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"Zeit"-Gesprächsrunde
Riccardo Simonetti beklagt italienische Doppelmoral im Umgang mit Homosexualität
Der EU-Sonderbotschafter für LGBTI-Rechte kennt Problem auch aus eigener Familie.
- 11. Mai 2022, 16:21h 2 Min.
Der deutsch-italienische Entertainer Riccardo Simonetti sieht in Italien eine bedenkliche Doppelmoral im Umgang mit Fragen der Homosexualität. Das betreffe auch seine eigene Familie, sagte der 29-Jährige laut Verlagsangaben vom Mittwoch in einer Gesprächsrunde der "Zeit". Er genieße unter seinen Verwandten als Schwuler nur einen Sonderstatus, weil er sehr jung erfolgreich geworden sein.
"Wenn ich noch zur Uni gehen würde und schwul wäre und so aussähe, wie ich aussehe, dann würde es da schon mehr Kritik geben, denke ich", sagte der in Deutschland aufgewachsene und lebende Simonetti. "Aber dadurch, dass ich meine Familie finanziell unterstützen kann, wird schnell die Klappe gehalten." Generell sei in Italien über sein Schwulsein eigentlich nie gesprochen worden, fügte er an.
Simonetti ist derzeit auf allen Kanälen zu sehen: So war er Kandidat bei der letzten Samstag ausgestrahlten Folge der ProSieben-Show "Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas". Am Sonntag wird er neben Andrea Kiewel den "ZDF-Fernsehgarten" comoderieren. In der Sonderausgabe der Show wird es vor allem um den Eurovision Song Contest gehen, dessen Finale am Vorabend im Ersten läuft. Der ESC findet dieses Jahr im italienischen Turin statt.
Gleichzeitig engagierte sich Simonetti in den letzten Jahren offensiv für LGBTI-Rechte. 2021 wurde er zum ersten LGBTI-Sonderbotschafter des Europäischen Parlaments ernannt (queer.de berichtete). Er spricht auch offen über seine Ablehnung der queerfeindlichen AfD (queer.de berichtete).
Vor einem halben Jahr sorgte Simonetti international für Empörung unter Erzkonservativen, weil er auf dem Titelbild eines queeren Magazins als Jungfrau Maria zu sehen war (queer.de berichtete). Simonetti verteidigte sich mit den Worten: "Wenn Maria eine Jungfrau war, die ohne Sex ein Kind bekommen hat, dann können wir sie uns genauso gut als gendernonkonforme Person vorstellen. Jede*r kann sich in ihr wiederfinden! Keine*r von uns hat das Recht, ein bestimmtes Gottesbild für sich zu pachten!" (AFP/cw)
