Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?42084

Prozess um Magazin "Theologisches"

Köln: Verfahren zu homofeindlicher Hetze gegen Geldzahlungen eingestellt

"Krebsmetastasen" und "Parasiten" – so hatte ein polnischer Priester Homosexuelle in einer deutschsprachigen Zeitschrift bezeichnet.


Darisuz Oko ist auch ein gern gesehener Gast im staatlichen polnischen Fernsehen (Bild: Albigowa / wikipedia)

  • 20. Mai 2022, 16:38h 14 3 Min.

Ein mit Spannung erwarteter Volks­verhetzungsprozess gegen einen polnischen Priester und Theologieprofessor vor dem Amtsgericht Köln ist am Freitag gegen Zahlung einer Geldauflage von 3.000 Euro eingestellt worden. Der Theologe Dariusz Oko aus Krakau hatte Homo­sexuelle unter anderem als "Krebsmetastasen" und "Parasiten" bezeichnet. Er war dafür zu einem Strafbefehl über 4.800 Euro verurteilt worden, nachdem ihn der katholische Priester Wolfgang Rothe aus München angezeigt hatte. Weil Oko dagegen Einspruch einlegte, kam es zu der Verhandlung (Aktenzeichen 535 Cs 127/21).

Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn warf dem Angeklagten vor, "zum Hass aufgestachelt" und "Teile der Bevölkerung beschimpft und verächtlich gemacht" zu haben. Oko betonte, dass er mit seinem Text nicht alle Homo­sexuellen angegriffen habe. Vielmehr habe er damit homo­sexuelle Missbrauchstäter in der katholischen Kirche gemeint. "Ich bereue, dass ich so stark ausgegrenzt habe", sagte er. "Ich entschuldige mich."

Twitter / WolfgangFRothe | Der Priester Wolfgang Rothe, der Strafanzeigen gestellt hatte, begleitete die Verhandlung bei Twitter
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Der verantwortliche Redakteur der in Köln ansässigen Zeitschrift "Theologisches", in der Okos Artikel erschienen war, muss 4.000 Euro bezahlen, weil seine Verdienste wesentlich höher sind als die von Oko. Der 91-jährige deutsche Priester versicherte, künftig besser auf die Wortwahl der Artikel zu achten. Sein ursprünglicher Strafbefehl lautete auf 9.100 Euro. Die nun beschlossenen Geldauflagen der beiden Männer sind an den "Weißen Ring" zu zahlen.

Oko ist Inhaber des Lehrstuhls für "Kognitive Philosophie" an der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in Krakau. Der Artikel – Überschrift: "Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der Kirche zu begrenzen" – wurde in der Verhandlung in voller Länge von der Richterin Sophie Schwartz verlesen, was drei Stunden in Anspruch nahm. In dem Text vertritt Oko die These, dass sich die katholische Kirche im Griff einer homosexuellen "Lavendel-Mafia" befindet. Es fallen Begriffe wie "Homo-Häresie". Jesus habe die Kirche nicht als "Schwulenclub" und "homo-orgiastischen Ort" gegründet, wettert Oko, der einen "homosexuellen Verfall" in der Kirche beklagt.

Mehrmals applaudierten im Saal Unterstützer*innen Okos, die das Verfahren verfolgten. Solche Bekundungen sind vor Gericht ungewöhnlich, doch die Richterin schritt dagegen nicht ein. In einem später in "Theologisches" veröffentlichten zweiten Teil hatte Oko über homosexuelle Priester unter anderem geschrieben: "Man sollte nicht versuchen, solche Menschen zu bekehren, dafür sind sie schon zu verdorben und degeneriert, man sollte nur für sie beten und überlegen und planen, wie man Jungen, junge Geistliche, sich selbst und die ganze Kirche vor ihnen schützen kann."

Die polnische Regierung hatte nach Bekanntwerden des Strafbefehls Vorwürfe gegen die deutsche Justiz erhoben. Vize-Justizminister Marcin Romanowski sah "freiheitsfeindliche Tendenzen im deutschen Rechtsschutzsystem". Polen steht innerhalb der Europäischen Union selbst wegen Defiziten bei der Rechtsstaatlichkeit in der Kritik.

Auch Oko hatte in Interviews vor allem in Polen immer wieder mit homofeindlichen Äußerungen nachgelegt. Vor dem Prozess hatte er gegenüber Medien seine Position verteidigt: "Ich spreche nicht über alle Homosexuellen, das ist der springende Punkt. Ich spreche allein über homosexuelle Priester, die schwere Verbrechen begehen", behauptete der 61-Jährige (queer.de berichtete).

In einem anderen viel beachteten Volksverhetzungsprozess hatte das Landgericht Bremen am Freitagmorgen den evangelikalen Prediger Olaf Latzel in zweiter Instanz freigesprochen (queer.de berichtete). Er hatte unter anderem Homosexualität als "todeswürdig" und CSD-Besucher*innen als "Verbrecher" bezeichnet. (cw/dpa)

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 20.05.2022, 17:35h
  • Dass es das deutsche Gesetz erlaubt, sich aus einem Gerichtsprozess freikaufen zu können, indem es um die Entwürdigung einer Opfergruppe des Nationalsozialismus und Volksverhetzung geht, unter Hilfenahme einschlägiger Nazivokabeln wie "Parasiten", gehört mit zum Widerlichsten und Verachtenswertestem, was ich jemals auf dieser Seite gelesen über deutsche Rechtsprechung gelesen habe. Falls man letzteres im vorliegenden Fall überhaupt noch als Begriff gebrauchen kann.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#2 AtreusEhemaliges Profil
  • 20.05.2022, 17:58h
  • Antwort auf #1 von Atreus
  • Ergänzung zu den genannten Nazivokabeln:

    »Als Ungeziefer, Parasiten oder Schädlinge bezeichnen vor allem totalitäre Ideologien und Regime vermeintliche oder wirkliche Gegner. Diese Form der verbalen Diffamierung bereitete sowohl in den stalinistischen Säuberungsprozessen als auch in der nationalsozialistischen Judenverfolgung die physische Vernichtung vor.«

    »Die Entmenschlichung von Verfolgten, indem man sie zu Ungeziefer erklärt, ist in totalitären Regimen stets der erste Schritt zur Vernichtung. Wer Ungeziefer ausrottet, begeht keinen Mord an Menschen. So dient die aggressive Rhetorik auch zur Schuldentlastung der Täter.«

    »In Mein Kampf beschrieb Adolf Hitler 1925/27 den Juden nicht als Menschen, sondern als Krankheitserreger: Er ist und bleibt der typische Parasit...«

    www.gra.ch/bildung/glossar/ungeziefer/

    Das Polen seit Jahren eine menschenfeindliche Politik ggü. der queeren Bevölkerung betreibt, steht auch außer Frage.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#3 dellbronx51069Anonym
  • 20.05.2022, 18:37h
  • Einmal mehr zeigen uns diese zwei Fälle was die wahre Pest auf Erden ist.
  • Antworten »  |  Direktlink »