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"Strafweise aus Klerikerstand entlassen"
Papst schmeißt schwulen Ex-Mönch Anselm Bilgri raus
Der schwule Priester Anselm Bilgri zeigt sich enttäuscht über das "Nachtreten" des Vatikans.

Anselm Bilgri verbrachte die meiste Zeit seines Lebens als katholischer Priester – jetzt steht er aber zu seiner sexuellen Orientierung und ist damit in seiner alten Glaubensheimat eine unerwünschte Person
- 23. Mai 2022, 11:39h 2 Min.
Papst Franziskus hat den offen schwulen Ex-Mönch Anselm Bilgri "strafweise wegen Verharrens in Kirchenspaltung aus dem Klerikerstand entlassen". Das teilte der Vatikan dem 68-Jährigen per Post als Einschreiben mit. Mit dem Schritt ist Bilgri nun offiziell exkommuniziert und darf etwa keine Sakramente mehr empfangen oder spenden. In dem Brief erklärte der Papst weiter: "Ich ermahne Sie eindringlich, in die volle Gemeinschaft der römisch-katholischen Kirche zurück zu kehren."
Bilgri erklärte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass er das Schreiben für überflüssig halte: "Es hat mal wieder deutlich gemacht, dass sich die römisch-katholische Hierarchie, auch die bischöfliche, in einer Blase befindet und die Realität unserer Gesellschaft überhaupt nicht mehr wahrnimmt", erklärte er. Er habe den Brief abgeheftet, nun werde er verstauben.
"Nach 42 Jahren als Priester bekomme ich jetzt so einen Fußtritt"
Gegenüber der "Bild"-Zeitung empörte sich Bilgri weiter: "Dieses Nachtreten ist menschenverachtend. Die römisch-katholische Kirche lebt in einer Blase", so der gläubige Christ. "Nach 42 Jahren als Priester bekomme ich jetzt so einen Fußtritt."
Der Hintergrund: Vor rund 40 Jahren war Bilgri vom späteren Papst Joseph Ratzinger zum Priester geweiht worden – und stieg später zum Prior des bekannten bayerischen Benediktinerklosters Andechs auf. 2020 gab er aber bekannt, aus der römisch-katholischen Kirche aus- und zu der deutlich liberaleren Altkatholischen Kirche übergetreten zu sein. Diese katholische Abspaltung gilt laut dem Vatikan als Häresie, also als Ketzerei. Die altkatholische Kirche akzeptiert anders als die römisch-katholische Kirche gleichgeschlechtliche Paare sowie Frauen als Priesterinnen. Bilgri arbeitet dort jetzt als ehrenamtlicher Priester.
Kurze Zeit nach seinem Übertritt machte er öffentlich, dass er schwul ist und seit Jahren mit seinem knapp 30 Jahre jüngeren Partner Markus Achter zusammenlebt. Bereits im Kloster habe er mit seiner sexuellen Orientierung gekämpft, so Bilgri weiter. Erst seit seinem Austritt aus dem Kloster könne er dazu stehen. Letztes Jahr heiratete er seinen Freund – Standesbeamter war der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (queer.de berichtete). (dk)














Das erinnert nicht an das 21. Jahrhundert, sondern an mittelalterliche Kuttenträger, die "Gott will es" rufen.