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Bereits auf der Berlinale verzauberte Mariano Biasins Regiedebüt "Sublime" über eine charmante Teenager-Liebe das Publikum. Am Mittwoch eröffnet das Drama die Schwule Filmwoche Freiburg.
Auf der diesjährigen Berlinale erwies sich das argentinische Jugenddrama "Sublime" als echtes Juwel. Gäbe es einen Teddy Award der Herzen, hätte Mariano Biasin ihn für sein Kinodebüt verdient.
Im Mittelpunkt des Films stehen der 16-jährige Manuel (Martín Miller) und sein Kumpel Felipe (Teo Inama Chiabrando), beste Freunde seit Kindertagen. Begeistert machen sie Musik in einer Band. Für sein geplantes erstes Mal mit Freundin Azul richtet Manuel im Van von Felipes Vaters ein gemütliches Liebesnest ein.
Das Date verläuft nicht ganz so kuschelig wie geplant. Zum Glück lässt es sich mit Musik gut ablenken. Derweil nächtliche Sprachnachrichten den Flirt mit der Freundin fortsetzen. Die wahren Gedanken von Manuel sind allerdings eher anderswo. Im Traum liegt er mit verliebtem Blick mit Felipe im Bett. Dass er im Schlaf spricht, ist für die kleine Schwester Antonia ein gefundenes Fressen zum sofortigen Petzen.
"Dich würde ich überall küssen"
Felipe ahnt derweil nichts von den neuen Gefühlen seines Freundes. Er gibt sich albern unbeschwert wie eh und je. "Würdest du lieber einen Topf Honig essen oder einen Jungen in unserer Klasse küssen?", fragt Manuel vorsichtig beim nächtlichen Besäufnis am Strand. "Kommt darauf an, wen. Dich würde ich überall küssen", bekommt er als kichernde Antwort.
Dem zunehmend verwirrten Teenager macht sein Gefühlschaos immer mehr zu schaffen. Erst macht er Schluss mit Azul. Dann zerstört er eifersüchtig den Van, in dem sein Kumpel es sich am Abend mit Freundin Lara gemütlich machen wollte. Felipe reagiert völlig ratlos, bis er die neue Lage ahnt. "Sag es! Sag es!", fordert er Manuel auf.
Als der ihm seine Liebe gesteht, herrscht Sendepause. Das nächste Konzert findet ohne Manuel statt. Dann kommt er überraschend doch noch auf die Bühne. Die beiden Freunde rocken einträchtig miteinander als wäre nichts geschehen. Am nächsten Tag am Strand reden die beiden noch ein bisschen über ihre Gefühle. Kicken mit den Kumpels. Dann greift der coole Felipe überraschend zu einer bewegenden Geste, die für Wow-Effekte sorgt – bei seinem verdutzten Freund ebenso wie wohl auch beim Publikum!
Coming-of-Age-Geschichte mit Charme und Coolness
Mariano Biasin erzählt seine Coming-of-Age-Geschichte mit Charme und Coolness gleichermaßen. Seine jungen Helden genießen ihr fröhliches Teenie-Leben: Party, Musik, Mädchen, Fußball, Strand und Freundschaft. Plötzlich werden die Karten neu gemischt, als der sensible Manuel ins Gefühlschaos stürzt. Bei seinen selbst geschriebenen Songtexten gerät er ins Stolpern. Mit der Freundin macht er spontan Schluss noch vor dem geplanten ersten Mal. Für den langjährigen Freund entwickelt er ungeahnte Gefühle, die verunsichern. Hinter der coolen Schale steckt freilich auch bei Felipe ein sensibler Kerl.
"Queerness ist nichts Neues für Argentinien, das ist im Fernsehen und Filmen oft zu sehen", sagt Biasin im Interview mit queer.de über sein Regiedebüt. "Mir war beim Schreiben wichtig, dass es überhaupt kein Problem darstellt, wenn es diese Freundschaft zwischen demselben Geschlecht gibt."
Mit der Kamera ist Biasin stets ganz nahe dran bei seinen Figuren. Läuft beim Kicken mit. Steht beim Konzert auf der Bühne. Oder legt sich in das Liebesnest im Van. Mittendrin statt nur dabei! Mit umwerfender Lässigkeit und enormer Leinwandpräsenz agieren seine Darsteller. Völlig albern beim Besäufnis. Leidenschaftlich beim Konzert. Verlegen bei Gefühlen. Die Chemie zwischen den Freunden ist spürbar stimmig.
Visuell bietet "Sublime" gleichfalls hübsche Ideen. Von Großaufnahmen der blinkenden Zahnspangen über Kids auf Dächern im Gegenlicht bis zum Meerblick mit Regenbogen. Auch beim Soundtrack findet der gelernte Videoclip-Regisseur stets den richtigen Ton.
Links zum Thema:
» Homepage der Schwulen Filmwoche Freiburg
» Mehr Infos zu "Sublime" beim Filmverleih Salzgeber
Mehr zum Thema:
» Interview mit dem Regisseur: Holt "Sublime" den Teddy Award, Señor Biasin? (13.02.2022)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
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