden 3,5 Prozent hatten nicht ihre Transgeschlechtlichkeit aufgegeben, identifizierten sich jedoch nicht mehr mit dem binären Geschlecht vom Anfang der Studie. Sie hatten inzwischen eine nichtbinäre Geschlechtsidentität.

Die 2,5 Prozent teilnehmenden Kinder und Jugendlichen, die sich nach fünf Jahren nicht mehr als trans identifizierten, waren im Vergleich zur Restgruppe häufig besonders jung, als sie sozial transitionierten, wie die Autor*innen betonen. Meist erfolgte diese Veränderung in ihrem Leben bereits vor einem Alter von sechs Jahren. Ihre Detransition fand dann zumeist auch vor dem elften Lebensjahr und damit vor der körperlichen Pubertät beziehungsweise einer dann häufig eingeleiteten Behandlung mit pubertätshemmenden Hormonen statt.

Kristina Olson, Hauptautorin der Studie, wies darauf hin, dass die Begrifflichkeit der Nichtbinarität zu Beginn der Studie im Jahr 2013 kein so weit verbreitetes Konzept gewesen sei. Von den Teilnehmer*innen habe entsprechend auch niemand das Pronomen "they" verwandt. Das habe sich im Verlauf der Studie jedoch gewandelt.

Die Arbeit zeige, dass Detransitionen, also die Rückgängigmachung einer ursprünglichen Transitionsentscheidung, bei Kindern und Jugendlichen nicht besonders häufig vorkomme. Und: Die kleine Gruppe an Kindern, die detransitionierten, tat dies zumeist zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine tiefergehenden körperlichen Veränderungen durch Gabe von Hormonen eingetreten waren. (jk)

#1 Ith_Anonym
  • 10.05.2022, 14:19h
  • Man sollte bei Jugendlichen vor allem nicht vergessen, nochmal nachzufragen, wenn sie finanziell aus der Abhängigkeit ihrer Eltern raus sind. Da entpuppt sich manche "Detransition" bzw. manche so verkaufte Läuterung der "Phase, die bestimmt bald vorbei ist" dann auch schonmal als devote Geste der Selbstverleugnung, bzw. als Unterwerfung unter ein Übermaß an Gewalt, das für ein Individuum allein evtl. einfach nicht zu ertragen ist. Überleben geht im Zweifelsfalle vor.

    Unangenehmer Nebeneffekt der Erfahrung, wie groß die Erleichterung angesichts der "Heilung" ist: Danach hat man eine sehr realistische Vorstellung davon, wie ernst es Leuten mit dahergesagten Solidaritätsbekundungen ist.
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#2 HexeAnonym
  • 10.05.2022, 14:26h
  • Was nun Doktor Korte und Jan Feddersen wohl sagen werden?
    Aber die sind ja eh Faktenresistent.
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#3 KratzbürsteAnonym
  • 10.05.2022, 15:38h
  • Antwort auf #2 von Hexe
  • In einer vernünftigen Welt könnte man ja hoffen, dass sie ihren Standpunkt vielleicht ändern, sich hinstellen und sagen, "unsere These war falsch, wir entschuldigen uns für den Schaden, den wir angerichtet haben" (ob man die Entschuldigung einfach annähme, wäre eine andere Frage)

    Als trans Frau, die auch schon oft genug mit wissenschaftlichen Studien gegen transfeindliche Punkte argumentieren wollte, und nach über 2 Jahren Pandemie, ist meine Erwartungshaltung eine andere...
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