Für den heterosexuell verheirateten Mike Lee gibt es im TV keine Warnhinweise – für Menschen, die anders als er sind, will er diese aber vorschreiben (Bild: Screenshot / PBS)
Fünf republikanische US-Senatoren haben das TV-Aufsichtsgremium "Parental Guidelines Monitoring Board" in einem Brief aufgefordert, die Networks und Kabelsender zu zwingen, bei Sendungen mit einem jungen Publikum vor queeren Figuren oder anderen queeren Inhalten zu warnen. Eltern könnten dann mit Hilfe des V-Chip, der seit über 20 Jahren in alle amerikanischen Fernsehgeräte eingebaut werden muss, derartige Inhalte automatisch blockieren lassen.
Der Brief wurde von den Senatoren Roger Marshall aus Kansas, Mike Braun aus Indiana, Kevin Cramer aus North Dakota, Steve Daines aus Montana und Mike Lee aus Utah unterzeichnet. Darin wird beklagt, dass Disney mehrere queere Figuren in seinen Serien etablieren wolle. Die Autoren behaupteten, die Trans-Identität würde im Fernsehen "reißerisch" behandelt. Schuld seien "radikale Aktivisten und Unterhaltungskonzerne".
Republikaner beschimpfen Produzenten als "Sexualstraftäter"
Am Anfang jeder Sendung und nach jeder Werbeunterbrechung müssen TV-Sender links oben die Altersempfehlung einblenden, die von TV-Y (geeignet speziell für Jugendliche) bis TV-MA (Mature Audiences, ab 17 Jahren) reicht – Inhalte lassen sich auch mit dem V-Chip blockieren
"Dieser radikale und sexuelle Wirbelwind beschädigt nicht nur Kinder, sondern verletzt auch Elternrechte", behaupteten die Senatoren. Außerdem sei die Darstellung queerer junger Menschen "schädlich für Kinderschauspieler". Ferner erklärten sie: "Die Motivation hypersexualisierter Unterhaltungsproduzenten, die diese Inhalte einem jungen Publikum aufdrängen, ist bestenfalls eigenartig. Schlimmstenfalls sind sie Sexualstraftäter."
LGBTI-Aktivist*innen kritisierten, dass die bloße Sichtbarkeit von queeren Menschen keine "Sexualisierung" sei. Sarah Kate Ellis, die Chefin der LGBTI-Organisation GLAAD, sieht den Brief als Teil eines Trends, "die wachsende Akzeptanz von LGBTI zu bekämpfen".
Derzeit versuchen viele republikanisch kontrollierte Staaten, Sichtbarkeit von queeren Menschen einzuschränken, weil diese angeblich Kindern und Jugendlichen Schaden zufüge. Die Argumentation ist dabei ähnlich wie beim russischen Gesetz gegen "Homo-Propaganda". Florida ist in dieser Frage bislang am weitesten gegangen: Der Gouverneur hat ein Gesetz unterzeichnet, das Diskussionen über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität bis zur zwölften Klasse einschränkt oder verbietet (queer.de berichtete).
Die fünf Senatoren, die den Brief unterzeichnet haben, gelten als extrem queerfeindlich. Mike Lee hatte etwa vor einigen Jahren einen Gesetzentwurf eingebracht, der religiösen Menschen oder Firmen eine pauschale Lizenz zum Diskriminieren von queeren Personen geben sollte (queer.de berichtete). Kevin Cramer ließ sich im Wahlkampf von der queerfeindlichen Hassgruppe "Public Advocate of the United States" sponsern, die Homosexualität mit sexuellem Missbrauch von Kindern in Verbindung bringt und für die "Heilung" von queeren Menschen wirbt. (dk)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
Das ist nicht nur homophob, transphob und menschenverachtend, sondern auch ein schwerer Verstoß gegen die Verfassung.
Aber wenn sich die konservative Politik die Verfassungshüter nach gusto aussucht, dann wird wohl selbst sowas durchgewunken.